Forschungsschiffe checken die Meeresböden vor der Errichtung des Offshore-Windparks Hollandse Kust Zuid. ©Bild: Vattenfall

Acht Sensoren werden so dicht wie möglich über den Meeresboden gezogen, um möglichst vollständige Daten zu erhalten. ©Bild: Vattenfall

Offshore-Windpark Hollandse Kust Zuid: Vorbereitungen für den Bau laufen – zurzeit wird der Meeresboden gescannt

(ee-news.ch) Vattenfall hat mit den Vorbereitungen für den Bau des ersten nicht subventionierten Offshore-Windparks Hollandse Kust Zuid 1 & 2 vor der niederländischen Küste begonnen (siehe ee-news.ch vom 21.3.2018>> und ee-news.ch vom 24.4.2019 >>). Wissenschaftler untersuchen zurzeit den Standort, an dem der Windpark errichtet werden soll. Mit High-Tech-Ausrüstung führen sie Unterwasserscans durch, um nach Bomben und Schiffswracks zu suchen und den Meeresgrund zu kartieren.


Die Aktivitäten starteten im Februar, jedoch brachten die Stürme Freya und Gareth den Zeitplan durcheinander. Die beiden Forschungsschiffe mit insgesamt dreissig Personen Besatzung waren dazu gezwungen im Hafen von Scheveningen zu ankern. Jetzt wird der Meeresboden bis August mit Scannern untersucht, die die Umgebung nicht beeinträchtigen sollen.

Sonar und Bodenproben
Danach werden Bodenproben genommen. Neben den geophysikalischen Untersuchungen durch Bibby Hydro Map führt noch das Unternehmen Fugro geotechnische Untersuchungen durch. Acht Sensoren werden so dicht wie möglich über den Meeresboden gezogen, um möglichst vollständige Daten zu erhalten.

Aidan Marchand, der für Vattenfall die Aufsicht über die technische Durchführung des Projekts führt, erklärt den Unterschied: „Bei der geophysikalischen Untersuchung werden hauptsächlich Scanning-Sensoren verwendet, die durch das Wasser geschleppt werden. Dadurch entsteht ein Bild des Meeresbodens und der Objekte, die sich dort befinden. Das ist wichtig für den nächsten Schritt, der aus den geotechnischen Untersuchungen besteht. Fugro nimmt Bohrungen im Meeresboden vor und entnimmt Proben, um die Zusammensetzung und die Stärke des Meeresbodens zu bestimmen.“ Die Ergebnisse der Untersuchungen dienen dazu, um optimal geeignete Fundamente für die Windkraftanlagen zu konstruieren sowie die Verlegung der Kabel zu planen, die im Sand vergraben werden.

Minen und Bomben
Die Nordsee beherbergt viele historische Artefakte, darunter auch eine Vielzahl von Sprengkörpern. Unzählige Seeminen wurden in den beiden Weltkriegen gelegt, und weniger als ein Viertel davon nach dem Zweiten Weltkrieg geräumt. Hollandse Kust Zuid befindet sich unmittelbar nördlich der Hauptvormarschroute der alliierten Streitkräfte: Flugzeuge stürzten ins Meer oder warfen ihre Bomben zu früh ab, Schiffe sanken. Die Forscher erheben Tag und Nacht geologische Daten über den Meeresboden, auf dem der Windpark errichtet werden soll. Schiffswracks aufzuspüren sei relativ einfach, erläutert Jenkins, schwieriger sei es bei Munition, die nicht explodiere. Alle Objekte werden mit ihren magnetischen Eigenschaften, ihrer Grösse, Form und Tiefe in eine Liste erfasst. Diese Daten werden anschliessend von einem spezialisierten Unternehmen analysiert. Im nächsten Schritt werden die Sprengkörper entschärft.

Herausforderung Sanddünen
Dank der relativ geringen Wassertiefe und des sandigen Meeresbodens ist die Nordsee ein guter Standort für einen Windpark. Aber auch hier gibt es Herausforderungen, denn auf dem Meeresgrund gibt es sich bewegende Sanddünen. Die mobile Sandschicht sei bis zu vier Meter dick, so Aidan Marchand. Diese Sanddünen bewegen sich. Die Fundamente könnten das verkraften, so Marchan weiter, aber für die Kabel könnten die mobilen Sanddünen ein Problem sein. Denn die Kabel befinden sich üblicherweise ein bis drei Meter unter der Oberfläche des Meeresbodens. Es bestehe also die Gefahr, dass die Kabel durch die mobilen Dünen exponiert werden. Daher werden High-Tech-Modelle eingesetzt, die das Verhalten der Sanddünen über einen relativ langen Zeitraum vorhersagen können, was wiederum bei der Kabelführung berücksichtigt wird.

Die Forschungsschiffe Bibby Hydro Map und Fugro werden die erhobenen Daten bis Ende 2019 analysieren, testen und interpretieren. Das ist ein wesentlicher Input für den Entwurfsprozess für die Kabelführung, die Fundamente und die Windkraftwerke selbst.

Text: ee-news.ch, Quelle: Vattenfall GmbH

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