Tägliche Gesamtfeuerstrahlungsleistung zwischen dem 1. und 30. Juni 2022 für Spanien (links) und geschätzte Gesamtkohlenstoffemissionen im Juni für Spanien von 2003 bis 2022 (rechts). ©Bild: Copernicus Atmosphere Monitoring Service/Ecmwf

Tägliche Gesamtfeuerstrahlungsleistung zwischen dem 1. April und 30. Juni (links, rote Balken: 2022, graue Balken: Ø 2003 und 2021). Geschätzte Gesamtkohlenstoffemissionen für gleichen Zeitraum (rechts) in Ural und Sibirien. Quelle: Cams/Ecmwf

Tägliche Gesamtfeuerstrahlungsleistung seit dem 1. Juni 2022 (links) und geschätzte Gesamtkohlenstoffemissionen im Juni (rechts) für Alaska. Quelle: Copernicus Atmosphere Monitoring Service/Ecmwf

Der Copernicus Atmosphärenüberwachungsdienst hat zu Beginn der Waldbrandsaison in den borealen Wäldern Brände in der gesamten nördlichen Hemisphäre erfasst und in einer Animation festgehalten. Quelle: Copernicus Atmosphere Monitoring Service/Ecmwf

Copernicus: Starke Waldbrände im Frühjahr und Frühsommer in nördlicher Hemisphäre – Studie belegt erhöhtes Risiko aufgrund Klimawandel

(PM) Der Copernicus Atmosphärenüberwachungsdienst erfasst zu Beginn der Waldbrandsaison in den borealen Wäldern Brände in der gesamten nördlichen Hemisphäre. So gab es in Europa im Frühsommer einige Brände in Spanien, Frankreich und Deutschland sowie Waldbrände in Alaska und im Südwesten der USA. Darüber hinaus wurden Brände in New Mexico beobachtet, die seit Mitte April andauerten und auch Ende Mai und Anfang Juni noch nicht gelöscht waren.


Die Wissenschaftler des Copernicus Atmosphärenüberwachungsdienstes (Cams) verfolgen kontinuierlich den Beginn und die Dauer der borealen Waldbrandsaison 2022 in der nördlichen Hemisphäre; eingeschlossen ist dabei auch Beginn und Entwicklung von Bränden in den Regionen Sibiriens und Nordamerikas. Cams, das vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (Ecmwf) im Auftrag der Europäischen Kommission zum Einsatz kommt, überwacht kontinuierlich die Intensität sowie die Emissionen von Bränden weltweit.

Europa
In Europa beobachtete Cams die Entwicklung eines grossen Waldbrandes in Andalusien, nahe der Costa del Sol, Spanien, der am 8. Juni 2022 begann und die Evakuierung von 2000 Personen aus der nahe gelegenen Stadt Benahavis zur Folge hatte. Die Gfas-Daten für Andalusien zeigen eine extreme relative tägliche Gesamt-Frp im Vergleich zum Mittelwert von 2003-2021. Zudem gelang Cams auch die Beobachtung zahlreicher anderer Brände in ganz Spanien, darunter die hohe Brandaktivität in der Region Kastilien und León ab Mitte Juni, wo ungewöhnlich hohe Temperaturen und starke Winde die Intensität der verheerenden Brände noch verstärkten. Bei der Überwachung geht es nicht nur um die Intensität der Brände, sondern auch um die Analyse der weiterreichenden Auswirkungen von Waldbränden und Rauchemissionen, einschliesslich ihrer Auswirkungen auf die Luftqualität, die zu verschiedenen Atemwegserkrankungen und anderen Gesundheitsschäden führen können.

Nordamerika
In Nordamerika entwickelten sich grosse Waldbrände im Südwesten der USA, wo ein grosses Feuer in New Mexico von Mitte April bis Anfang Juni 2022 andauerte. In jüngerer Zeit registrierte Cams im Juni 2022 zudem eine wachsende Zahl von Waldbränden in Alaska.

Alaska
Jeden Sommer widmen die Cams-Wissenschaftler den Bränden in den borealen Wäldern und in den hohen nördlichen Breiten besondere Aufmerksamkeit. In den ersten Juniwochen entwickelte sich in Alaska, auch innerhalb des Polarkreises, eine wachsende Zahl von Bränden, die über dem Durchschnitt der Jahre 2003 bis 2021 lag, was zu einem Rauchtransport über die Beaufortsee in Richtung Nordpolarmeer führte. Die Daten zu den Bränden in der Arktis zeigen typische Tageswerte für den gesamten Juni. Cams beobachtet diese allerdings besonders genau, da in den letzten Wochen weitere Brände in der Republik Sacha und im Autonomen Kreis Tschukotka ausgebrochen sind.

Ural und Sibirien
Die Daten von Cams zeigen, dass für den Zeitraum zwischen dem 1. April und dem 30. Juni die gesamten geschätzten Kohlenstoffemissionen aus Frühjahrsbränden (einschliesslich Waldbränden und offenem Feuer für die Landwirtschaft) für die Föderationsbezirke Ural und Sibirien trotz eines relativ intensiven Saisonbeginns nahe am Durchschnitt der vorangegangenen Jahre im Datensatz (2003-2020) für diese Jahreszeit lagen. Im fernöstlichen Föderalbezirk treten Brände in der Regel eher im Sommer als im Frühjahr auf und zeigen derzeit typische Werte für diesen Zeitpunkt der Saison.

Polarkreis
Die boreale Feuersaison dauert in der Regel von Mai bis Oktober, wobei der Höhepunkt der Aktivität zwischen Juli und August liegt. Die Daten zeigen einen spezifischen Anstieg der Feueraktivität in Bezug auf die beobachtete Feuerstrahlungsleistung (Frp) am Polarkreis. Darüber hinaus zeigen die Brandüberwachungsdaten von Cams, dass die Gesamtkohlenstoffemissionen für diese Region ähnliche Werte wie zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2021 und in anderen Jahren des Datensatzes vor 2019 aufweisen, wobei die Werte viel niedriger sind als in den Rekordjahren 2020 und 2019.

Erhöhte Entflammbarkeit der Vegetation steigert Risiko grosser Waldbrände
Mark Parrington, leitender Wissenschaftler und Experte für Waldbrände bei Cams, kommentiert hierzu: „In den letzten Sommern haben wir grossflächige und anhaltende Waldbrände in der gesamten nördlichen Hemisphäre beobachtet, und wir untersuchen die Brände, die sich im Frühjahr und Frühsommer entwickelt haben, bereits genauestens. In diesem Sommer haben wir bisher typische Trends beobachtet, ausser in New Mexico und Alaska. Obwohl die Feueraktivität auf der nördlichen Hemisphäre nicht besonders ungewöhnlich war, wissen wir, dass die erhöhte Entflammbarkeit der Vegetation das Risiko grosser Waldbrände gesteigert hat, deren tatsächliches Auftreten und Ausmass schwer vorherzusagen ist. Aus diesem Grund und um rechtzeitig Informationen zu liefern, überwacht Cams weiterhin die Brandaktivität in diesen Regionen und weltweit in allen Stadien sowie die Intensität der Brände und den daraus resultierenden Rauch, den sie erzeugen.“

Cams überwacht weltweit Brände und schätzt die von ihnen verursachten Emissionen mittels seines Global Fire Assimilation System (Gfas) ein, dass Instrumente an Bord von Satelliten sowie In-situ-Daten nutzt. Die geschätzten Emissionen werden mit dem Ecmwf-Wettervorhersagesystem kombiniert, das den Transport und die Chemie von Schadstoffen in der Atmosphäre modelliert, um vorherzusagen, wie die globale Luftqualität bis zu fünf Tage im Voraus beeinflusst werden wird.

Studie belegt Veränderung des Waldbrandrisikos aufgrund des Klimawandels
Ein Konsortium europäischer und internationaler Forschungseinrichtungen, zu dem die Universität Barcelona, Creaf, der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (Ipss), das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (Ecmwf), das Institut für Umweltforschung und nachhaltige Entwicklung des Nationalen Observatoriums von Athen (Griechenland), die Europäische Weltraumorganisation (Esrin), die Universität von Salento (Italien) und die Universität von Patras (Griechenland) gehören, hat eine internationale Studie erstellt, die eine noch nie dagewesene Veränderung des Waldbrandrisikos in Europa im Zusammenhang mit dem Klimawandel feststellt. Beteiligt sind führende Klimatologen, Experten für Waldbrandgefahr und Waldökologie (Jofre Carnicer, Andrés Alegria, Christos Giannakopoulos, Francesca Di Giuseppe, Anna Karali, Nikos Koutsias, Piero Lionello, Mark Parrington und Claudia Vitolo). In dieser Studie wird das Entstehen nichtlinearer und sich schnell verändernder Beziehungen zwischen den mit dem Klimawandel verbundenen Wetterbedingungen mit höherem Brandrisiko und den Auswirkungen von Bränden auf die Gesellschaft beobachtet und festgestellt.

Animation der täglichen weltweiten Waldbrandaktivitäten vom 1. Januar 2022 bis zum 30. Juni 2022 >>

Weitere Informationen über die diesjährige Brandsaison >>

Cams Global Fire Monitoring >>

Weitere Informationen über die Beobachtung von Bränden in den Cams Wildfire Q&As >>

Studie: Global warming is shifting the relationships between fire weather and realized fireinduced CO2 emissions in Europe >>


Text: Copernicus



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