Die Trennung des gemeinsamen Strommarktes zwischen Österreich und Deutschland, der mehr als 15 Jahre bestanden hat, wurde aufgrund eines Beschlusses der ACER vom November 2016 notwendig.

Deutschland und Österreich: Vollziehen Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone

(PM) Seit dem 1. Oktober gilt die Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone. Das bedeutet, dass es keinen unbegrenzten Stromhandel zwischen den beiden Ländern mehr gibt. Der Stromhandel soll zwischen den traditionell gut integrierten Märkten aber auch künftig in grossem Umfang möglich sein. Die österreichischen und deutschen Regulierungbehörden gehen davon aus, dass weiterhin mindestens 4900 Megawatt Stromaustausch, abgesichert durch Langfristkapazitäten, gewährleistet ist.


Je nach Netzsituation könnten kurzfristig noch weitere Kapazitäten dazukommen. Der Einschränkung des Handels stehe der positive Effekt gegenüber, dass durch diese Massnahme der Stromhandel an die Netzsituation angepasst wird und damit Energieflüsse für die Übertragungsnetzbetreiber besser beherrschbar werden. Zusätzlich soll die Netzsicherheit beider Länder durch Redispatchleistungen aus österreichischen Kraftwerken unterstützt werden.

Trennung reibungslos verlaufen
Die intensiven Vorbereitungen für die Trennung wurden durch Übertragungsnetzbetreiber, Strombörsen, Marktteilnehmer und Regulierungsbehörden in mehreren Ländern geleistet. Sie haben über ein Jahr in Anspruch genommen und alle beteiligten Parteien vor grosse Herausforderungen gestellt. Letztendlich ist es jedoch gelungen, das Projekt auch aufgrund der Unterstützung der angrenzenden Regulierungsbehörden und der Europäischen Kommission zu ermöglichen. "Für die Umsetzung des Engpassmanagements an der deutsch-österreichischen Grenze im europäischen Zielmodell, also lastflussbasiert, war die Genehmigung durch die zuständigen Regulierungsbehörden der Region Central Western Europe (CWE) Voraussetzung, welche Anfang September erteilt wurde", so Andreas Eigenbauer, Vorstand der österreichischen Regulierungsbehörde.

Seit Juli laufen auch realitätsnahe Simulationen für die getätigten Anpassungen der verschiedenen Systeme. Die Prozesse wurden erfolgreich abgeschlossen.

Auswirkungen überschaubar
Laut den Regulierungsbehörden hat die Umstellung reibungslos funktioniert. Auch die Auswirkungen auf den österreichischen Strommarkt seien bisher nicht massiv. Die erste Preisindikation war die Versteigerung der Grenzkapazitäten für Oktober vor etwa drei Wochen. Dabei waren Händler bereit, 0.88 €/MWh für die Handelsrichtung von Deutschland nach Österreich zu bezahlen. Dies ist eine erste wirkliche Markteinschätzung für den Preisunterschied zwischen Österreich und Deutschland, zumindest für Oktober. Preisunterschiede auf Basis von gehandelten Langfristprodukten (Futures) waren in Österreich das Ergebnis einiger weniger Transaktionen und damit kaum belastbar. Von Preisreportern wurden zuletzt im September allerdings auch beträchtliche Preisausschläge nach oben aber auch nach unten berichtet. Auf Jahresbasis scheint ein Unterschied von zwei bis drei Euro derzeit am wahrscheinlichsten. Dies wird auch wesentlich davon abhängen, wie sich die Gas- und CO2-Preise weiter entwickeln.

"Der Preisunterschied scheint sich erst einpendeln zu müssen", zeigt sich Wolfgang Urbantschitsch von der österreichischen Regulierungsbehörde überzeugt. Abzuwarten bleibt daher, ob sich die aktuelle Markteinschätzung längerfristig bestätigt wird, oder ob es in den kommenden Monaten zu Korrekturen kommt.

Preise steigen leicht
Welche Auswirkungen die Strompreiszonentrennung auf die Endkunden in Industrie, Gewerbe und auch bei den Haushalten hat, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. In Österreich sind leichte Steigerungen zu erwarten. Wobei Industrie und Gewerbe aufgrund ihrer monatsscharfen Abrechnungen und börsenpreisgekoppelter Strompreise die Auswirkungen wohl schneller zu spüren bekommen als Haushalte mit jährlicher Abrechnung.

Die Konsequenzen der Preiszonentrennung werden aber wohl überlagert von den allgemein in der EU in den letzten Monaten gestiegenen Grosshandelspreisen. Alleine in diesem Jahr sind die Grosshandelspreise für 2019 aufgrund hoher Kohle-, Gas- und CO2-Preise deutlich gestiegen.

Österreichische Verbraucher tragen Kosten
Kosten in Österreich entstehen allerdings durch jene Massnahmen, die zur Netzstützung notwendig sind, um das weiterhin hohe Level an grenzüberschreitenden Handel zu gewährleisten. Das heisst, die österreichischen Kraftwerke tragen weiterhin zur Netzstabilität in beiden Ländern bei, die dafür anfallenden Kosten können zu einer Erhöhung der Stromrechnungen aufgrund höherer Netztarife bei österreichischen Konsumenten führen. Dem gegenüber steht ein stabiler Grosshandelspreis, der durch die grossen grenzüberschreitenden Handelskapazitäten ermöglicht wird.

Kapazitäten könnten künftig weiter steigen
Mit einem weiteren Ausbau des Übertragungsnetzes können sich die Strom-Handelskapazitäten künftig wieder erhöhen. So soll der erste Teil der grenzüberschreitenden Stromleitung vom oberösterreichischen St. Peter/Hart ins benachbarte Bayern 2022 fertiggestellt sein, der letzte bis zum Jahr 2024.

Warum die Trennung überhaupt notwendig wurde
Die Trennung des gemeinsamen Strommarktes zwischen Österreich und Deutschland, der mehr als 15 Jahre bestanden hat, wurde aufgrund eines Beschlusses der europäischen Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) vom November 2016 notwendig. In dem Beschluss wurde festgehalten, die gemeinsame österreichisch- deutsche Stromhandelszone aufzuspalten. Danach haben sich die österreichische Regulierungsbehörde E-Control und die deutsche Bundesnetzagentur im Mai 2017 auf eine Umsetzung geeinigt.

Text: Deutsche Bundesnetzagentur (BNetzA)

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