Bei dem Bau ihres Strohballen-Sonnenhauses legte Familie Müller Wert auf natürliche Baumaterialien. ©Bild: Sonnenhaus-Institut/ Arno Witt

Das Strohballen-Sonnenhaus von Familie Müller holte in der Kategorie Wohnungsbau des HolzbauPlus-Wettbewerbs den ersten Platz. ©Bild: Sonnenhaus-Institut/ Arno Witt

Auf dem Dach erzeugt eine Photovoltaikanlage Strom, an der Fassade produziert die Solarthermieanlage Wärme für die Raumheizung und das Warmwasser. ©Bild: Sonnenhaus-Institut/ Arno Witt

Sonnenhaus in Holzständerbauweise: Gewinnt HolzbauPlus-Preis 2019

(PM) In dem HolzbauPlus-Wettbewerb des deutschen Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft holt das Einfamilienhaus von Stefanie und Daniel Müller den ersten Platz in der Kategorie Wohnungsbau. Zu dem nachhaltigen Baukonzept leistet die Sonnenhaus-Heizung einen grossen Beitrag. Gut 50 Prozent des Wärmebedarfs deckt eine grosse Solarthermie-Anlage.


Das neue Eigenheim von Stefanie und Daniel Müller sollte der Gegenentwurf zu ihrer alten Mietwohnung sein. Darin war es kalt und feucht, Schimmel bildete sich – „es war einfach nur unangenehm“, bringt Daniel Müller es auf den Punkt. Deshalb stand für die beiden fest: „Wir wollten natürliche Baustoffe, keinen Vollwärmeschutz aus Styropor und unser Haus sollte möglichst nachhaltig sein.“

Sonnenhaus in Holzständerbauweise macht ersten Platz
Wegen des natürlichen und heimischen Baustoffs sei es naheliegend gewesen, ein Holzhaus zu bauen. „Auf die Strohballenhaus-Bauweise sind wir durch Zufall gekommen“, so Müller. Und von dem Sonnenhaus-Energiekonzept erfuhren sie auf ihrer Suche nach einer Indach-Photovoltaikanlage. Das Ergebnis ist ein Sonnenhaus in Holzständerbauweise mit Strohballen als Wärmedämmung in Wurmlingen bei Tuttlingen (Baden-Württemberg). Im Februar 2017 konnten sie ihr neues Heim beziehen, im Januar dieses Jahres holte ihr Architekt Otto Merz damit in dem HolzbauPlus-Wettbewerb in der Kategorie Wohnungsbau den ersten Platz.

137 Bewerbungen zählte die Jury in diesem Jahr. Ausgezeichnet wurden Projekte in zehn Kategorien. An der Grünen Woche im Januar in Berlin überreichte die deutsche Bundesministerin Julia Klöckner die Preise, darunter an Otto Merz für die Planung dieses Hauses. „Der Wettbewerb zeigt herausragende Beispiele, die CO2-mindernd, energiesparend und dennoch mit einer ansprechenden Optik ausgestattet sind“, sagt Merz zum Wettbewerb. Das Haus von Familie Müller bestehe zu 90 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen. „Eine Gründung aus Beton ist unvermeidlich. Ansonsten besteht das Haus aus Holz, Lehm, Stroh und Glas.“

Strohballenhäuser bieten Wohnqualität
Merz hat in den vergangenen zehn Jahren elf Strohballenhäuser geplant und er überzeugte auch Familie Müller von der Bauweise mit lokalen Materialien. „Der Hauptvorteil ist die Wohnqualität“, sagt er. „Das Raumklima ist weder zu trocken, noch zu feucht. Der Lehm reguliert die Feuchtigkeit“, erklärt er. Also genau das, was die Bauherren suchten.

Einbindung der Sonnenhaus-Heizung in ein geplantes Haus
Mit der Planung des Hauses waren sie schon recht weit, als sie auf der Suche nach einer Photovoltaikanlage bei Hartmann Energietechnik in Rottenburg-Oberndorf anfragten. Der Systemanbieter plant und realisiert Hand in Hand mit Fachhandwerkern vor Ort seit über 20 Jahren Sonnenhaus-Heizungen. Bei Familie Müller erfolgte die Ausführung durch den Heizungsbauer Engeser aus Villingendorf. In Sonnenhäusern werden mindestens 50 Prozent des Wärmebedarfs für die Raumheizung und das warme Wasser mit einer grossen Solarthermieanlage oder einer Photovoltaikanlage mit solarstromgeregelter Wärmepumpe gedeckt.

Daniel Müller und seiner Frau gefiel dieses Konzept und sie änderten ihre Pläne. Anstatt eine Wärmepumpenheizung einbauen zu lassen, wie es ursprünglich geplant war, machten sie aus ihrem neuen Heim kurzfristig ein klassisches Sonnenhaus. Die Komponenten, vor allem die grosse Solarthermieanlage, der Wärmespeicher und die Holzheizung, mussten nachträglich in den Bau integriert werden.

Geeigneter Platz an der Fassade
Die beiden Dachflächen in Richtung Ost-West waren schon für eine Solarstromanlage mit knapp 10 Kilowatt Spitzenleistung verplant. Mit 30 Grad war die Dachneigung für die Solarthermie-Kollektoren ausserdem zu gering. An der Südseite des Gebäudes fand sich aber ein geeigneter Platz für die 24 Quadratmeter Solarkollektoren und zwar an der Fassade. Mit 90 Grad Neigung erzeugt die nach Süden gerichtete Anlage im Winter bei tiefstehender Sonne viel Wärme, im Sommer dagegen kaum überschüssige Energie. Der Wärmespeicher mit 4000 Fassungsvermögen konnte im Haushalts-und Technikraum aufgestellt werden. Für die Nachheizung wurde ein Naturzugholzvergaserofen mit 17.6 Kilowatt Leistung installiert. Die Wärme wird über eine im Lehmputz integrierte Wandflächenheizung verteilt.

Mit der Photovoltaikanlage wird das solare Energiesystem komplettiert. Um mehr Solarstrom selbst nutzen zu können, kombinierten sie die Anlage mit einem Solarstromspeicher. Den selbst erzeugten Strom nutzen sie für die Haushaltsgeräte und die Haustechnik.

54.5 Prozent der Wärme wird solar erzeugt
Mit der Solarthermieanlage kann die mittlerweile dreiköpfige Familie laut Berechnungen von Hartmann Energietechnik 54.5 Prozent ihres Wärmebedarfs für Heizung und Warmwasser klimaschonend solar decken. Rund vier Raummeter Buchenholz brauchen sie im Winter für das Zuheizen, weiss Daniel Müller heute. Als es im Dezember und Januar mehrere Tage lang trüb war, heizten sie zwei Mal in der Woche ein, sonst reicht es auch einmal. Die Entscheidung für das Sonnenhaus-System haben seine Frau und er nicht bereut. „Es passt zu unserem Ziel, ein nachhaltiges Haus zu bauen.“ Die angenehme Strahlungswärme trägt zur Behaglichkeit in ihrem neuen Heim noch bei.

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Text: Sonnenhaus-Institut e. V.

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