In Österreich ist es erlaubt reinen Atomstrom als Ökostrom zu verkaufen, indem man sich nur einen Herkunftsnachweis für Erneuerbare besorgt und damit Atomstrom als erneuerbaren Strom verkauft. ©Bild: Thomas Einberger / Greenpeace | ninell (Fotolia)

Österreich: Ausbau von Erneuerbaren einzig realistische Lösung, um Atomstromanteil von bis zu 11% zu verdrängen

(IG Windkraft) Nach wie vor enthält der österreichische Strommix bis zu 11% Atomstrom. „Für ein Land, das sich gerne als Kämpfer gegen die Atomkraft positioniert, ist das wahrlich kein Ruhmesblatt“, bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft: „Die einzige Möglichkeit derzeit den Atomstrom aus den österreichischen Netzen zu drängen, ist der rasche Ausbau der erneuerbaren Energien. Derzeit gibt es für neue Windparks gar keine Perspektive.“ Die Branche wartet auf das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) und hofft auf essentielle Verbesserungen und Beseitigung der Stolpersteine bis zur Beschlussfassung im neuen Jahr.


Während Österreich sich nach aussen immer wieder als Kämpfer gegen die Atomenergie positioniert, enthält der österreichische Strommix noch immer bis zu 11 Prozent Atomstrom. „Auch in diesem Bereich kann der Ausbau der erneuerbaren Energien Abhilfe schaffen“, bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft.

Stromkennzeichnung verschleiert reale Herkunft
Obwohl im Stromkennzeichnungsbericht der E-Control wieder zu lesen ist, dass keine Nachweise aus „Nuklearenergie“ eingesetzt wurden, bedeutet dies leider nicht, dass Österreich atomstromfrei ist. „Die Nachweise sagen leider zumeist nichts darüber aus, woher der Strom stammt“, ärgert sich Moidl: „Denn die Stromherkunftsnachweise werden unabhängig vom verkauften Strom gehandelt.“ In Österreich ist es erlaubt reinen Atomstrom als Ökostrom zu verkaufen. Hierfür muss man sich nur einen Herkunftsnachweis für erneuerbare Energie besorgen und kann damit Atomstrom als erneuerbaren Strom verkaufen. „Wie gross dieser Anteil tatsächlich ist, kann man aber nur abschätzen“, erklärt Moidl: „Je nach Berechnungsmethode liegt der Atomstromanteil dann zwischen 1.1 und 11 Prozent. Diese Unklarheiten könnten mit einem Schlag gelöst werden, wenn die Herkunftsnachweise nicht getrennt vom Strom gehandelt werden dürften.“

Erneuerbare e
inzige realistische Lösung
„Nachdem für eine Verknüpfung der Herkunftsnachweise mit der tatsächlichen Stromproduktion eine EU Entscheidung benötigt und politisch immer wieder abgelehnt wird, gibt es nur die Möglichkeit mit dem Ausbau der Erneuerbaren den Atomstrom aus österreichischen Stromnetzen zu drängen“, stellt Moidl fest. Im bestehenden Ökostromgesetz gibt es für neue Windparks keine Perspektive mehr. Auf die grosse Reform des Gesetzes wartet die Branche schon seit sieben Jahren. Der Beschluss des EAG im Nationalrat ist 2020 nicht mehr möglich, doch soll noch vor Weihnachten die Regierungsvorlage des EAG im Ministerrat beschlossen werden. „Solange die zusätzliche Zeit genutzt wird, die Stolpersteine aus dem Entwurf des EAGs zu beseitigen, ist ein weiterer Verzug eines funktionierenden Förderrahmens zu verschmerzen. Denn das EAG wird die Ausbaumöglichkeiten für die nächsten 10 Jahre bestimmen“, bemerkt Moidl und weist einmal mehr auf die Chancen von wirtschaftlichen Impulsen und neuen Arbeitsplätze durch einen ambitionierten Windkraftausbau hin.

20201203 Stromkennzeichnung in Österreich >>

Text: IG Windkraft

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2 Kommentare

Thomas Eisenhuth

Unser Unternehmen betreibt den ersten und bisher einzigen Marktplatz für Herkunftsnachweise (HKN) in Österreich (www.herkunftsnachweise.at).
Zu den Nutzern unseres Marktplatzes gehören unter anderem auch die größten privaten Ökostromanbieter und Windkraftbetreiber Österreichs.
Die österreichische Regierung plant eine Novelle zum Elwog. Die grüne Umweltministerin möchte damit österreichische Lieferanten zwingen, den Anteil von gemeinsam gehandeltem Strom und HKN unter Strafandrohung bekannt zu geben. Auf Verlangen müssen dann die entsprechenden Bezugsverträge vorgelegt werden. Diese geplante Auskunfts- und Nachweispflicht ist rechtswidrig. Das gilt auch für die Forderung der IG Windkraft den getrennten Handel von Strom und HKN zu verbieten. Der genannten Forderung liegt eine immer wieder formulierte Betrugsunterstellung zugrunde nach der angeblich Stromlieferanten in Österreich heimlich nicht erneuerbaren Strom als erneuerbaren Strom „umetikettieren“ und anbieten und so ihre Kunden "hinters Licht" führen würden. Nachvollziehbare Belege finden sich für diese wilden und daher konstruierten Behauptungen nicht.
Wenn Marktteilnehmer, die bisher an transparenten Marktplätzen wie der EEX Strom oder unserem Marktplatz HKN gehandelt haben stigmatisiert werden, gewinnen einzig jene Marktteilnehmer, die von der Intransparenz des Marktes profitieren.
Eine freiwillige Hervorhebung von HKN aus Österreich, um diesen einen höheren Wert zu geben, ist sicherlich zu begrüßen. Eine rein politische getriebene Behinderung des freien und getrennten Handels von Strom und HKN und unsachliche Stigmatisierung von Marktteilnehmern ist hingegen wenig hilfreich.

Thomas Eisenhuth (Geschäftsführer)

www.herkunftsnachweise.at

Max Blatter

Fukushima hat sowohl mich als auch die damalige Schweizerische Energieministerin Doris Leuthard gelehrt: Wir müssen aus der Nuklearenergie aussteigen. Einverstanden.

Nicht geändert hat sich aber meine Einschätzung der Prioritäten "Nuklearausstieg" versus "Ausstieg aus den fossilen Energieressourcen": Letzteres ist in meinen Augen weitaus wichtiger und dringlicher. Das mag damit zusammenhängen, dass ich grundsätzlich kein ängstlicher Mensch bin: Ich empfinde weder vor einer Covid-10-Infektion noch vor einem Nuklearunfall eine übertriebene Furcht.

Der Klimawandel ist dagegen hier und jetzt eine reale Bedrohung und muss m.E. prioritär angegangen werden. Insofern interessiert mich der Anteil von Kohlestrom im Strommix egal-welchen-Landes weit mehr als der Nuklearanteil. Zumal in Österreich selbst niemals auch nur eine einzige kWh Nuklearstrom produziert wurde, aber noch heute jede Menge Kohlestrom.

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