Ein zentraler Treiber für die Agri-PV ist die Vermeidung von Flächennutzungskonflikten mit der Landwirtschaft beim Ausbau der Solarstromproduktion über Freiflächenanlagen. Dies zeigt sich in vielen europäischen Ländern. Mit insgesamt 1.1 Milliarden Euro möchte Italien die Agri-PV fördern und dadurch die Installation von 2 GW entsprechender Anlagen auf den Weg bringen. In Frankreich wird die Agri-PV bereits seit 2017 durch Innovationsausschreibungen gefördert, allein 2020 waren dies 48 Anlagen. Im Trend liegen hierbei laut Christian Dupraz, Senior Researcher bei INRAE (institut national de recherche pour l’agriculture, l’alimentation et l’environnement) vor allem Anlagen mit Nachführsystemen (Tracker).
Innovationsausschreibungen und Norm-Entwicklung geben Entwicklungsschub
Innovationsausschreibungen versprechen einen Entwicklungsschub für die Agri-PV in Deutschland. Im April 2021 einigten sich Branchenvertreter aus Landwirtschaft, Solarindustrie, Forschung und Zertifizierungsorganisationen auf eine DIN-SPEC 91434, eine Vorstufe für eine DIN-Norm. Sie behandelt grundlegende Aspekte der Agri-PV wie den Anwendungsbereich, Begrifflichkeiten, Kriterien oder Anforderungen an die Technik, Planung, Installation, Betrieb und Instandhaltung. Darauf aufbauend spezifizierte die Bundesnetzagentur im Oktober 2021 die Anforderungen an die Agri-PV als Grundlage für die im Frühjahr 2022 startenden Innovationsausschreibungen im Rahmen des EEG mit einem Volumen von 150 Megawatt (MW). In ihrem Koalitionsvertrag kündigte die neue Bundesregierung an, im Rahmen ihrer 200 GW Solaroffensive auch die Agri-PV noch stärker voranzutreiben. Das ursprünglich vorgesehene Ausschreibungsvolumen wurde von 50 MW auf 150 MW erhöht. Zudem wurde die Flächenkulisse auf mehrjährige Kulturen und Dauerkulturen ausgedehnt, womit auch Obstbauflächen eingeschlossen sind. Mehr zu den rasanten Entwicklungen der Agri-PV in Europa informiert übrigens das „Intersolar Europe Trendpapier: Agri-Photovoltaik“.
Regionen mit Wüstenklima oder mit ausgeprägten Trockenzeiten
Besonders hohes Potenzial hat die Agri-PV für eine wasserschonende Landbewirtschaftung in Regionen mit Wüstenklima oder mit ausgeprägten Trockenzeiten. Internationale Forschungsprojekte wie „WATERMED4.0“ und „APV-MaGa Agri-Photovoltaik für Mali und Gambia“ untersuchen und implementieren eine dreifache Landnutzung für Westafrika: Angefangen mit dem Anbau von Nahrungsmitteln über die Produktion von Solarstrom bis hin zur Regenwassergewinnung und -speicherung über die installierten Solarmodule.
Grosses Potential im Obst-, Beeren- und Weinbau
In Babberich in den Niederlanden reifen Himbeeren auf einer 3.3 Hektar grossen Farm unter einer 2.67 Megawatt (MW) starken Agri-PV-Anlage – und das mit Erfolg: Der Netto-Ernteertrag wurde im Vergleich zum konventionellen Himbeeranbau unter Folientunneln um rund sechs Prozent gesteigert. Über diese Erfahrungen berichtete auch Max Tegtmeyer von BayWa r.e. in einem Webinar zur Agri-PV der International Solar Energy Society (ISES) und des Global Solar Council (GSC), welche langjährige Träger der Intersolar Europe sind. Das Projekt wurde 2021 mit dem „The smarter E AWARD“ in der Kategorie Outstanding Solar Projects ausgezeichnet. Um die Möglichkeiten der Agri-PV im Obstbau zu demonstrieren und zu optimieren, startete im September vergangenen Jahres eine 258 kW Versuchsanlage auf einer Apfelplantage in Rheinland-Pfalz. Fünf Agri-PV Demonstrationsanlagen im Kernobst- und Beerenbau mit einer Gesamtleistung von mindestens 1650 kW sollen in Baden-Württemberg realisiert werden. Dies gab Mitte Januar 2022 das Stuttgarter Umweltministerium bekannt und stellt hierfür 2.5 Mio. Euro bereit.
Intersolar Europe 2022 bringt die Technik auf Vormarsch
Die Intersolar Europe 2022 hat sich den internationalen Erfahrungsaustausch zur Agri-PV auf die Fahnen geschrieben und will die vergleichsweise junge Technik voranbringen. Die Fachmesse findet vom 11. bis 13. Mai 2022 in München im Rahmen von The smarter E Europe statt. Firmen wie BayWa r.e. und SunFarming GmbH stellen Projekte vor, andere wie Axial Structural Solutions S.L, IDEEMATEC GmbH und Premium Mounting Technologies Systems (PMT) die dafür nötige Technik. Auch die Goldbeck Solar GmbH, die 2021 für ihre beweglichen Solarbögen mit dem „Intersolar AWARD“ ausgezeichnet wurde, präsentiert ihre Produkte. Zudem werden die Next2Sun GmbH sowie die STEAG Solar Energy Solutions GmbH auf der Messe vertreten sein. Weitere Aussteller sind Forschungseinrichtungen wie die AIT Austrian Institute of Technology GmbH und das Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE). Wo die Aussteller auf der Intersolar Europe 2022 in München zu finden sieht, zeigt das aktuelle Trendpapier über die Agri-PV.
Intersolar Europe Conference – Agri-PV im Fokus
Ein weiteres Highlight bietet die Intersolar Europe Conference am 10. Mai 2022. Neben Konferenz-Sessions zu Anwendungen aus den Bereichen Floating PV und BIPV, wird es an dem Tag zwei Veranstaltungen zu dem Thema Agri-PV geben. Die Session “How to Benefit most from Solar & Farming” präsentiert neben Konzepten zu realistischen Potenzialen der Agri-PV, aktuelle Marktentwicklungen sowie eine Produktübersicht und innovatione Lösungsansätze. Im Anschluss geht es mit der Session „Understanding the Versatility of Combining Solar Power with the Agribusiness” direkt weiter. Die Referenten stellen eine Palette von Agri-PV Anwendungen sowie Vorteile und Entwicklungen von Landwirten vor. Nicht zuletzt liefert die Konferenz Einblicke in das Zusammenspiel von Solarenergie und Urban Farming.
Veranstaltungshinweis: Conexio organisiert Konferenz zur Agriphotovoltaik
Conexio-PSE, eine Tochter der Solar Promotion GmbH, organisiert die internationale hybride Konferenz AgriVoltaics2022 vom 15. bis 17. Juni – online und im italienischen Piacenza (Region Emilia-Romagna). Die Konferenz macht deutlich, wie wichtig der verstärkte europäische und internationale Erfahrungsaustausch zur Agri-PV ist, um die noch vergleichsweise junge Technik zu etablieren.
Text: Intersolar Europe
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