Die Power-to-Gas-Anlage in Dietikon. Angesichts der hohen Strompreise dürfte das Konzept wohl aber nicht so rasch von anderen Müllverbrennungsanlagen kopiert werden. Bild: Limeco

Limeco: Industrielle Power-to-Gas-Anlage der Schweiz startklar – Gasverkauf zu Gestehungskosten

(SDA/ee-news.ch) Mitte Mai geht in Dietikon ZH die erste industrielle Power-to-Gas-Anlage der Schweiz in Betrieb. Betrieben wird die 14 Millionen Franken teure Anlage vom Regiowerk Limeco, das im Limmattal eine Kläranlage, eine Kehrichtverwertungsanlage und ein Fernwärmenetz betreibt. Limeco verkauft das Gas vorerst zu Gestehungskosten, weil der Preis sonst zu hoch ist. Grösstes Hindernis von Anlagen dieser Art sind die zur Zeit rekordhohen Strompreise.


Während der Elektrolyse wird mit dem Strom aus Wasser Wasserstoff gewonnen. Der Wasserstoff wird wiederum in einem Bioreaktor mit dem CO2 im Klärgas aus der Abwasserreinigung zu Methangas. Anschliessend wird das "grüne" Gas, das chemisch gleich zusammengesetzt ist wie Erdgas, ins Gasnetz eingespeist.

Verträge über 15 Jahre
Limeco hat das Projekt 2020 in Zusammenarbeit mit acht Energieversorgern gestartet, die sich für 15 Jahre verpflichtet haben, das Gas abzunehmen. Partner ist zudem auch Swisspower, ein Stadtwerke-Verbund, zu dem auch Limeco selbst gehört. Ende März sei im Probebetrieb bereits erstmals Gas ins Netz eingespeist worden.

Gas lässt sich besser speichern
Gas lässt im Vergleich zu Strom besser speichern. Mit der so genannten Power-to-Gas-Anlage könne Strom in Form von Gas im Sommer für den Winter gespeichert werden, sagte Limeco-Geschäftsführer Patrik Feusi. Denn in der kalten Jahreszeit ist der der Bedarf höher. Bei einem Angebotsüberschuss im Sommer, wenn der Stromnetzbetreiber Swissgrid Marktteilnehmer anfragt, die Stromeinspeisung zu drosseln, werde bei Limeco derzeit noch Strom in den Kühltürmen "verbrannt". Bei der Methanisierung geht rund die Hälfte der Energie verloren, daher ist sie insbesondere interessant für Stromüberschüsse. Bei den aktuell sehr hohen Stromkosten an der Börse von über 20 Rp. mit Peaks von bis zu 60 Rp. pro Kilowattstunde, ist die Wirtschaftlichkeit noch weniger gegeben.

2.5 Megawatt Leistung
Die Power-to-Gas-Anlage hat eine Elektrolyse-Leistung für die Wasserstoffproduktion von 2.5 Megawatt und produziert rund 18'000 Megawattstunden synthetisches Gas pro Jahr. Es gebe keine vergleichbare Anlage nach diesem Prinzip und in der Grösse, hiess es.

Verkauf zu Gestehungskosten
Verdienen wolle Limeco an der Gasproduktion nichts. Der Verkauf erfolge zu Gestehungskosten, um den Preis nicht künstlich hochzutreiben. Ziel sei es zu beweisen, dass die Technologie funktioniere und dass sie industriell wirtschaftlich sein könne. Mit wirtschaftlich sei dabei gemeint, dass die Kosten ohne Subventionen gedeckt würden, sagte Limeco-Chef Feusi.


Hybridwerk Regio Energie Solothurn das
Bereits 2015 hat Regio Energie Solothurn das Hybridwerk, ein «Praxislabor», mit dem die Verknüpfung der Strom-, Gas- und Wärmenetze gelang betrieben, getestet wurde. Diese Biomethanisierungsanlage des EU-Forschungsprojetks «Store&Go» fügte sich in dieses Gesamtkonzept ein. In einem innovativen Verfahren wandeln sogenannte Archaeen (Urbakterien) Wasserstoff aus dem Hybridwerk und Kohlendioxid aus der nahegelegenen Kläranlage zu erneuerbarem Methan um. Sie produziert ab 2019 erneuerbares Gas, das uneingeschränkt ins Erdgasnetz eingespeist werden konnte, ist aber inzwischen nicht mehr in Betrieb.


Hohe Strompreise hinderlich
So schnell dürfte das Konzept wohl aber nicht flächendeckend von anderen Müllverbrennungsanlagen kopiert werden. In einem Markt mit sehr hohen Strompreisen sei es nicht das Naheliegendste, Strom in Gas umzuwandeln, räumte Thomas Peyer von Swisspower ein. Sollte aber der Ausbau der Solarenergie in der Schweiz wie geplant vorankommen, und es in sehr sonnigen Zeiten vor allem im Sommer regelmässig zu einem Angebotsüberschuss kommen, dürfte sich das ändern. Dann könne er sich vorstellen, dass andere dem Beispiel folgen werden.


Eckwerte der Power-to-Gas-Anlage

  • Standort: Limeco, Dietikon
  • Leistung (Elektrolyse): 2.5 MW oder 450 m3 Wasserstoff pro Stunde
  • Strombezug aus der KVA: 10'000 bis 15'000 MWh pro Jahr
  • Verwendetes Klärgas: 1.8 Mio. m3 pro Jahr
  • Geplante jährliche Produktion: ca. 18'000 MWh erneuerbares Gas

Power-to-Gas-Anlage von Limeco >>

Hybridwerk von Regio Energie Solothurn >>

©Text: ee-news.ch und Keystone SDA

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