Absolute Werte Monatsmitteltemperaturen °C links, Abweichung der Monatsmitteltemperatur von der Norm rechts. ©Grafik: MeteoSchweiz

Absolute Werte in % der maximal möglichen monatlichen Sonnenscheindauer links, monatliche Sonnenscheindauer in % der Norm rechts. ©Grafik: Meteo Schweiz

Absolute Werte monatliche Niederschlagssumme in mm links, monatliche Niederschlagssumme in % der Norm rechts. ©Grafik: Meteo Schweiz

Über die ganze Schweiz gemittelte Niederschlagssumme April bis Juni seit Messbeginn 1864 in Prozent zur Norm 1981‒2010. Grün = überdurchschnittliche Mengen; braun = unterdurchschnittliche Mengen. Grafik: MeteoSchweiz

Landesweite Junitemperatur 1864‒2018. Die grauen Linien zeigen die 30-jährigen Normtemperaturen. Der Juni 2018 brachte eine landesweite Temperatur von 13.8 Grad. Der Rekord aus dem Jahr 2003 lag bei 17.3 Grad. Grafik: MeteoSchweiz

3-monatsmittel der Temperatur April-Juni seit Messbeginn 1864. Die grauen Linien zeigen die 30-jährigen Normtemperaturen. Das 3-monatsmittel April-Juni 2018 erreichte 10.7 Grad. Der bisherige Rekord von 2003 lag bei 10.6 Grad. Grafik: MeteoSchweiz

MeteoSchweiz: Juni viert mildester, lokal dritt mildester Juni seit Messbeginn 1864

(MeteoSchweiz) Die Schweiz blickt auf den viert mildesten, lokal auf den dritt mildesten Juni seit Messbegin 1864 zurück. Es war der dritte Monat in Folge mit weit überdurchschnittlicher Temperatur. Trotz anhaltender Gewittertätigkeit in der ersten Monatshälfte blieben die Juniniederschläge in einigen Gebieten weit unter dem Durchschnitt. Lokal war es der trockenste Juni seit über 100 Jahren. Ausgesprochen niederschlagsarm waren auch die beiden Vormonate Mai und April.


Nach dem zweitwärmsten April und dem fünfwärmsten Mai erlebte die Schweiz den viertwärmsten Juni seit Messbeginn 1864. Im landesweiten Mittel übertraf der Juni die Norm 1981‒2010 um 2.0 Grad. Die Alpensüdseite, das Wallis und die Regionen Basel und Meiringen registrierten den drittwärmsten Juni seit Messbeginn 1864. Auf der Alpensüdseite lag der Temperaturüberschuss bei 2.1 bis 2.3 Grad, im Wallis bei 3 Grad, in Basel bei 2.1 Grad und in Meiringen bei 2.5 Grad im Vergleich zur Norm 1981‒2010.

Unterschiedliche Niederschlagsmengen
Die häufigen Gewitterlagen vor allem in der ersten Monatshälfte brachten unterschiedliche Niederschlags-mengen. In der Westschweiz gab es verbreitet 80 bis leicht über 100 Prozent der Norm 1981‒2010. Regional waren es auch 110 bis 120 Prozent, und am Messstandort Payerne knapp 160 Prozent der Norm. In der übrigen Schweiz fielen meist zwischen 40 und 80 Prozent. Regional erreichten die Niederschlagssummen auch nur 20 bis 30 Prozent der Norm, vor allem auf der Alpensüdseite und im Kanton Graubünden. Vereinzelt war es der niederschlagsärmste Juni seit über 100 Jahren, an mehreren Messstandorten seit über 50 Jahren.

Der Juni war in der ganzen Schweiz sehr sonnig. Die Sonnenscheindauer erreichte meist 120 bis 140 Prozent der Norm 1981‒2010. In Locarno-Monti war es mit 290 Stunden der drittsonnigste Juni in der seit 1959 homogenen Messreihe. Nur wenig mehr Sonnenschein brachten hier der Juni 2003 mit 294 Stunden und er Juni 1976 mit 295 Stunden.

Gewitterluft ohne Ende
Das in der zweiten Maihälfte wetterbestimmende sommerliche Gewitterwetter mit flacher Druckverteilung und feuchtwarmer Luft über Europa setzte sich bis weit in den Juni hinein fort. Vom 1. bis zum 11. Juni waren täglich irgendwo in der Schweiz Gewitter aktiv. Häufige Quell- und Gewitterwolken reduzierten die Sonnenscheindauer oft erheblich. Trotzdem stieg die Tagesmitteltemperatur verbreitet 3 bis 5 Grad über die Norm 1981‒2010.

Niederschlagsrekord bei nächtlichem Gewitter
Am späten Abend des 11. Juni 2018 lieferte ein heftiges Gewitter über Lausanne einen neuen Schweizer Niederschlagsrekord. Innerhalb von zehn Minuten fielen 41 mm Regen. Bisheriger Spitzenreiter war der Gewitterniederschlag vom 2. August 2017 am Messstandort Eschenz in der Ostschweiz mit einer 10-Minutensumme von 36.1 mm. Der alte Rekord hielt somit nicht lange. Allerdings muss dazu erwähnt werden, dass das automatische Messnetz in den letzten Jahren massiv ausgebaut wurde. Im Vergleich zu früher „warten“ also sehr viel mehr Messkübel auf einen (Zufalls)Treffer eines heftigen Gewitters.

Hochdruck bringt viel Sonnenschein
Nach einem kurzen Tiefdruckeinfluss mit mildfeuchter Gewitterluft aus Südwesten am 12. und dem Durchgang einer Niederschlagszone aus Nordwesten am 13., breitete sich vom 14. bis am 20. Juni das Azorenhoch vom Atlantik nach Europa aus. Das sonnige Hochdruckwetter wurde am 17. Juni von einem schwachen Störungsaus-läufer aus Nordwesten unterbrochen.

Ab dem 21. Juni baute sich über England ein kräftiges Hochdruckgebiet auf. Zwischen dem Hoch über England und einem Tief über Skandinavien floss am 21. und 22. Juni aus Norden kühle Polarluft zur Schweiz. Mit der anschliessenden Ausdehnung des England-Hochs nach Westeuropa lebte auf der Alpennordseite die Bise auf. In der Westschweiz gab es Böenspitzen bis 60 km/h.

Kühle Bise im Norden
Mit der Bise wurde es nördlich der Alpen merklich kühler. Erreichten die Tageshöchstwerte vom 1. bis 22. Juni beidseits der Alpen maximal 28 bis 31 Grad, registrierte die Alpennordseite im Bisenregime vom 23. bis am 25. noch Tageshöchstwerte von 22 bis 24 Grad.

Tropennächte im Süden
Nordströmung und Bise bedeutet auf der Alpensüdseite in der Regel Nordföhn. Dieser brachte vom 20. bis am 22. in den Niederungen der Alpensüdseite drei Tropennächte mit 20 Grad oder mehr. Die Tageshöchstwerte lagen bei 28 bis 30 Grad. Die Nordföhnspitzen erreichten in Tallagen 50 bis 70 km/h. Vom 23. bis am 25. Juni stiegen die Tageshöchstwerte auf der Alpensüdseite auf 27 bis knapp 29 Grad.

Mit Hochdruck zum Monatsende
Vom 26. bis am 30. Juni war die Schweiz fest im Griff von Hochdruckgebieten über dem nödlichen Europa und dem Nordmeer. Bis am 28. blies auf der Alpennordseite eine recht kräftige Bise und die Tagesmaxima stiegen nicht über 27 Grad. Im Wallis wurde die 30 Grad Marke ab dem 26., auf der Alpensüdseite ab 27. Juni erreicht oder überschritten. Auf der Alpennordseite war dies erst am 30. Juni der Fall.

AprilJuni Wärme in Rekordhöhe
Die Wärme der Periode April bis Juni bewegte sich in Rekordhöhe. Im landesweiten Mittel stieg das Dreimonats-mittel auf 10.7 Grad. Vergleichbar hoch lag der bisherige Rekordwert aus dem Hitzejahr 2003 mit 10.6 Grad. Im Jahr 2007 brachten die drei Monate April bis Juni ein Mittel von 10.5 Grad. Im Jahr 2011 lag der Wert bei 10.2 Grad. In allen übrigen Jahren seit 1864 blieb das landesweite Dreimonatsmittel April bis Juni unter 10 Grad.

Markante Erwärmung
In den 1990er Jahren wurde die Dreimonatsperiode April bis Juni innert weniger Jahre um 1.6 Grad wärmer. Die landesweite April-Juni-Norm 1961‒1990 lag bei 7.0 Grad. Die laufende April-Juni-Norm 1991‒2020 liegt bei 8.6 Grad.

Der Monat Juni zeigt ein noch kräftigeres Erwärmungssignal. In den 1990er Jahren stieg die landesweite Junitemperatur innert weniger Jahre um rund 2 Grad an. Die Juninorm 1961‒1990 lag bei 10.6 Grad. Die laufende Juninorm 1991‒2020 brachte bisher 12.5 Grad.

Als Besonderheit zeigt der Juni keinen signifikanten Erwärmungstrend in den über 120 Jahren ab Messbeginn bis 1990. Sehr schön ist dies am Verlauf der Normperioden ablesbar. Die landesweiten Juninormen 1871‒1900 und 1901‒1930 lagen bei 10.5 Grad. In demselben Bereich bewegte sich die Juninorm 1961‒1990 mit 10.6 Grad. Die grosse Juni-Erwärmung kam erst in den letzten rund 20 Jahren.

Juni mit lokaler Rekordtrockenheit
Der Juni lieferte in einigen Gebieten nur 20 bis 40 Prozent der normalen Niederschlagsmengen. In den Zentral- und Ostalpen war es regional der zweit- bis fünft trockenste Juni seit Messbeginn 1864. Drei Messstandorte mit über 100jährigen Messreihen registrierten den trockensten Juni:

An 19 Messstandorten mit Messbeginn zwischen 1959 und 1961 wurde ebenfalls der trockenste Juni in der Messreihe aufgezeichnet. Auch in den übrigen Regionen blieben die Niederschlagsmengen verbreitet unter der Norm 1981‒2010. Nur in der Westschweiz fielen lokal Regensummen im Bereich der Norm oder etwas darüber.

Anhaltend wenig Niederschlag
Regen war in der Schweiz von April bis Juni Mangelware. Der April zeigte sich in weiten Gebieten der Schweiz ausgesprochen niederschlagsarm, und im Mai erhielt die Schweiz erneut überwiegend unterdurchschnittliche Regensummen. In den drei Monaten April bis Juni erreichten die Regensummen im landesweiten Mittel nur 71 Prozent der Norm 1981‒2010. Damit registrierte die Schweiz eine der zehn niederschlagsärmsten April‒Juni Perioden seit Messbeginn 1864.

Ausführliches Klimabulletin Juni 2018 >>

Text: MeteoSchweiz

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