Neben den Treibhausgaseinsparungen haben Oberleitungs- und batterieelektrische Lkw weitere Vorteile: Ihre Kosten liegen im laufenden Betrieb unter denen von Dieselfahrzeugen und Brennstoffzellen-Fahrzeugen.

Öko-Institut: Gibt Empfehlungen für klimafreundlichen Güterverkehr auf der Strasse heraus

(Öko-Institut) Der Strassengüterverkehr stösst in Deutschland jährlich etwa 40 Millionen Tonnen CO2 aus, das sind rund ein Viertel der Treibhausgasemissionen des Verkehrs insgesamt. Ein weiterer Anstieg der Transporte auf der Strasse wird prognostiziert. Damit der Güterverkehr einen relevanten Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, muss ein Umstieg auf alternative Antriebe und Kraftstoffe erfolgen.


Denn auch wenn Verlagerungspotenziale auf die Schiene umfassend erschlossen werden, bleibt der Handlungsdruck bei Lkw hoch.

Strom- bzw. batteriebetriebene elektrische Lkw
Besonders aussichtsreich sind dabei strom- bzw. batteriebetriebene elektrische Lkw, vor allem im Nah- und Regionalverkehr, bzw. über Oberleitungen, konstatieren das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI, das Öko-Institut und das ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Elektrische Lkw reduzieren Treibhausgasemissionen, senken Kosten im laufenden Betrieb und können energiewirtschaftliche Vorteile aufweisen.

Staatliches Handeln für den Umstieg auf alternative Antriebe
Damit diese Vorteile zum Tragen kommen und die Marktakteure mittel- und langfristige Investitionsentscheidungen treffen können, ist ein rasches, entschiedenes und verlässliches staatliches Handeln notwendig. Hierfür sind ambitionierte Effizienzstandards für Lkw, eine an den CO2-Emissionen orientierte Ausgestaltung von Steuern und Abgaben sowie der Aufbau der notwendigen Infrastruktur erforderlich.

„Richtungsentscheidungen der Akteure sind nur möglich, wenn der Staat zukunftsweisende Rahmenbedingungen für einen klimafreundlichen Strassengüterverkehr setzt“, erläutert Florian Hacker, Verkehrsexperte am Öko-Institut. „Die Initiierung und Vorfinanzierung des frühen Infrastrukturausbaus für alternative Antriebe ist dabei ein zentrales Element.“ Ein Grundversorgungsnetz für etwa 40‘000 Lkw kann nach aktuellen Schätzungen je nach Antriebstechnologie bereits mit Gesamtinvestitionen zwischen etwa 2.5 bis 5 Milliarden Euro realisiert werden und somit bereits eine hohe Anzahl an Fahrzeugen entlang von Hauptkorridoren mit Energie versorgen.

Vorteile von elektrischen Lkw nutzen
Neben den Treibhausgaseinsparungen für den Klimaschutz haben Oberleitungs- und batterieelektrische Lkw weitere Vorteile. So liegen ihre Kosten im laufenden Betrieb unter denen von Dieselfahrzeugen und sind deutlich niedriger als bei Brennstoffzellen-Fahrzeugen oder beim Einsatz von synthetischen Kraftstoffen in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Sie kompensieren damit schnell höhere Anschaffungskosten für die Fahrzeuge und machen einen klimafreundlichen Güterverkehr im Markt konkurrenzfähig. Für das Energiesystem haben insbesondere Oberleitungs-Lkw Vorteile gegenüber anderen Technologien, da ihr Strombedarf niedriger ist als beim Einsatz synthetischer (strombasierter) Kraftstoffe und sich eher gleichmässig über das Streckennetz verteilt.

„Das Thema alternative Anriebe hat nicht zuletzt wegen der ‚heimischen Wertschöpfung‘ und des Know-hows im Bereich Automotive grosse Potenziale“, konstatiert Patrick Plötz, Projektleiter am Fraunhofer ISI. „So bringen deutsche Technologieunternehmen unter anderem grosse Kenntnisse zur Energieversorgung aus der Bahntechnik mit und deutsche Fahrzeughersteller sind bereits heute in die Entwicklung und Erprobung von alternativen Lkw-Antrieben involviert.“

Erfahrungen sammeln und für die Zukunft lernen
Der Umstieg auf alternative Antriebe wie Oberleitungs-Lkw kann nur gelingen, wenn diese frühzeitig erprobt und weiterentwickelt werden. Grosse Demonstrationsprojekte helfen dabei, Praxiserfahrungen zu sammeln und die Anforderungen von Marktakteuren und Gesellschaft zu berücksichtigen. Sie sind wichtige Etappen auf dem Weg hin zu einer Langfriststrategie für den Klimaschutz im Strassengüterverkehr. Die Investitionsrisiken für die nächsten Schritte sind überschaubar. Perspektivisch zeichnen sich auch Synergien zwischen verschiedenen Infrastrukturen ab, so zum Beispiel zwischen Oberleitungen und stationären Ladepunkten.

„Wir verfügen heute über ausreichend Wissen, um die Vor- und Nachteile verschiedener Technologien für den Güterverkehr abzuwägen. Eine grundlegende Verbesserung der Wissensbasis ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten“, fasst Julius Jöhrens, Projektleiter am ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg zusammen. „Angesicht der Dringlichkeit und Grösse der Herausforderung sollten marktnahe Technologien daher nun auch zügig im grösseren Stil und mit der notwendigen staatlichen Unterstützung erprobt werden.“

Thesenpapier „Alternative Antriebe und Kraftstoffe im Strassengüterverkehr – Handlungsempfehlungen für Deutschland“ von Öko-Institut, Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI und ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg >>

Text: Öko-Institut e. V.

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1 Kommentare

Max Blatter

Was ist mit Power-to-Gas? Mir persönlicher erschiene das weitaus realistischer als Oberleitungs-LKW (enorm aufwändige Infrastruktur) oder batteriebetriebene LKW (Batterien sind m.E. noch immer ökologisch fraglich). Klar: Was wirklich die ökologisch beste und ökonomisch tragfähigste Lösung ist, muss die Zukunft zeigen. Weshalb das Öko-Institut die Power-to-Gas-Variante aber einfach totschweigt, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

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