Die Photovoltaikanlage auf dem Dach und eine Solarthermieanlage an der Fassade ermöglichen in Kombination mit Energiespeichern Autarkiegrade über 70 Prozent in der Wärme- und Stromversorgung ©Bild: Aromapflege

Mit dem Holzbaupreis Tirol 2019 wurde das Gesamtkonzept für den Bau der neuen Firmenzentrale des Naturkosmetikunternehmens prämiert. ©Bild: Foto Müller

Holzbaupreis Tirol: Firmengebäude von Naturkosmetikfirma ausgezeichnet – hoher Autarkiegrad erreicht

(ee-news.ch) Das Firmengebäude der Naturkosmetikfirma Aromapflege, bei dem grosse Solarthermie- und Photovoltaikanlagen hohe Autarkie in der Wärme- und Stromversorgung ermöglichen, wurde mit dem Holzbaupreis Tirol 2019 ausgezeichnet. Das Unternehmen habe veim Neubau der Firmenzentrale auf Nachhaltigkeit, Energieautarkie und das Unternehmenscredo des Wohlfühlens gesetzt, so begründet die Jury ihre Entscheidung.


Die Auszeichnung des Vereins Pro Holz wurde im Januar 2019 verliehen. Für das solare Energiekonzept zeichnet Professor Timo Leukefeld, Planer von energieautarken Gebäuden und Vorstandsmitglied des Sonnenhaus-Institut e.V., verantwortlich. In dem Gebäude des Typs ‚Sonnenhaus autark‘ werden über 70 Prozent des Energiebedarfs für Wärme und Strom solar gedeckt.

Fünf Auszeichnungen in 3 Kategorien
Seit über 15 Jahren organisieren die Vereine pro Holz in Tirol und Salzburg gemeinsam den Holzbaupreis im vierjährigen Turnus. Prämiert werden besondere Holzbauprojekte mit Fokus auf Handwerk, Baukultur, Umgang mit Ressourcen und regionale Wertschöpfung. Die Juryentscheidungen und Prämierungen erfolgen für das jeweilige Bundesland. Für den Holzbaupreis Tirol 2019 gingen 136 Bewerbungen ein. Fünf Auszeichnungen wurden in den Kategorien Öffentliche Bauten, Gewerbliche Bauten und Sonderbau verliehen. Die Aromapflege GmbH erhielt für ihr 2016 errichtetes Firmengebäude die Auszeichnung in der Kategorie Gewerbliche Bauten.

Ökologie und Nachhaltigkeit als Firmenphilosophie
Der neue Firmensitz des Familienunternehmens Aromapflege entstand in Lechaschau direkt an der bayerisch-österreichischen Grenze. Ökologische Baumaterialien sollten verwendet werden und grosse Glasflächen sollen viel Licht ins Gebäude lassen. Mit diesen Vorgaben errichtete die Firma Holzbau Saurer ein Gebäude mit rund 790 Quadratmeter Nettogrundfläche in Holzriegelbauweise. Die Bauelemente, die fast ausschliesslich aus Fichtenholz bestehen, wurden zum grossen Teil vorgefertigt. Die Aussenwände und Dachelemente sind mit Holzweichfaserplatten und Hanf hochwärmegedämmt, sie erreichen U-Werte von 0.13 bzw. 0.12 W/m²K. Die Wände wurden mit den fertigen Fassaden und Fensterelementen angeliefert und vor Ort aufgebaut. Dadurch konnte schnell gebaut werden. Im März 2016 begann der Holzbau, im Juli war er abgeschlossen.

Sonnenhaus-autark-Kriterien überschritten
Auch in Bezug auf die Energieversorgung beschlossen die Bauleute Evelyn Deutsch-Grasl und Thomas Grasl, ihrem Credo der Ökologie und Nachhaltigkeit Sichtbarkeit zu verleihen. Sie liessen von dem Freiberger Energieexperten Timo Leukefeld ein Energiekonzept planen, bei dem mit Solarthermie und Photovoltaik und entsprechenden Energiespeichern eine hohe Autarkie erreicht wird. Das Gebäude erreicht den Sonnenhaus-autark-Standard und überschreitet dessen Mindestanforderungen deutlich. Um als Sonnenhaus autark klassifiziert zu werden, muss ein Gebäude einen Autarkiegrad von mindestens 50 Prozent in der Wärme- und Stromversorgung aufweisen.

Bei dem prämierten Firmengebäude wurde an der Fassade eine 150 Quadratmeter grosse Solarthermieanlage installiert. Laut Simulation deckt sie circa 75 Prozent des Wärmebedarfs. Nachgeheizt wird mit zwei Heizpatronen. Sie befinden sich in dem 25 Kubikmeter-Langzeitwärmespeicher und wandeln überschüssigen Solarstrom in Wärme um.

Solarstrom deckt 80 Prozent des Bedarfs
Auch in der Stromversorgung ist die Mindestanforderung von 50 Prozent solarem Deckungsgrad übererfüllt. Rund 80 Prozent der benötigten elektrischen Energie werden mit einer Photovoltaikanlage mit 24 Kilowatt Leistung gedeckt. Sie ist auf dem Flachdach aufgeständert. Ein Speichersystem mit vier Lithium-Ionen-Akkus und einer Gesamtspeicherkapazität von 40 Kilowattstunden steht für die Zwischenspeicherung des Solarstroms zur Verfügung. Die PV-Anlage liefert auch den Strom für die Heizstäbe.

Mit der Energie wird sorgsam umgegangen. Alle Elektrogeräte erfüllen hohe Energiestandards, für die Gebäudebeleuchtung wurden LED-Lampen eingebaut. Die Elektromobilität gehört ebenfalls zu dem Energiekonzept. Auf dem Firmengelände sind Ladestationen für die Elektroautos von Mitarbeitern und Gästen installiert. Mit dem Holzbaupreis Tirol 2019 wurde das Gesamtkonzept prämiert.

Text: ee-news.ch, Quelle: Sonnenhaus-Institut e. V.

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