So etwa müssen Konsumentinnen und Konsumenten künftig mit erhöhten Kosten für die Nutzung herkömmlicher Benzin- und Diesel-Fahrzeuge und das Heizen rechnen. Denn die Brüsseler Behörde will ein separates Emissionshandelssystem für den Strassenverkehr und den Gebäudesektor schaffen, das CO2-Emissionen aus diesen Bereichen kostenpflichtig macht. Aber auch der bereits bestehende Emissionshandel soll revidiert werden: Neu soll die Obergrenze für den Ausstoss von Treibhausgasen bei emissionsintensiven Fabriken, Kraftwerken und der Luftfahrt gesenkt werden. Ausserdem will Brüssel die Abgabe von Gratis-Zertifikaten abschaffen und bis 2027 zur vollständigen Versteigerung von Zertifikaten übergehen. Auch der Einbezug des Seeschiffs-Verkehrs in den Emissionshandel ist geplant.
Schweiz direkt betroffen
Diese Neuerungen beim bestehenden Emissionshandel betrifft ganz direkt auch die Schweiz, denn seit 2020 haben die EU und die Schweiz ihre Emissionshandelssysteme miteinander verknüpft. Das Bundesamt für Umweltschutz (BAFU) schreibt auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, die Schweiz verfolge die Entwicklungen in der EU sehr aufmerksam. Es sei aber "noch zu früh für eine Aussage dazu, welche Konsequenzen die im Rahmen von 'Fit for 55' präsentierten Massnahmen für die Schweiz hätten".
Gemäss BAFU hat jedoch bereits "ein erster Austausch mit der EU-Kommission in dieser Sache" im Rahmen der Gemischten Ausschüsse des Freihandelsabkommens und des Abkommens über die Verknüpfung der Emissionshandelssysteme (EHS) stattgefunden.
Benachteiligung auf dem Weltmarkt?
Die Verschärfung des Emissionssystems könnte jedoch die Industrie in der EU auf dem Weltmarkt benachteiligen. Daher sollen Hersteller in der EU von energieintensiven Produkten wie Stahl, Aluminium, Dünger und Elektrizität den Planungen Brüssels zufolge über einen Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) vor ausländischer Konkurrenz mit weniger strengen Klimaschutzauflagen geschützt werden. Er sieht vor, auf Importe dieser Güter eine CO2-Abgabe einzuführen.
Energiesteuer und Klimasozialfonds geplant
Eine weitere geplante Massnahme ist die Einführung einer Energiesteuer: Daher könnten innereuropäische Flüge in Zukunft teurer werden. Um jedoch Menschen mit niedrigen Einkommen mit steigenden Energie- und Transportkosten nicht alleine zu lassen, soll es einen Klimasozialfonds geben.
"Die Wirtschaft der fossilen Brennstoffe stösst an ihre Grenzen", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zur Vorstellung der Pläne. Es gehe nun darum, die Reduzierung von Emissionen mit Massnahmen zum Naturschutz zu verbinden und Beschäftigung und soziales Gleichgewicht in den Mittelpunkt der Transformation zu stellen.
Fit for 55
Die Gesamtheit der vorgeschlagenen Massnahmen soll es den EU-Staaten ermöglichen, die Treibhausgase bis 2030 um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 zu drücken. Deswegen wird das Paket von der Kommission auch "Fit for 55" genannt. Langfristiges Ziel der EU ist es, dass 2050 netto gar keine klimaschädlichen Gase mehr in die Atmosphäre gelangen. So sollen der menschengemachte Klimawandel und dessen Folgen aufgehalten werden.
Emissionsfreie Neuwagen bis 2035
Für die Autoindustrie schlägt die EU-Kommission daher konkret vor, dass bis 2030 die Treibhausgasemissionen von Neuwagen um 55 Prozent im Vergleich zu 2021 sinken sollen. Wenn sich Hersteller nicht an die Vorgaben halten, sollen Strafen gezahlt werden müssen. Ab 2035 sollen in der EU dann nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden. Dabei soll es jedoch eine Überprüfungsklausel geben. Demnach soll alle zwei Jahre analysiert werden, wie weit die Hersteller sind; 2028 soll ein grosser Prüfbericht folgen. Theoretisch könne das Datum 2035 noch verschoben werden.
Für den Wandel im Verkehrssektor sollen auf grossen Hauptverkehrsstrassen in der EU alle 60 Kilometer Ladestellen für Elektroautos eingerichtet werden. Alle 150 Kilometer sollen Wasserstofftankstellen entstehen.
Eile geboten
Als nächstes müssen die EU-Staaten und das EU-Parlament die Vorschläge annehmen. Aus Sicht der EU-Kommission ist Eile geboten, um Industrie und Verbrauchern möglichst viel Zeit für die Umstellungen und Reduktionen zu geben. "Dieses ist die alles entscheidende Dekade im Kampf gegen die Klima- und die Biodiversitätskrise", kommentierte Kommissionsvize Frans Timmermans.
©Text: Keystone ADS
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2 Kommentare
"Schweiz direkt betroffen", steht in der Schlagzeile:
Logisch, durch ihre geografische Lage mitten im Herzen Europas.
"Schweiz kann nicht mitreden", ergänze ich:
Logisch, weil sie nicht Mitglied der EU ist.
Um das zu ändern, sehe ich zwei mögliche Lösungen:
1.)
Wir sägen die Schweiz aus dem europäischen Kontinent heraus und verpflanzen sie an einen Ort unserer Wahl (Nordamerika, oder allein mitten im Pazifik).
2.)
Wir treten so rasch wie möglich als vollwertiges Mitglied der EU bei.
Ich bin fast sicher: Bei der SVP beginnt man nun ernsthaft über Möglichkeit 1 nachzudenken. Und bei den andern Parteien ...
Alles gute Massnahmen - hoffentlich können sie auch tatsächlich umgesetzt werden. Hoffentlich gibt es nicht wieder viele Ausnahmen für Grossemittenten - und hoffentlich wird die Schweiz auch entsprechend mitmachen.