Rotmilan haben in Europa hervorragend entwickelt. Die Vogelschützer von BirdLife Europe nennen das eine "bemerkenswerte Erfolgsstory", so steht es in deren aktueller Roten Liste der Brutvögel. Bild: Pixabay TheOtherKev

EU-Forschungsprojekt bestätigt: Rotmilan und Windenergie vertragen sich gut

(Suisse Eole) Wie gefährlich sind Windräder tatsächlich für den Rotmilan? Ein Forschungsprojekt der EU-Kommission, das die wichtigsten Todesursachen von Rotmilanen herausfinden soll, gibt Entwarnung: Haupttodesursache sind Giftköder, der Strassenverkehr, Abschüsse und Stromleitungen. (Texte en français >>)


Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden die Todesursachen von 700 toten Rotmilanen, die mit GPS-Sender ausgestattet waren analysiert. Die Zwischenergebnisse des Projekts geben nun bezüglich der Gefährdung von Windenergieanlagen Entwarnung: Die grösste menschengemachte Gefahr für den Greifvogel ist nicht das Windrad, sondern Gift. "Das ist schockierend", sagt Rainer Raab, Forschungsleiter gegenüber ZDF. Rotmilane sterben, wenn sie tote Ratten oder Mäuse fressen, die an Giftködern verendet sind. Giftköder würden in der Landwirtschaft genutzt - zum Schutz von Ställen, Ernten oder Saatgut. Aber auch manche Jäger setzten Giftköder ein, obwohl das verboten ist. "Dann kommt der Strassenverkehr", erklärt Raab, "dass sie zu Tode kommen auf irgendeiner Autobahn oder Schnellstrasse. Der nächste Grund ist dann Abschuss." Auch der Abschuss ist illegal.

Raab: Tod durch Windrad "äusserst seltenes Ereignis"
"Und dann haben wir auch, was viele nicht erwarten würden: Stromschlag durch Stromleitungen". Raab fährt fort: "Als nächstes kommt was wirklich Skurriles. Dass sie von Zügen erfasst werden." Und Windräder? Die Windkraft sei unter ferner liefen an Position sieben der Todesursachen. Dank GPS kann Rainer Raab die Flugbewegungen der Rotmilane in Deutschland nachvollziehen, die in der Nähe von Windparks brüten. „Die Regel ist, dass sich die Rotmilane tausend Stunden im Windpark bewegen können, ohne dagegen zu fliegen“, erklärt Rainer Raab, Biologe: „Wenn ein Rotmilan mit einem Windrad kollidiert, dann meistens in einer dem Rotmilan unbekannten Gegend, wenn der Vogel nach langem Flug erschöpft oder die Sicht schlecht ist, erläutert Raab. "Also das heisst: An einem Windrad zu sterben, ist ein äusserst seltenes Ereignis, wirklich extrem selten."

Population des Rotmilans wächst und gedeiht
Tatsächlich hat sich der Rotmilan in Europa hervorragend entwickelt. Die Vogelschützer von BirdLife Europe nennen das eine "bemerkenswerte Erfolgsstory", so steht es in deren aktueller Roten Liste der Brutvögel. Dort wurde der Rotmilan in die beste Kategorie hochgestuft: "least concern", das heisst so viel wie "geringste Sorge".

Auch in Deutschland hat sich die Zahl der Rotmilan-Brutpaare positiv entwickelt. Die Rotmilane vermehrten sich ausgerechnet in der Zeit, in der fast 30‘000 Windräder aufgestellt wurden.

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Text: Suisse Eole, Quelle: ZDF

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1 Kommentare

Max Blatter

EU ... ZDF ... Im Skript meines Unterrichtsmoduls "Nachhaltige Energietechnik" an der Hochschule für Technik FHNW gibt es einen Abschnitt "Windturbinen im Dialog mit dem Artenschutz". Es ist enorm wichtig, dass solch ein konstruktiver Dialog nicht nur im Zusammenhang mit EU-Forschungsprojekten und im Zweiten Deutschen Fernsehen stattfindet, sondern auch bei uns in der Schweiz!

Als es in den 1970er Jahren darum ging, den Bau von drei weiteren Gigawatt-Kernkraftwerken nach Gösgen und Leibstadt zu verhindern (Kaiseraugst AG, Graben BE, Verbois VD) waren sich die Naturschutzorganisationen einerseits und die Pionierinnen und Pioniere der erneuerbaren Energien andererseits völlig einig – zu einer Zeit, als der Begriff "eneuerbare Energien" noch gar nicht etabliert war! Es ist dringend nötig, die abhanden gekommene Dialog-Kultur wieder zu erarbeiten.

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