Ende 2018 hielt der norwegische Pensionsfonds Anteile an den Grosskonzernen Shell, BP, Total und ExxonMobil sowie vielen weiteren - der Gesamtwert belief sich auf 37 Mrd. Dollar. Es wird vermutlich Jahre dauern, alle Anteile abzustossen.

Norwegen: Grösster Staatsfonds der Welt stösst Öl-Anteile ab

(SDA) Norwegens staatlicher Pensionsfonds stösst seine Öl- und Gasanteile ab. Klima-Aktivisten hatten die am Freitag verkündete Entscheidung der norwegischen Regierung mit Spannung erwartet. Mit der Erderwärmung oder dem Umweltschutz hat sie aber nichts zu tun. Stattdessen will sich der grösste Staatsfonds der Welt vor den Schwankungen des volatilen Rohstoffmarkts schützen. Denn bei einem steilen Abschwung der Ölpreise wie 2014 drohen massive Verluste.


Seit den 90er Jahren legt der Staatsfonds einen Teil von Norwegens Öl-Einnahmen für künftige Generationen an. 2017 hatte der Fonds erstmals die symbolträchtige Marke von einer Billion Dollar erreicht, die starken Schwankungen an den Finanzmärkten im vergangenen Jahr bescherten ihm zuletzt allerdings herbe Verluste, die sich 2018 auf 50 Milliarden Euro summierten. Norwegen bleibt indes der grösste Förderer von Öl und Gas in Westeuropa. Die fossilen Energieträger machen fast die Hälfte der Exporte des Landes und 20 Prozent der Staatseinnahmen aus.

Schwerer Schlag
Dennoch ist der Ausstieg des billionenschweren Investors für die Ölindustrie ein schwerer Schlag. Ende 2018 hielt der norwegische Pensionsfonds Anteile an den Grosskonzernen Shell, BP, Total und ExxonMobil sowie vielen weiteren - der Gesamtwert belief sich auf 37 Milliarden Dollar. Bei Summen dieser Grössenordnung wird es vermutlich Jahre dauern, alle Anteile abzustossen.

Greenpeace bezeichnete die Entscheidung im Vorfeld als "offenkundig sehr wichtig". Norwegen habe nun die Chance zu zeigen, dass ein Fonds auch ohne Öl und Erdgas im Portfolio profitabel sein könne. Zuvor hatte sich das skandinavische Land bereits aus der Kohle-Industrie zurückgezogen und Leitlinien erlassen, wonach das Geld nicht in Unternehmen fliessen darf, die Atomwaffen oder Tabakprodukte herstellen, die Menschenrechte verletzen oder Kinderarbeit ausnutzen.

Umweltschützer erhoffen sich, dass Norwegen nun eine Vorbildfunktion für andere Investoren einnimmt. Denn diese beobachten die Positionen des Staatsfonds, der 1,4 Prozent der globalen Marktkapitalisierung kontrolliert, genau.

©Text: Keystone-SDA

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