Schematische Darstellung der Testkaverne in 1000 Metern Tiefe. DLR und EWE Gasspeicher untersuchen, wie sich reiner Wasserstoff für die Brennstoffzellen-Mobilität in einer Testkaverne speichern lässt. ©Bild: EWE / C3 Visual Lab

Laboraufbau der Kavernenbedingungen: Hochdrucktestreaktor (rechts) mit Temperiereinheit (links) zur Nachbildung von Druck, Temperatur und Wasserstoffatmosphäre. ©Bild: DLR CC-BY 3.0

DLR: Salzkavernen speichern Wasserstoff für Mobilitätswende

(DLR) Das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) erforscht und bewertet im Projekt Hycavmobil (Hydrogen Cavern for Mobility), wie sich Wasserstoff in Salzkavernen speichern und anschliessend in Fahrzeugen mit Brennstoffzellen nutzen lässt. Nach Untersuchungen im Labormassstab folgen hierzu Versuche an einer Testkaverne des Energieunternehmens EWE.


Grüner Wasserstoff hat als Energieträger ein enormes Potenzial: Er kann Strom aus erneuerbaren Energien speichern und lässt sich über lange Zeit zuverlässig lagern. Ein wesentlicher Bestandteil einer zukünftigen Wasserstoffinfrastruktur werden grosse Speicher sein. Mit ihrer Hilfe lassen sich saisonale Nachfragespitzen, wie der Beginn der Heizperiode oder Dunkelflauten, sicher abdecken. „Deutschland verfügt bereits heute über Erdgasspeicher in unterirdischen Salzkavernen. Zusammen mit EWE Gasspeicher prüfen wir, wie wir diese Speicher auch für Wasserstoff nutzen können. Dazu untersuchen und optimieren wir Materialien, Komponenten, Betriebsweisen und Nutzeranforderungen“, erklärt Prof. Carsten Agert, Direktor des DLR-Instituts für vernetzte Energiesysteme in Oldenburg.

Baubeginn Anfang 2021, erste Forschungsergebnisse 2022
Im brandenburgischen Rüdersdorf bei Berlin baut EWE Gasspeicher in rund 1000 Metern Tiefe einen kleinen Kavernenspeicher im Salzgestein. Dort soll ausschliesslich Wasserstoff gespeichert werden. Der Bau beginnt Anfang 2021. Erste Forschungsergebnisse sind 2022 zu erwarten. „Als Energiedienstleister sieht sich EWE dabei in besonderer Verantwortung. Die Energiewirtschaft muss der Industrie und anderen privaten wie gewerblichen Verbrauchern alternative und möglichst CO2-freie Energie anbieten“, betont EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler.

Das DLR wird dann die Reinheit des Wasserstoffs beim Ein- und Ausspeisen unter kontrollierten, realen Bedingungen testen. Die Kaverne hat mit 500 Kubikmetern etwa das Volumen eines Einfamilienhauses. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse lassen sich auf Kavernen mit dem 1000-fachen Volumen übertragen. „Ziel des Projekts ist es, einige der ‚grossen‘ EWE-Erdgaskavernen zukünftig als Speicher für Wasserstoff nutzen zu können“, erläutert Projektleiter und DLR-Forscher Michael Kröner die langfristige Perspektive.

Wasserstoff in hoher Qualität für Elektromobilität
Antriebe mit Brennstoffzellen sind überall dort eine nachhaltige Alternative, wo heute Benzin, Diesel, Kerosin oder Schweröl zum Einsatz kommen. Wasserstoff für Brennstoffzellen muss von besonders hoher Reinheit sein. Schon kleinste Verunreinigungen beeinflussen die Funktion der Brennstoffzelle. Druck und Temperatur können in Kombination unter den spezifischen Bedingungen der Salzkaverne einen Einfluss auf die eingesetzten Materialien haben, beispielsweise Metalle oder Dichtungsstoffe. Lösen sich hieraus Stoffe, können sie den gespeicherten Wasserstoff verunreinigen. Das ist eine Frage, die das DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme untersucht. Im ersten Schritt bilden die DLR-Forscherinnen und Forscher die Salzkaverne hinsichtlich des Druckes und der Temperatur nach. „Unter Laborbedingungen haben wir den Vorteil, dass wir die Reinheit des Wasserstoffs vor und nach dem Speichern mit Hilfe der Spurengasanalytik exakt bestimmen können“, erklärt Michael Kröner. „In unseren Hochdrucktestreaktoren können wir in Kombination mit der Gasanalytik die Reaktion vieler Materialen mit Wasserstoff prüfen“. Dabei ist wichtig, ob der Wasserstoff nach dem Speichern in der Kaverne noch den hohen Qualitäts- und Reinheitsanforderungen entspricht für die Brennstoffzellen-Mobilität. Falls der Wasserstoff verunreinigt ist, untersucht das Projektteam auch physikalische Gasfilterverfahren. Diese können die Reinheit des gasförmigen Wasserstoffs wiederherstellen.

Weitere Fragestellungen sind, welche Anlagen und Regelungen nötig sind, um den Wasserstoff unter Druck in der Kaverne ein- und auszuspeisen und wie stabil erneuerbare Energien den dafür notwendigen Strom kontinuierlich liefern können. Zudem wäre es denkbar, nachhaltigen Wasserstoff direkt vor Ort per Elektrolyse herzustellen und zu speichern. Vor diesem Hintergrund modelliert das DLR die vorgelagerten Stromnetze am Kavernenstandort und ermittelt Anforderungen und Betriebskonzepte, um die Wasserstoffkaverne in das bestehende Energiesystem bestmöglich zu integrieren.

Text: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

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