In vier der sieben EWX-Themen werden schlechtere Werte als im Vorjahr erreicht, in keinem ein besserer Wert. Auch bei den erneuerbaren Energien sind wir noch weiter vom Zielkurs entfernt als zuvor. Grafik: Umweltallianz

Energiewende-Index: Schweiz fällt weiter ab – 4 der 7 EWX-Themen mit schlechteren Werte als 2017

(PM) Der aktualisierte Energiewende-Index zeigt: Gerade im Bereich Klimaschutz sind die Leistungen der Schweiz klar ungenügend. Einigermassen auf Kurs ist die Energiewende lediglich bei den Kosten und bei der Versorgungssicherheit. Besonders dringend ist zusätzlicher Klimaschutz beim Sorgenkind Verkehr. «Wir erwarten vom Parlament allermindestens, dass die Schweiz die gleichen CO2-Ziele für neue Personenwagen wie die EU festlegt » (Texte en français >>)


Der Energiewende-Index (EWX) der grossen Umweltverbände misst keine politischen Pläne, sondern den tatsächlichen Stand der Energiewende, etwa bei der Energieproduktion oder beim Schutz der Biodiversität in der Energienutzung. Ziel der Energiewende ist der international beschlossene Ausstieg aus den fossilen Energien. Gemessen an den Zielen des Pariser Klimaabkommens sinkt der CO2-Ausstoss in der Schweiz jedoch viel zu langsam. Der CO2-Ausstoss der Stromproduktion ist gar gestiegen, ebenso die gesamte Klimabelastung des Konsums. Insgesamt fällt die Schweiz damit beim Klimaschutz von 56% Zielerreichung auf 50% zurück.

Umweltverbände fordern Trendumkehr
Für die Umweltverbände ist klar: «Gerade beim Klimaschutz brauchen wir eine Trendumkehr, wenn die Schweiz ein gefährliches und teures Aufwachen verhindern will», sagt Elmar Grosse Ruse, Klimaexperte beim WWF Schweiz. Der Nationalrat kann diese Trendumkehr voraussichtlich in der Wintersession einläuten, wenn er über die Revision des CO2-Gesetzes abstimmt. Der Bundesrat hat dafür allerdings einen Vorschlag vorgelegt, mit dem der Klimaschutz weiter geschwächt statt gestärkt würde. «Das Parlament muss die Ambitionen gegenüber dem Vorschlag des Bundesrats verdoppeln», fordert Georg Klingler von Greenpeace.

Besonders dringend ist zusätzlicher Klimaschutz beim Sorgenkind Verkehr. «Wir erwarten vom Parlament allermindestens, dass die Schweiz die gleichen CO2-Ziele für neue Personenwagen wie die EU festlegt », sagt Stéphanie Penher, Bereichsleiterin Verkehrspolitik beim VCS. Weil bisher 70% der grossen Autoimporteure diese CO2-Ziele erreicht haben, lehnt auch die Mehrheit der Umweltkommission des Nationalrates zusätzliche Schlupflöcher ab.

Kosten hui, Effizienz pfui
In vier der sieben EWX-Themen werden schlechtere Werte als im Vorjahr erreicht, in keinem ein besserer Wert. Auch bei den erneuerbaren Energien sind wir noch weiter vom Zielkurs entfernt als zuvor (von 18% auf 16% Zielerreichung). Es werden nicht genug Solar-, Wind- und Biomasseanlagen gebaut, um die Ziele der bundesrätlichen Energieperspektiven zu erreichen.

Zu 100% auf Zielkurs ist die Energiewende lediglich bei den im internationalen Vergleich tiefen Kosten für Haushalte und Wirtschaft. Recht gut ist es auch um die Versorgungssicherheit bestellt (stabil 78% Zielerreichung).


Kasten: So funktioniert der Energiewende-Index
Der Energiewende-Index (EWX) misst seit 2013 jährlich den Stand der Energiewende auf der Basis öffentlich verfügbarer Daten. Die meisten dieser Daten werden vom Beratungsunternehmen EBP im Auftrag der Umweltallianz gesammelt und aggregiert. Die Daten werden jeweils mit einem Zielpfad verglichen, z.B. für die CO2-Emissionen der Energieerzeugung. Das bedeutet: Bleiben die Emissionen stabil, so sinkt der Wert der Zielerreichung im Index, weil die Emissionen gemäss Zielpfad von Jahr zu Jahr sinken müssten. Die Zielpfade sind so definiert, dass die Indikatoren in jedem Jahr 100% Zielerreichung anzeigen sollten und können. Der EWX misst konkrete Daten in den Hauptkategorien Klimaschutz, Atomausstieg, Biodiversität, Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Wirtschaft und Soziales sowie Versorgungssicherheit. Politische Beschlüsse werden nicht berücksichtigt. Darum schlägt sich das Ja des Volks zur Energiestrategie 2050 noch nicht im EWX 2018 nieder.


Weitere Informationen und detaillierte Zahlen: www.energiewende-index.ch

Text: Umweltallianz

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen

Top

Gelesen
|
Kommentiert