Bei stagnierendem Verbrauch sinken die Heizkosten durch sinkende Heizenergiepreise, Klimaziele rücken jedoch in weite Ferne. ©Bild: DIW Berlin

Wärmemonitor 2017: Heizkosten sinken - Verbrauch stagniert - Klimaschutz verliert

(ee-news.ch) Die deutschen Privathaushalte haben im Jahr 2017 knapp sieben Prozent weniger für Heizkosten ausgegeben als im Vorjahr. Dies ermittelte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Grundlage von Daten des Energiedienstleisters ista Deutschland berechneten Wärmemonitors 2017. Die Berechnungen basieren auf den Heizkostenabrechnungen von 300‘000 Mehrfamilienhäusern in Deutschland und erfolgten klima- und witterungsbereinigt.


Die Ersparnisse bei den Heizkosten entsprechen mit 6.7 Prozent fast exakt dem Rückgang bei den Heizenergiepreisen von 6.8 Prozent. Grund hierfür ist der weiterhin auf dem Niveau von 2010 liegende Verbrauch. Dies bedeutet, dass das ursprüngliche Ziel der deutschen Bundesregierung, den Wärmebedarf von Gebäuden bis 2020 gegenüber 2008 um 20 Prozent zu reduzieren auch bei den betrachteten Mehrfamilienhäusern deutlich verfehlt wird.

Großer Verlierer Klimaschutz
„Der Gebäudebestand steht für ein Drittel der deutschen Treibhausgasemissionen. Ohne eine deutliche Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden sind daher die Klimaziele nicht zu erreichen“, warnt DIW-Immobilienökonom Claus Michelsen, der die Studie zusammen mit Jan Stede und Puja Singhal erstellt hat. „Effizienzanforderungen bei Neubauten sollten nicht aufgeweicht, für den Gebäudebestand zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden.“ Allein der Wärmebedarf privater Haushalte für Heizung und Warmwasser übersteigt mit rund 560 TWh pro Jahr den gesamten deutschen Stromverbrauch von jährlich 520 TWh.

Nach der Jahrtausendwende sank der Heizenergieverbrauch zunächst deutlich. Im Jahr 2017 lag der Energiebedarf jedoch immer noch auf dem Niveau von 2010. Um das ursprüngliche Ziel der deutschen Bundesregierung für 2020 bei Mehrfamilienhäusern zu erreichen, wäre in den kommenden Jahren noch ein Rückgang von 16.5 Prozent gegenüber dem aktuellen Stand nötig.

Ost- und Süddeutschland mit dem geringsten Wärmebedarf
Der Energiebedarf im Osten lag im Jahr 2017 um gut sechs Prozent niedriger als im Westen. Leichte Rückgänge gegenüber dem Vorjahr gab es ebenfalls fast ausschließlich in den ostdeutschen Bundesländern – nur in Hessen ging die Nachfrage um 0.4 Prozent zurück. Den nach Bundesland größten Zuwachs gab es mit 2.9 Prozent in Hamburg, das ohnehin bereits Spitzenreiter ist. Im Süden und Westen stagnierte der Energiebedarf, wenn auch im Süden auf niedrigerem Niveau.

Die bezüglich der Heizkosten günstigste Region ist – wie schon im Vorjahr – das Allgäu mit jährlich 4.55 Euro je Quadratmeter. Am anderen Ende Deutschlands steht nicht nur räumlich der Südwesten Schleswig-Holsteins mit 12.20 Euro je Quadratmeter: Hier fällt der höchste Energiebedarf mit den zweithöchsten Preisen pro Kilowattstunde zusammen. Gründe in den regionalen Unterschieden sehen die Wissenschaftler bei den ostdeutschen Bundesländern vor allem in der Sanierungswelle Anfang der 1990er Jahre. Im Süden dürfte vor allem der höhere Neubaubestand eine Rolle spielen.

Steigende Preise erwartet
In der kommenden Abrechnungsperiode dürften die Heizenergiepreise wieder anziehen. Grund hierfür sind die inzwischen wieder gestiegenen Preise für Heizöl, die sich voraussichtlich mit einer gewissen Zeitverzögerung in den Energiekosten der Haushalte widerspiegeln werden.

Studie im DIW Wochenbericht 38/2018 >>

Text: ee-news.ch, Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)

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