„Für uns geht die Reise ganz klar nach Südeuropa“, erklärte er Rainer Isenrich, CEO, die Ausrichtung von Edisun Power hin zu grösseren Anlagen. ©Bild: Alfons Gut / Pistor

„Ich wünsche mir, dass es normal wird, Photovoltaik auf die Gebäudedächer und in die Fassaden zu integrieren. Sie muss ein logischer Teil des Gebäudes werden, wie ein Bad oder eine Küche!“, erklärte Gianfranco Guidati. ©Bild: Alfons Gut / Pistor

Photovoltaik zum Anfassen, am Anlass für Aktionärinnen und Aktionäre in Rothenburg. ©Bild: Alfons Gut / Pistor

Armin Knüsel von Pistor: „Bestechend sind aber die tiefen Betriebs- und Unterhaltskosten der E-LKW: Die Unterhaltskosten des ersten E-LKW betrugen in den letzten vier Jahren lediglich 1700 Franken.“ ©Bild: A. Gut / Pistor

Edisun Power: Setzt der Schweizer Solarpionier zum Höhenflug an?

(AN) 34 Megawatt installierte Leistung weist der Schweizer Solarpionier heute auf. Im Herbst wird in Portugal der Bau von zwei Anlagen mit 72 Megawatt in Angriff genommen, die im Laufe des nächsten Jahres Strom produzieren werden. „Zudem verfügen wir über eine Projektpipeline von 134 Megawatt“, erklärte Rainer Isenrich, CEO von Edisun Power anlässlich eines Events für Aktionärinnen und Aktionäre in Rothenburg.


Knapp 100 Aktionärinnen, Aktionäre, Obligationärinnen und Obligationäre, folgten der Einladung von Edisun Power anfangs September nach Rothenburg zur Besichtigung der 850 kW-Anlage, die seit rund 9 Jahren auf drei Dächern der Hallen von Pistor Strom produzieren. „Die Anlage hier entspricht einer durchschnittlichen Anlagegrösse unseres Unternehmens“, führte Rainer Isenrich aus. 37 Anlagen besitzt Edisun Power insgesamt, deren sieben in der Schweiz. „Für uns geht die Reise ganz klar nach Südeuropa“, erklärte er die Ausrichtung des Unternehmens hin zu grösseren Anlagen. „Dort ist Solarstrom schon heute ohne Förderung wirtschaftlich. Mit Stromgestehungskosten von unter 4 Rappen pro Kilowattstunde kann der Strom direkt verkauft werden, ohne Einspeisevergütung oder Ausschreibeverfahren.“ Der Strom der ersten Anlagen von Edisun Power wurde noch zu über 1 Franken pro Kilowattstunde über Förderprogramme verkauft. „Die Modulpreise sind seit der Gründung von Edisun Power 1997 um mehr als 90 % gesunken“, berichtet Rainer Isenrich.

Ungleich hohe Sonnenstunden
„Ein weiteres Plus der Solaranlagen in Südeuropa sind die ungleich hohen Sonnenstunden sowie die gleichmässigere Verteilung über das Jahr.“ Die Sonnenstunden seien etwa 50% höherals in der Schweiz: „Der Süden Europas ist das eigentliche Eldorado für Photovoltaik!“, ist Rainer Isenrich überzeugt. Das werde auch vermehrt energieintensive Unternehmen anziehen. Ein weiterer Trumpf seien die grossen freien Flächen. So werden die beiden Anlagen mit einer Leistung von total 72 MW auf einer Fläche von rund 120 Hektar gebaut. „Wir pachten das Land für 30 Jahre und verfügen über ein Vorverkaufsrecht."

Von schlauen Krähen und deutlich günstigeren Wechselrichtern
Zurück in die Schweiz: „Einige Krähen sind besonders schlau“, erklärte Peter Baumeler von BE Netz anlässlich der Führung auf dem Dach von Pistor, „sie lassen die Nüsse auf Module fallen, sozusagen als Nussknacker. Dumm ist nur, wenn sie, was auch schon vorkam, eine Nuss mit einem Stein verwechseln!“ Er, der bei BE Netz für das Monitoring zuständig ist, erklärte den Edisun-Power-Gästen die Funktionsweise von Solarmodulen. Der Luzerner Photovoltaik-Spezialist BE Netz ist für die Überwachung aller Solaranlagen von Edisun Power in der Schweiz zuständig. Interessiert folgten die Gäste auch den Erklärungen von Adrian Kottmann, Inhaber der BE Netz AG, der ihnen die Funktion der Wechselrichter erklärte: „Das Netz hat eine Spannung von 400 Volt, die Wechselrichter transformieren den Strom auf 401 Volt, damit der Strom im Netz auch aufgenommen wird.“ Das sei wie bei einem Speichersee, da hätte man keine Chance, unten Wasser reinzubringen, von oben sei das viel einfacher. Die Wechselrichterpreise seien in den letzten 10 Jahren auf rund ein Viertel gesunken, während sich die Leistung verdreifacht habe, weiss der Photovoltaikspezialist zu berichten.

Elektromobilitätspionier
Pistor, die Genossenschaft, die Bäckerei-Confiserien, der Gastronomie und Pflegeeinrichtungen mit modularen Individuallösungen über 1700 Produkte aus einer Hand liefert, hat bereits 2015 den ersten E-LKW in Betrieb genommen. Das Unternehmen hat auch Gas- und Wasserstofffahrzeuge evaluiert, sich dann doch für die elektrische Variante entschieden. Die Erfahrungen damit seien sehr gut, so gut, dass 2017 und 2018 je noch ein weiterer E-LKW dazu gekommen sei. Die Batterien des neusten Modells seien viel leistungsfähiger, bei notabene weniger Volumen und deutlich tieferem Gewicht. Bestechend seien aber die tiefen Betriebs- und Unterhaltskosten: Die Unterhaltskosten des ersten E-LKW hätten in den letzten vier Jahren lediglich auf 1700 Franken summiert.

Gianfranco Guidati: „Der Photovoltaik gehört die Zukunft!
Grosses Interesse zeigten die Aktionärinnen und Aktionäre von Edisun-Power auch am Vortrag von Gianfranco Guidati, Leiter des Swiss Competence Center for Energy Research Supply of Electricity an der ETH Zürich. „Ich wünsche mir, dass es normal wird, Photovoltaik auf die Gebäudedächer und in die Fassaden zu integrieren. Sie muss ein logischer Teil des Gebäudes werden, wie ein Bad oder eine Küche!“, erklärte Gianfranco Guidati. Denn wir hätten noch viel zu tun, um die neuen Ziele des Bundesrats zu erreichen: „Die jährlich neu installierte Photovoltaik-Leistung muss von heute 250-300 Megawatt auf jährlich 1500-2000 Megawatt erhöht werden!“ Dies sei sehr ambitiös, aber absolut sinnvoll. Denn die Photovoltaik werde neben der Wasserkraft zum Hauptpfeiler unserer Energieversorgung werden. „Wir werden in der Schweiz so viel Solarstrom produzieren, dass wir diesen mittels Elektrolyse und Speicherseen für den Winter speichern können. Dass wir im Sommer einen Teil des Solarstroms abregeln, das wird normal sein. Ich finde, wir sollten auch über eine Photovoltaikpflicht im Neubau nachdenken“, gab er zu bedenken. Er zeigte zwei Bilder vom neuen Bahnhof Oerlikon, wo die SBB einen Büroturm und eine neue Perron-Überdachung gebaut hat: „In der Fassade des Bürogebäudes befindet sich hinter den Glasfassaden-Elementen ein Gewebe statt Photovoltaikzellen! Und sehen Sie hier die Betonüberdachung der Perrons, sie sind leer! Da hätte doch ganz schön viel Photovoltaik Platz!“ Gianfranco Guidati findet, dass die SBB hier auch eine Vorbildfunktion gehabt hätte, wie übrigens der Bund, die Armee und alle öffentlichen Bauherren.

Höhenflug statt Katerstimmung
Mit viel Wissen über die Entwicklungssprünge der Photovoltaik in den letzten Jahren, aber auch mit einem Einblick in die hochmoderne, grösstenteils automatisierte Logistik von Pistor machten sich die Gäste dank einem reichbestückten Apéro gut genährt auf den Heimweg. Im Herbst 2008 ging Edisun Power an die Börse, wenige Tage nach der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers. „Das hat dazu geführt, dass uns der Börsengang weniger Geld eingebracht hat als geplant. Danach kamen schwierige Jahre“, wusste Rainer Isenrich zu berichten, der damals noch nicht CEO von Edisun Power war. Doch das Blatt scheint sich gewendet zu haben: 2014 betrug der Wert der Aktie an der Börse noch grad gut 20 Franken, dann bewegte er sich lange um 30 bis 50 Franken. Ende 2018 notierte die Aktie 72 Franken. Zurzeit sind es über 140 Franken. Es scheint als hätte Edisun Power zum Höhenflug angesetzt. Immer noch mit einem sehr kleinen Team setzt das Unternehmen auf gute, verlässliche Partnerschaften. Das scheint zu funktionieren.

Text: Anita Niederhäusern, im Auftrag von Edisun Power

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