Der Übergang geschieht nicht auf einen Schlag – aber auch nicht gleitend, stufenlos und unmerklich. Er wird in Schritten, Sprüngen, Brüchen vor sich gehen, die für alle Beteiligten spürbar sind. Bild: GDI

GDI-Studie: Energie der Zukunft zu 100% aus nicht-fossilen Quellen – von Knappheit zu Überfluss

(PM) Die industrielle Welt des Öls wird allmählich von der digitalen Welt der Elektrizität abgelöst werden. Die im Auftrag des BFE erstellte GDI-Studie «Die neue Energiewelt – Vom Mangel zum Überfluss» analysiert diesen Übergang. Auch wenn heute noch nicht alle Details voraussehbar sind, ist klar: Da die Energie zu 100% aus nicht-fossilen Quellen stammen wird, ist sogar von einem Überfluss auszugehen.


Treibende Kräfte auf dem Weg in die Energiezukunft sind neben dem technologischen Fortschritt auch soziale, ökonomische, ökologische und politische Veränderungen. So könnten etwa die Verschiebung der gesellschaftlichen Nachfrage nach einzelnen Energieträgern oder internationale ökonomische Schocks die Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft grundlegend verändern. Solche Kontinuitätsbrüche führten zu sprunghaften Entwicklungen. Diese «Shifts» würden die Art und Weise, wie wir Energie produzieren und konsumieren, verändern.

30 mögliche Shifts
In der neuen GDI-Studie werden 30 mögliche Shifts in einer Trendlandschaft dargestellt und daraufhin analysiert, wie sie das Energiesystem prägen könnten. So wäre beispielsweise die Konsequenz aus einer digitalisierten Infrastruktur ein durch künstliche Intelligenz autonom gesteuertes Energieunternehmen. Jeder Shift eröffnet neue Gestaltungsräume und ist eine Chance, das Energiesystem insgesamt zukunftsfähiger zu machen.

Von der industrielle Welt des Öls zur neuen digitalen Welt der Elektrizität
Im 21. Jahrhundert wird sich das globale Energiesystem von einem System der Knappheit in ein System des Überflusses transformieren: Energie wird dann nicht nur immer und überall in der benötigten Menge zur Verfügung stehen, sondern wird auch zu 100 Prozent aus nicht fossilen Quellen gewonnen. Somit wird die alte industrielle Welt des Öls von der neuen digitalen Welt der Elektrizität abgelöst.

Radikal veränderte soziale, politische, ökonomische und kulturelle Parameter
Die Kräfte, die dazu führen, entspringen dabei nicht nur dem technologischen Fortschritt, sondern auch der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Veränderung. Mit dem grundlegenden Wandel des Energiesystems geht auch ein grundlegender Wandel der globalen Gesellschaft einher. Am Ende dieser Transformation steht eine postkarbone Energieüberflussgesellschaft mit radikal veränderten sozialen, politischen, ökonomischen und kulturellen Parametern.

Übergangsgesellschaft

Wie genau diese schöne neue Energiewelt aussehen wird, ist heute nicht zu sagen. Die Antwort darauf lässt sich ohnehin nicht aus einer Glaskugel ablesen. Jene Übergangsgesellschaft, die zwischen dem Mangel von heute und dem Überfluss von übermorgen lebt, wird sie aushandeln müssen.

Schritte, Sprünge, Brüche
Denn genauso wie das Energiesystem sich durch Übergangstechnologien auszeichnet, wird sich auch eine Übergangsgesellschaft etablieren. Sie wird den Wandel miterleben und mittragen – und letztlich ermöglichen. Dieser Übergang geschieht nicht auf einen Schlag – aber auch nicht gleitend, stufenlos und unmerklich. Er wird in Schritten, Sprüngen, Brüchen vor sich gehen, die für alle Beteiligten spürbar sind. Diese Entwicklungen sind als «Shifts» zu verstehen: Wenn sie eintreten, verändert sich die Art und Weise, wie wir Energie produzieren oder konsumieren.

Entsprechend gehört es bei der Steuerung des Energiesystems nicht nur zu den Aufgaben, dessen Rahmenbedingungen festzulegen und zu kontrollieren, sondern auch, sich auf mögliche Verwerfungen vorzubereiten und auf positive wie negative Ereignisse planvoll zu reagieren.

Zentrale Rolle von staatlichen Institutionen
Insgesamt 30 der aus heutiger Sicht wichtigsten Entwicklungen aus dem gesellschaftlichen, technologischen, wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Wandel wurden in dieser Studie in einer Trendlandschaft versammelt und daraufhin analysiert, wie sie das Energiesystem der Zukunft prägen könnten.

Eine zentrale Rolle in diesem Übergang zur Energieüberflussgesellschaft werden staatliche Institutionen spielen. Erstens, weil in einer elektrifizierten Welt die Wichtigkeit der Staaten zunimmt, da sie fast überall in der Welt über die Stromnetze gebieten. Zweitens, weil bei Investitionen für eine Überflussgesellschaft der volkswirtschaftliche Nutzen wichtiger ist als der betriebswirtschaftliche Gewinn. Und drittens, weil die Weiterentwicklung hin zur Überflussgesellschaft vor allem über Krisen- oder Umbruchsituationen geschehen wird. In solchen Situationen wird fast automatisch nach dem Staat als Helfer gerufen. Jeder Shift der Branche, ob vom Menschen oder der Natur verursacht, ob technische Disruption, soziale Revolution oder ökologische Katastrophe, eröffnet einen Gestaltungsraum für zentrale Akteure – und eine Chance, das Energiesystem insgesamt zukunftsfähiger zu machen.

Text: GDI Gottlieb Duttweiler Institute

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen

Top

Gelesen
|
Kommentiert