Markus Michel, Abteilungsleiter Service bei den Stadtwerken Esslingen, bedankt sich für den Energiewende Award. ©Bild: EuPD Research

Energiewende läuft sich warm: Schweizer und deutscher Energieversorger arbeiten an nachhaltiger Wärmeversorgung

(PM) Die Energiewende kann nur gelingen, wenn sie auch in der Wärmeproduktion funktioniert. Ein deutsches und ein Schweizer Beispiel zeigen, wie sich Energieversorger für ökologische Wärme einsetzen. Für ihr beispielhaftes Engagement wurden sie mit dem Energiewende Award ausgezeichnet.


Im schwäbischen Esslingen kommt umweltfreundliche Wärme aus dem Netz. Und das immer häufiger. Die Stadtwerke Esslingen (SWE) setzen auf den Aufbau von Nahwärmenetzen, wenn es um die umweltfreundliche Versorgung von Wohngebieten mit Wärme geht und erweitern bestehende. Dabei arbeiten sie mit Wohnungsbaugesellschaften zusammen. Derzeit betreibt der städtische Versorger zehn Wärmenetze und sieben Contracting-Netze. In vielen Nahwärmenetzen sind mit Erdgas betriebene Blockheizkraftwerke im Einsatz, die gleichzeitig Wärme und Strom erzeugen. Doch auch erneuerbare Energien wie Geothermie, Hackschnitzel und Holzpellets nutzt SWE, um das Wasser in den Leistungsrohren zu erwärmen.

Holzhackschnitzel heizen Schule und Probebühne
Auf dem Esslinger Zollberg beispielsweise produziert ein Holzhackschnitzelheizwerk ökologische Wärme für zwei Schulen und die Probebühne der Württembergischen Landesbühne. Das größte Nahwärmenetz der SWE befindet sich im Scharnhauser Park. Rund 9000 Einwohner versorgt ein Holzheizkraftwerk mit Wärme. Die Biomasseanlage verfeuert hauptsächlich Grünschnitt aus dem Landkreis Esslingen. Über das Jahr betrachtet deckt sie rund 70 Prozent des Bedarfs im Stadtteil, den Rest übernehmen zwei Erdgaskessel.

Den Energiewende Award in der Kategorie Wärme hat SWE bei der internationalen Innovationsplattform The smarter E Europe aber vor allem für sein Wärmecontracting bekommen. Der Preis würdigt Energieversorger, die sich besonders für die Energiewende einsetzen und Privathaushalten und Gewerbebetrieben entsprechende Produkte und Serviceleistungen anbieten. Die Bonner Markt- und Wirtschaftsforscher von EuPD Research haben dazu die Angebote aller knapp 1800 Energieversorger im deutschsprachigen Raum bezüglich Strom, Wärme, Mobilität und Energieeffizienz analysiert.

Einige Energieversorger kümmern sich um Wärmewende
Die Esslinger haben bestens abgeschnitten, denn sie bieten für das Wärmecontracting komfortable Komplettpakete an. Sie bauen und betreiben moderne Heizungsanlagen für ihre Kunden. Die SWE-Experten kümmern sich um die Wärmeversorgung von Mehrfamilienhäusern genauso wie von ganzen Stadtquartieren. Auch Eigentümer von Bürogebäuden, Gewerbebetrieben, Pflegeheimen und Schulen gehören zu ihren Kunden. Ziel sei es, Nutzenergie wie Wärme und Strom durch Effizienzmaßnahmen einzusparen und die notwendigen Verbräuche optimal zu erzeugen, erklärt das Stadtwerk auf seinen Internetseiten.

Wärmecontracting bieten inzwischen über 20 Prozent der Energieversorger an. Das weitere Portfolio an umweltfreundlicher Wärmeversorgung lässt sich in zwei Kategorien unterteilen: Bio- beziehungsweise Ökogas und Heizungstechnologien. 219 Unternehmen bieten ersteres als Produkt an. 119 Energieversorger, also zehn Prozent der untersuchten Unternehmen, offerieren Wärmepumpen als Alternative zu konventionellen Heizmethoden. Acht Prozent führen Mikro-Blockheizkraftwerke in ihrem Angebot, fünf Prozent Pelletheizungen und zwei Prozent Brennstoffzellen. Im Vergleich zu Photovoltaikanlagen, die von jedem fünften Energieversorger angeboten werden, fallen die Zahlen jedoch gering aus.

Energieversorger liefert Abwasserwärme
Ein Energieversorger, der heraussticht und deshalb für sein innovatives Engagement im Wärmesegment mit dem Energiewende Award auszeichnet wurde, kommt aus der Schweiz. Energie Zürichsee Linth (EZL) beteiligt sich an einem Pilotprojekt zur Erzeugung erneuerbaren Methans. Bei dem Vorhaben handelt sich dabei um die erste Anlage dieser Art in der Schweiz und die erst Dritte weltweit. Mittels Elektrolyse wandelt EZL überschüssigen Strom in Wasserstoff und Sauerstoff um. Angereichert mit Kohlenstoff oder Kohlendioxid wird aus dem Wasserstoff erneuerbares Methan. Es lässt sich wie Biogas in das Erdgasnetz einspeisen. Somit ist es ohne irgendwelche Anpassungen mit allen Erdgasgeräten nutzbar.

Pioniergeist zeigt EZL auch bei einem weiteren Projekt. In Rapperswil-Jona am Zürichsee baut das Unternehmen ein Leitungsnetz, das elf Grad Celsius warmes Abwasser aus einer Abwasserreinigungsanlage zu einer entstehenden Neubausiedlung führen soll. Dort wird es durch einen Wärmetauscher fließen, wo es ein etwa fünf Grad Celsius kaltes Ethanol/Wasser-Gemisch auf zehn Grad Celsius erwärmen wird, das als Wärmequelle für die Wärmepumpen in den Wohnhäusern dienen wird. Auch im Kanton St. Gallen soll umweltfreundliche Wärme demnächst aus dem Netz kommen.

Text: EuPD Research

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1 Kommentare

habs

Fehlinformation betr.
Wasserstoff/Methan-Produktion
aus Stromüberschüssen:
Die erste Anlage der Schweiz wurde von der RegioEnergie Solothurn in Zuchwil (SO) als Teil des Hybridwerks Aarmatt gebaut.
Die Wasserstoffanlage hat im April 2015 den Forschungsbetrieb aufgenommen und ist im August 2018 in die Produktion übergegangen. Die Methananlage steht seit Januar 2019 im Forschungsbetrieb.
https://www.regioenergie.ch/de/regio-energie-solothurn/hybridwerk/anlagen/
https://www.ee-news.ch/de/article/33335

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