Produktionsmix der vier grössten Schweizer Stromversorger 2017. Grafik: SES

Umweltbelastung der grössten Schweizer Stromproduzenten. Grafik: SES

Umweltbelastung der grössten Schweizer Stromproduzenten über die letzten vier Jahre. Grafik: SES

Wasser predigen und Wein trinken: Die vier grössten Schweizer EVU stossen einen Fünftel mehr CO2 aus

(SES) Die SES hat den Strommix der vier grössten Schweizer Energieversorger (EVU) analysiert: 2017 produzierten Alpiq, Axpo, BKW und Repower im Schnitt über zwei Drittel ihres Stroms mit fossilen und nuklearen Energiequellen. Im Vergleich zu 2016 erhöhten sie den CO2-Ausstoss pro Kilowattstunde Strom um über einen Fünftel – trotz Pariser Klimaabkommen. Die SES fordert die EVU auf, den Ausbau der erneuerbaren Energien stärker voranzutreiben.


In der Kurzstudie «Strommix 2017» hat die SES CO2-Emissionen, Umweltbelastung sowie die Menge an radioaktivem Abfall aller Kraftwerke im In- und Ausland untersucht. Neue erneuerbare Kraftwerke sind in den Portfolios der vier grössten Schweizer Stromproduzenten nach wie vor wenige zu finden. So haben die vier Betreiber letztes Jahr zusammen nur gerade einen Anteil von 3.7% Windstrom produziert. Zum Vergleich: Die Axpo alleine hat im selben Zeitraum dreimal so viel Strom aus Erdgas erzeugt. Der Solarstrom-Anteil ist mit 0.1% fast gänzlich zu vernachlässigen. Die vier grossen Schweizer Stromversorger haben damit im Vergleich zum durchschnittlichen Schweizer Produktionsmix überdurchschnittlich viel fossile aber auch nach wie vor nukleare Kraftwerke.

Drei Faktoren zeigen die Schädlichkeit der Stromproduktion auf
Gestiegene Strompreise im Ausland, u.a. verursacht durch den ungeplanten Ausfall vieler französischer Atomkraftwerke im letzten Winter sowie hohen Sommertemperaturen in Italien, führten zu einer Mehrproduktion aus Erdgas- und Kohlekraftwerken. Folglich sind die CO2-Emissionen pro Kilowattstunde bei allen vier Stromproduzenten im Vergleich zum vorherigen Jahr erneut stark angestiegen. Moritz Bandhauer, Projektverantwortlicher «Strommix 2017» gibt zu Bedenken: «Diese Entwicklung läuft dem Ziel der Energiewende entgegen. Das letzte Jahr zeigt exemplarisch: Damit die abzulösenden alten Atomkraftwerke nicht einfach durch fossile Kraftwerke ersetzt werden, braucht es dringend verstärkte Investitionen in neue erneuerbare Kraftwerke. Das gilt auch für die Schweiz.»

Energiewende braucht neues Strommarktdesign
Um dies zu erreichen, sieht Moritz Bandhauer jedoch nicht nur die Energieversorger sondern auch die Politik in der Pflicht: «Es braucht geeignete Anreize, damit die nuklearen Kraftwerke durch erneuerbaren Energien ersetzt werden können.» Mit der Neuordnung des Strommarktdesigns wird derzeit in Bundesbern ein politisches Geschäft verhandelt, bei dem Investitionen in neue Erneuerbare begünstigt werden könnten.

Text: Schweizerische Energie-Stiftung SES

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1 Kommentare

Max Blatter

Um Studien unvoreingenommen interpretieren zu können, muss man sie 1.) im Orginal ansehen und nicht in einer journalistischen Zusammenfassung, und 2.) man sollte sich nur auf die tatsächlich erhobenen Zahlen stützen und die Schlussfolgerungen selbst ziehen. Wenn ich das tue, sehe ich: a) Alpiq weist im Strommix fast 14% (offensichtlich importierten) Braunkohlestrom aus - ein "Pfui" an die Alpiq; die schiebe ich gleich beseite. b) Bei den übrigen drei liegt das CO2-Äquivalent unter dem Wert, der für die Stromproduktion aus Biomasse angenommen wurde - das ist doch schon mal nicht so schlecht? c) Vor allem die Stromproduktion aus Erdgas dürte zu einem beträchtlichen Teil aus BHKW stammen - die produzieren aber auch Nutzwärme, was die CO2-Bilanz verbessert. Wurde das berücksichtigt? Wie? Die (Kurz)studie sagt darüber nichts! - Also: Korrekt erhobene Zahlen, aber nicht immer ganz klare Methodik und teilweise tendenziöse Schlussfolgerungen...

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