Die Aktivist*innen fordern, dass die Schweiz und in der Schweiz ansässige Unternehmen ihre historische Rolle bei Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen im Globalen Süden anerkennen, aufarbeiten und berichtigen. ©Bild: Debt for Climate

Debt for Climate: Aktivist*innen blockieren einen Viertel der CH-Erdölprodukte

(PM) Am frühen Morgen des 10. Oktober um drei Uhr haben Aktivistinnen der globalen Kampagne ‚Debt For Climate‘ die Erdölraffinerie in Cressier, NE, mit Bambusgerüsten blockiert. Diese Raffinerie verarbeitet mehr als einen Viertel der in der Schweiz verkauften Erdölprodukte. Die Aktivistinnen fordern, dass die Schweiz ihre historische Rolle anerkennt und die Schulden im Globalen Süden erlässt. (Article en français >>)


In der Nacht auf Montag haben Aktivist*innen die Raffinerie in Cressier, NE, die für die Umwandlung des gesamten in die Schweiz gelieferten Roherdöls verantwortlich ist, blockiert. Laut Avenergy Suisse, dem Branchenverband der Schweizer Brenn- und Treibstoff-Importeure, stammt der grösste Teil des in der Schweiz raffinierten Erdöls aus dem Globalen Süden. Fast 40 % des in Cressier verarbeiten Erdöls stammt aus Nigeria.1 Davon profitiert jedoch nicht die lokale Bevölkerung, sondern hauptsächlich der britisch-niederländische Ölkonzern Shell, die US-amerikanische Exxon Mobil sowie die französische Total Energies und italienische Eni. Die neokoloniale Ausbeutung Nigerias wird durch diese westlichen Konzerne weitergeführt; Wälder werden gerodet, Flüsse vergiftet, die Luft verschmutzt und somit die lokalen Ökosysteme zerstört. Der Bevölkerung wird ihre Lebensgrundlage geraubt.

Solidarität mit dem Widerstand in Nigeria
Gleichzeitig erstickt Nigeria in einer sich immer schneller verengenden Schuldenschlinge und hat dadurch keine andere Wahl, als weiterhin auf den Erdölexport zu setzen. "Wir solidarisieren uns mit dem jahrzehntelangen Widerstand in Nigeria und fordern die Tilgung der Schulden aller Ländern des Globalen Südens, um so die neokolonialen Kontinuitäten im Globalen Südens zu durchbrechen.", meint die 48-jährige Aktivistin Larissa Gubler.

"Wir müssen der dreifachen Ungerechtigkeit ein Ende setzen: Die Bekämpfung der Umweltzerstörung kann erstens nicht von denjenigen bezahlt werden, die am wenigsten dazu beigetragen haben, die zweitens die über die geringsten finanziellen Mittel verfügen, um dafür zu bezahlen, und drittens deren Bevölkerungen am meisten darunter leiden würden, wenn die Finanzmittel von der Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse abgezogen werden würden. Aus diesem Grund ist die vollständige und bedingungslose Streichung der Staatsschulden der wirtschaftlich verarmten Länder des globalen Südens unumgänglich. Diese Schulden wurden vor allem durch die Zerstörung der Umwelt und die Ausbeutung der Menschen verursacht. Hinzu kommt die Förderung von Korruption und Despoten in diesen Ländern durch Kreditgeber wie die Schweiz, die weltweit als Geheimbunker für gestohlene Staatsgelder, insbesondere aus Afrika, bekannt ist." meint der aus Nigeria stammende Aktivist und Journalist Peter Emorinken-Donatus.

Notwendigkeit von kolonialen und ökologischen Reparationen
Deshalb fordern die Aktivist*innen, dass die Schweiz und die in der Schweiz ansässigen Unternehmen ihre historische Rolle bei Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen im Globalen Süden anerkennen, aufarbeiten und berichtigen. Dazu gehört, dass sich die Schweiz bei den Vereinten Nationen für eine verbindliche Erklärung über die Notwendigkeit von kolonialen und ökologischen Reparationen einsetzt.

Für die Aktivist*innen ist klar, dass das auf fossilen Brennstoffen basierende System für die jetzigen und historischen Krisen verantwortlich ist: "Die Schweizer Politik schafft es weder unsere Sorgen am Ende des Monats anzugehen, noch die drohende Klimakatastrophe zu verhindern. Nur wenn sie es schafft, uns von fossilen Brennstoffen unabhängig zu machen, können wir die Spirale der immer schlimmer werdenden Krisen beenden", so Inea Lehner, 26.

Text: Debt For Climate! (CH)

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1 Kommentare

Lilu

Merci für den tollen Artikel <3

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