BFE: Weitere CHF 26 Mio. für Geothermieprojekt in Haute-Sorne – obwohl der Kanton Jura das Projekt stoppen will

(BFE/ee-news.ch) Der Kanton Jura erwägt, dem rechtskräftig bewilligten Geothermieprojekt Haute-Sorne nachträglich die Bewilligung zu entziehen (ee-news.ch, 14.5.20 >>). Trotzdem hat der Bund entscheiden den Erkundungsbeitrag für das Tiefengeothermie Pilotprojekt der Geo-Energie Suisse AG in Haute-Sorne (Kanton Jura) von bisher rund CHF 64 auf 90 Mio. zu erhöhen. (Texte en français >>)


Die Regierung des Kantons Jura erwägt, die im Juni 2015 erteilte Baubewilligung und den Erlass für den Sondernutzungsplan «Pilotprojekt Tiefengeothermie in Haute-Sorne» zurückzuziehen (ee-news.ch, 14.5.20 >>). Sie leitet ein Verfahren ein, an dessen Ende die Aufhebung des Erlasses stehen könnte, wie die Regierung am 6. April 2020 mitteilt. Sie rechnet mit einem «langwierigen» Verfahren.

Rückabwicklung bei Widerruf Baubewilligung
Sollte der Kanton Jura die bestehende rechtskräftige und vom Bundesgericht bestätigte Baubewilligung widerrufen, stoppt der Bund die Subventionen und verpflichtet die Geo-Energie Suisse AG, das Projekt so schnell wie möglich rückabzuwickeln.

Pilotprojekt
Mit dem Pilotprojekt in Haute-Sorne soll die technische Machbarkeit von stimulierten geothermischen Systemen in der Schweiz nachgewiesen werden, um später auch die Anwendung dieser Technologie in anderen Teilen der Schweiz ermöglichen. Ein solches gab es übrigens unter anderem auch schon in Basel. Bereits im September 2019 hatte das BFE dem Projekt in Haute-Sorne einen Erkundungsbeitrag in der Höhe von maximal 64.1 Millionen Franken zugesprochen.

Gesuch um Erhöhung
Im Februar 2020 reichte die Geo-Energie Suisse AG beim Bundesamt für Energie (BFE) ein Gesuch um Erhöhung des Erkundungsbeitrags ein. Damit sollen zusätzliche Massnahmen unterstützt werden, mit denen das Risiko von Schadenbeben weiter reduziert werden kann.

Risikomanagement über den Stand der Technik
Empfohlen wurden diese zusätzlichen Massnahmen vom Schweizerischen Erdbebendienst (SED). Im Auftrag des Kantons Jura hatte der SED letztes Jahr einen Bericht der Geo-Energie Suisse AG zum Erdbeben-Risikomanagement für das Haute-Sorne Projekt begutachtet. Diesen Bericht musste die Geo-Energie Suisse AG erstellen, weil im November 2017 Stimulationsmassnahmen ein Schadenbeben bei einem Geothermieprojekt in Südkorea ausgelöst hatten. Die bestehende kantonale Baubewilligung verlangt, dass das Risikomanagement stets über den Stand der Technik hinausgeht. Dazu gehört auch, dass Ereignisse bei anderen Projekten analysiert werden und, je nach Ergebnis der Analyse, Anpassungen beim eigenen Risikomanagement erfolgen müssen.

In ihrem Bericht, den sie dem Kanton Jura im Januar 2019 vorgelegt hatte, kam die Geo-Energie Suisse AG zum Schluss, dass ihr grundlegend unterschiedliches Stimulationskonzept und das entsprechende Erdbeben-Risikomanagement für Haute-Sorne aufgrund der Erkenntnisse aus Südkorea nicht angepasst werden müsse.

Gewährleistung der Sicherheit erfüllen
Das SED-Gutachten zum Bericht der Geo-Energie Suisse AG wurde vom Kanton Jura Anfang April 2020 publiziert. Der SED bestätigt darin, dass die für das Management der Erdbeben-Risiken vorgesehenen Massnahmen (Einsatz von Seismographen in den Oberflächenbohrungen) dem anerkannten Stand der Technik entsprechen und die strengen Vorgaben der kantonalen Baubewilligung zur Gewährleistung der Sicherheit erfüllen.

Der SED formulierte Empfehlungen für zusätzliche Massnahmen, die über den heutigen Stand von Wissen und Technik hinausgehen. Diese Massnahmen haben Innovations- und Pilotcharakter, da sie heute so noch nicht bei stimulierten Geothermieprojekten eingesetzt werden.

Die Geo-Energie Suisse AG will die Empfehlungen des SED umsetzen, um so das Risiko von Schadenbeben weiter zu reduzieren. Das führt zu Mehrkosten von insgesamt rund 43 Millionen Franken. Konkret geht es um folgende zusätzlichen Massnahmen:

  • Installation von seismischen Messsystemen direkt in den Bohrlöchern
  • Vernetzung der Daten von verschiedenen Sicherheitssystemen in einem Steuerungsinstrument
  • Spannungsmessungen im Untergrund, um die Grösse allfälliger Erdbeben besser abschätzen zu können
  • Eine 3D-seismische Messkampagne, um erdbebengefährdete Störungen in der Region des unterirdischen Reservoirs zu erkennen
  • Neuartiges Design der Bohrlochstimulation, um notwendige Drücke und Stimulationsfluidmengen vorherzusagen

Alles menschenmögliche
Das Gesuch der Geo-Energie Suisse AG wurde durch eine vom Bundesamt für Energie (BFE) mandatierte Expertengruppe detailliert geprüft. Die Expertengruppe bescheinigt den Projektanten eine qualitativ hochstehende Projektplanung, die nun alles menschenmögliche umfasst, das Erdbebenrisiko so weit wie möglich zu reduzieren.

CHF 26 Mio. mehr
Gestützt auf die Expertenmeinung und der Bedeutung der Tiefengeothermie zur Umsetzung der Energiestrategie 2050, hat das BFE der Geo-Energie Suisse AG nun den Geothermie-Erkundungsbeitrag um rund 26 Millionen auf 90 Millionen Franken erhöht. Die Auszahlung erfolgt schrittweise in Abhängigkeit des Fortschreitens der Arbeiten. Zieht der Kanton Jura jedoch die Baubewilligung zurück, wird Geo-Energie Suisse verplichtet, das Projekt so schnell wie möglich rückabzuwickeln.

Text: Bundesamt für Energie und ee-news.ch

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1 Kommentare

Max Blatter

Bei allen Berichten über Schadenbeben (die ja auch zutreffen, wie man in Basel nur zu gut weiß) darf man nicht vergessen, dass es auf der anderen Seite problemlos funktionierende petrothermische Geothermiekraftwerke gibt. Vorsicht ist gut, Rückzug aus Ängstlichkeit wäre schlecht. Wäre man im Jura immer so mutlos gewesen, gäbe es den Kanton wohl gar nicht!

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