Entwicklung des Endenergieeinsatzes im Wärmewende-Szenario. ©Bild: TU Wien, Quelle: Endbericht Studie Wärmezukunft 2050

Anteil jährlich installierter Leistung an Heiz- und Warmwassersystemen in Österreich bis 2050. ©Bild: TU Wien, Quelle: Endbericht Studie Wärmezukunft 2050

Entwicklung der beheizten Brutto-Grundflächen im Wärmewende-Szenario. ©Bild: TU Wien, Quelle: Endbericht Studie Wärmezukunft 2050

Wärmezukunft: Wie heizt Österreich im Jahr 2050?

(ee-news.ch) Mehr als ein Drittel des österreichischen Energieeinsatzes und rund 20% des heimischen CO2-Ausstosses wird für das Heizen aufgebracht, weil noch immer 60% der Wärme aus fossiler Energie erzeugt wird. Eine Energiewende beim Heizen ist daher von zentraler Bedeutung um die österreichischen Klimaziele zu erreichen. Die TU Wien zeigt in der Studie Wärmezukunft 2050, dass die Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung technisch möglich ist und wirtschaftlich sogar Vorteile bringt.


Dazu wird allerdings ein ganzes Bündel von politischen Massnahmen benötigt. Von den vier grossen Energiebereichen Verkehr, Industrie, Strom und Wärme ist der Bereich Raumwärme die härteste Nuss der österreichischen Energiewende. Ohne Wärmewende sind aber die Energiewende und die Ziele des Pariser Klimaabkommen nicht erreichbar.

Studie Wärmezukunft 2050
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine Energiewende im Wärmebereich in Österreich möglich ist und jährlich sogar an die drei Milliarden Euro an Heizkosten eingespart werden könnten. Die zusätzlichen Investitionen in thermische Sanierungen sowie der Umstieg von fossilen Heizsystemen auf Erneuerbare führen zu steigenden Beschäftigungszahlen in diesen Branchen. Konkret bringen sie in diesen Branchen einen jährlichen Beschäftigungszuwachs von 2.5% zwischen 2020 und 2030 und von 2.4% zwischen 2030 und 2040. „In Summe sind die langfristigen Einsparungen höher als das nötige Investitionsvolumen“, erklärt Andreas Müller von der TU Wien und setzt fort: „Insgesamt zeigt sich, dass die Nutzung von Kohle und Heizöl gänzlich ausläuft und der Einsatz von Erdgas kontinuierlich reduziert werden muss sowie der verbleibende Anteil sukzessive durch Biogas und Wasserstoff zu ersetzen ist.“

Verringerung des Energiebedarfs auf 50%
Obwohl sich in der TU-Projektion die Verkaufszahlen von Biomassekesseln vom derzeitigen Stand aus bis 2030 beinahe vervierfachen, sinkt der Holzverbrauch sogar. Gebäude sind in Zukunft immer besser gedämmt und durch den technologischen Fortschritt werden die Heizsysteme ebenfalls noch besser und effizienter. Ähnlich verhält es sich mit dem Stromverbrauch. „Obwohl die Wärmepumpen 2050 ein Drittel der Wärmeversorgung bereitstellen, sinkt in Summe der Stromverbrauch im Wärmesektor“, zeigt Michael Hartner von der TU auf und setzt fort: „Voraussetzung dafür ist, dass Stromdirektheizungen weitgehend durch andere Systeme ersetzt und Wärmepumpen nur in Verbindung mit niedrigen Vorlauftemperaturen eingesetzt werden.“ In Summe sinkt der Endenergiebedarf für die Wärmebereitstellung bis 2050 etwa auf die Hälfte des heutigen Standes von ca. 100 TWh auf 50 TWh.

Umfassende Gebäudesanierung als zentraler Bestandteil
Die umfassende Sanierung des Gebäudebestandes, die die thermische Sanierung ebenso wie die Erneuerung der Heizanlage umfassen muss, ist die Voraussetzung für die Wärmewende. Nur so kann der Gesamtenergiebedarf halbiert, der Stromverbrauch gesenkt, der Biomasseverbrauch konstant gehalten und der Erdgasverbrauch auf Biogas und Power-to-Gas umgestellt werden. Wird die Sanierung des Gebäudebestandes vernachlässigt, werden die falschen Heizungsanlagen eingebaut und es entstehen sogenannte Lock-in-Effekte – die Wärmewende schlägt fehl.

Notwendige politische Massnahmen
Lukas Kranzl von Energy Economics Group der TU Wien und Leiter der Studie stellt fest: „Der Umbau der Wärmeversorgung erfordert ein umfassendes politisches Massnahmenbündel. Er bietet aber gleichzeitige grosse wirtschaftliche Chancen und würde die heimische Wirtschaft stärken sowie die Belastung der Haushalte durch Heizkosten substantiell reduzieren“. Zu den wichtigsten Massnahmen zählen laut Kranzl die Änderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie das Ende der steuerlichen Bevorzugung von Heizöl. Obwohl technisch derselbe Stoff wie Diesel, beträgt die Mineralölsteuer für Heizöl nur ein Viertel der Steuer auf Diesel. Auch ordnungspolitische Massnahmen wie eine verbesserte und verpflichtend wiederkehrende Überprüfung von Heizanlagen, die Entwicklung von Sanierungsplänen für Gebäude müssten beschlossen werden. Auch Informationskampagnen, die die Bürger über die Chancen und Vorteile der Energiewende beim Heizen informieren, hält Kranzl für wichtig.

Kurzfassung der Studie Wärmezukunft 2050 >>

Endbericht der Studie Wärmezukunft 2050 >>

Text: ee-news.ch, Quelle: Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ)



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