Die Mannheimer Grosswärmepumpe will das Rheinwasser als Wärmequelle nutzen. Sie verfügt über eine thermische Leistung von bis zu 20 Megawatt und eine elektrische Leistung von etwa sieben Megawatt. Damit gehört die Flusswärmepumpe laut Mvv zu den grössten Wärmepumpen Europas. Sie soll 2023 in Betrieb gehen und nach und nach die Wärme aus dem Grosskraftwerk Mannheim ersetzen. Das Grosskraftwerk Mannheim erzeugt Strom aus Steinkohle für Privathaushalte, Gewerbe und Industrie sowie durch Kraft-Wärme-Kopplung gleichzeitig Fernwärme für die Metropolregion Rhein-Neckar.

Zwei Drittel der Mannheimer Haushalte profitieren von Fernwärme
Mehr als zwei Drittel der Mannheimer Haushalte sowie die Nachbarstädte Heidelberg, Schwetzingen, Brühl, Ketsch und Speyer profitieren schon jetzt von der Fernwärme. Mit der von Siemens Energy gelieferten Flusswärmepumpe, die das Grosskraftwerk Mannheim für Mvv in die Grosswärmepumpenanlage integriert, sollen ab 2023 Wärme für weitere 3500 Haushalte hinzukommen. Zudem soll sie jährlich rund 10‘000 Tonnen CO2 einsparen.

Das Wissen, das im ‚Reallabor der Energiewende‘ gewonnen wird, soll später dabei helfen, mit weiteren Wärmepumpen mehr grüne Wärme zu erzeugen. Das technische Potenzial ist gross: Allein in Mannheim könnten Rhein und Neckar selbst bei konservativer Schätzung mindestens 500 Megawatt entzogen werden. Dies entspricht der maximalen Wärmeleistung des Block 9 im Grosskraftwerk Mannheim und würde ausreichen, um rund 50‘000 Haushalte mit Wärme zu versorgen.

Das Prinzip Flusswärmepumpe
Die Flusswärmepumpe funktioniert wie ein umgekehrter Kühlschrank. So wie der Kühlschrank seinem Innenraum Wärme entzieht und nach draussen abgibt, entzieht die Flusswärmepumpe dem Wasser einen kleinen Teil seiner Wärme und gibt sie als Heizenergie ab. Das Rheinwasser wird im Sommer bis zu 25°C warm, im Winter selten unter 5°C. Damit eignet es sich als leistungsfähige Wärmequelle. Die Flusswärmepumpe kann die im Fluss enthaltene Wärmeenergie von einem niedrigem Temperaturniveau auf ein höheres Temperaturniveau anheben und dadurch nutzbar machen.

Die Mvv-Flusswärmepumpe soll dafür die vorhandene Infrastruktur des Grosskraftwerks Mannheim nutzen: insbesondere den leistungsfähigen Wassereinlauf, den Wasserauslauf und die Anbindung an das Fernwärmenetz. Zusammen mit dem Fernwärme-Grossspeicher, der auf dem Gelände des Grosskraftwerks bereits vorhanden ist, bieten sich vielfältige Speicher- und Kombinationsmöglichkeiten.

Weitere Projekte zur Dekarbonisierung der Fernwärme
Nach eigenen Angaben arbeitet das Mannheimer Energieunternehmen Mvv bereits an weiteren Projekten zur Dekarbonisierung der Fernwärme. So soll das bestehende Biomasse-Kraftwerk in Mannheim um eine Wärme-Auskopplung erweitert werden und ab 2024 dann einen zusätzlichen Beitrag für das Fernwärmenetz liefern. Gemeinsam mit dem Energieunternehmen Enbw prüft Mvv aktuell auch die Möglichkeit der Nutzung von Erdwärme als klimaneutrale Quelle für die Wärmeversorgung.

Mvv will bis zum Jahr 2040 klimaneutral sein. Bereits 2030 will Mvv ihre Fernwärme in Mannheim und der Region vollständig auf grüne Energiequellen umgestellt haben. Schon heute stammen nach Unternehmensangaben rund 30 Prozent der Fernwärme von Mvv aus klimafreundlichen Energien.

Text: ee-news.ch, Quelle: Mvv Energie AG
Spatenstich für die erste Mvv-Flusswärmepumpe auf dem Gelände des Grosskraftwerks Mannheim am Rhein. ©Bild: Mvv