«Ja zum Energiegesetz – Bedeutung für den Gebäudeparkt Schweiz», so der Titel der Rahmenveranstaltung in der Messe Basel. Oder: Das Gebäude als Dreh- und Angelpunktpunkt der Energiestrategie. ©Bild: T. Rütti

Im Rahmen der Messe Swissbau vom 16. bis 20. Januar 2018 in Basel bestritt AEE SUISSE zusammen mit den Partnern GEAK, Minergie und SNBS die Informations- und Gesprächsveranstaltung «Swissbau Focus 2018». ©Bild: T. Rütti

V.l.n.r. Peter Wicki, SBB Immobilien, Andreas Meyer Primavesi, Danielle Lalive, Moderation, MINERGIE, Markus Portmann, e4plus (AEE), Olivier Meili Bundesamt für Energie. ©Bild: T. Rütti

Die Hauseigentümer könnten die zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten vollumfänglich zu ihrem persönlichen Vorteil nutzen – und so ganz im Sinne der Energie- und Klimapolitik agieren. ©Bild: T. Rütti

Uneins war man sich am gut besuchten «Swissbau Focus 2018» allerdings, ob die Erneuerungsrate bloss bei einem oder aber bei drei Prozent liegen wird. ©Bild: T. Rütti

AEE Suisse und Partner am Swissbau Focus: Gemeinsam Zukunft bauen

(©TR) Nachdem die Stimmberechtigten im vergangenen Mai die Totalrevision des Energiegesetzes zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 gutgeheissen haben, kann uns diese politische Weichenstellung ein bemerkenswertes Mass an Planungssicherheit verschaffen – so der Tenor an der Messe Swissbau in Basel und an der Informations- und Diskussionsveranstaltung «Swissbau Focus 2018».


Mit der Inkraftsetzung am 1. Januar 2018 des neuen Energiegesetzes dürften sich die Rahmenbedingungen für die energetische Transformation des Gebäudeparks massgeblich verbessern. Aber: Bauherren, Immobilieneigentümer und –bewirtschafter sowie der Bauwirtschaft kommt bei der Umsetzung eine wichtige Rolle zu. Besonders mit der Sanierung von Bestandsgebäuden lassen sich die Wertschöpfung und die Energieeffizienz steigern, wurde in Basel betont. Ganz klar ist: Neue Chancen und Möglichkeiten warten jetzt dank der neuen Ausgangslage auf die Organisationen der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz, wie AEE Suisse, Minergie, SNBS und EnergieSchweiz sowie auf die in diesen Branchen tätigen Firmen. 

Landesweiter Investitionsschub
Markus Portmann (e4plus) und mit ihm sicherlich viele Branchenkollegen versprechen sich davon einen landesweiten Investitionsschub: Um die Energieeffizienz zu erhöhen und den Energieverbrauch zu senken, müsse nun die Sanierungsrate bei den Gebäuden weiter gesteigert und so das Potenzial innovativer Anwendungen ausgeschöpft werden, so der AEE-Vizepräsident. Die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen kann den Einsatz nachhaltiger Technologien weiter verstärken. Keine Frage, die Ziele im neuen Energiegesetz sind ambitioniert. Privaten Unternehmen sowie der öffentliche Hand steht ein breites Spektrum an interessanten neuen Investitionen zur Auswahl. Das eröffnet Chancen für entschlossene Unternehmer.

Uneins bezüglich der Sanierungsrate
Uneins war man sich am gut besuchten «Swissbau Focus 2018» allerdings, ob die Erneuerungsrate bloss bei einem oder aber bei drei Prozent liegen wird. Wie in Basel wird auch am AEE SUISSE Kongress vom 20. März 2018 in Spreitenbach die Frage nach dem Vertrauen in die Energiezukunft im Zentrum stehen. Und damit verknüpft die Frage, wie die Politik den weiteren Prozess mitgestaltet und inwiefern sie für verlässliche und vorteilhafte Rahmenbedingungen sorgen kann.

Ausschöpfung der Potenziale der neuen Erneuerbaren
Olivier Meilis Auftritt am «Swissbau Focus 2018» fand unter folgendem Vorzeichen statt: Die neue Gesetzgebung, auf die der Vertreter des Bundesamtes für Energie verweisen durfte, dient grundsätzlich folgenden Zielen: Senkung des Energieverbrauch, Erhöhung der Energieeffizienz sowie Ausschöpfung der Potenziale der neuen erneuerbaren Energien, also namentlich Sonne, Wind, Geothermie und Biomasse. Zudem werden bestehende Grosswasserkraftwerke unterstützt. Verboten wird der Bau neuer Kernkraftwerke. Das totalrevidierte Energiegesetz und die anderen revidierten Bundesgesetze traten am 1. Januar 2018 in Kraft.

Zusätzliche steuerliche Abzüge erst am 1.1.2020
Ausnahme bildet die Revision des Bundesgesetzes über die direkte Bundessteuer, die erst am 1. Januar 2020 in Kraft gesetzt wird. Diese betrifft die Einführung der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Rückbaukosten für Ersatzneubauten sowie die Übertragbarkeit der energetischen Investitions- und Rückbaukosten auf mehrere Steuerperioden. Anpassungen betreffen folgende Verordnungen: Die Energieverordnung wird totalrevidiert und neu in drei separate Verordnungen aufgeteilt (Energieverordnung, Energieförderungsverordnung, Energieeffizienzverordnung). Ebenfalls totalrevidiert wird die Herkunftsnachweis-Verordnung. Eine Teilrevision erfahren die Kernenergieverordnung, die Stromversorgungsverordnung, die CO2-Verordnung, die Verordnung über Gebühren und Aufsichtsabgaben im Energiebereich sowie die Landesgeologieverordnung.

Angesagt sind Sensibilisierung und Motivation
Die Hauseigentümer könnten die heute zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten vollumfänglich zu ihrem persönlichen Vorteil nutzen – und so als höchst willkommener Nebeneffekt ganz im Sinne der Energie- und Klimapolitik agieren. Doch leider wird diese Chance laut dem Verein Minergie längst nicht zur Genüge genutzt. «Angesagt sind Sensibilisierung und Motivation der Eigentümer und Mieter, Weiterbildung der Fachkräfte sowie ein Appell an die Freiwilligkeit», so Andreas Meyer Primavesi, Geschäftsleiter des Vereins Minergie, der heuer das 20-Jahr-Jubiläum begeht.

Wesentlich für Behörden: Die politische Machbarkeit
«Für eine Sanierungspflicht finden sich in den meisten Kantonen leider keine politischen Mehrheiten.» Dabei spielten bei der Transformation des Gebäudeparks und der Dezentralisierung der Energieproduktion die Kantone und Gemeinde vielfach das Zünglein an der Waage. Man beachte, dass Baubewilligungsverfahren, Förderprogramme und Label eng aufeinander abgestimmt seien. Wesentlich für die Behörden seien letztlich die Vollzugstauglichkeit der Vorschriften sowie, besonders wichtig, die politische Machbarkeit.

Starkes Einbinden der Kantone und Gemeinden
Meyer Primavesi plädierte für ein starkes Einbinden der Kantone und Gemeinden in den Prozess. «Zum Erreichen der Energie- und CO2-Ziele braucht es einfache, multiplizierbare und wirksame Lösungen. Tausend vergleichsweise gute, aber noch nicht perfekte Projekte können unter dem Strich mehr bewirken als ein paar wenige perfekte Sanierungs- oder Neubauvorhaben. Jede eingesparte Energie ist die beste und günstigste Energie.» Und: Architektonische Schönheit, beste Funktionalität, Rentabilität und Effizienz seien in den beiden Sparte Neubau und Sanierung absolut vereinbar. Hochwertig und flexibel zu bauen sei gleichzusetzen mit Energieeffizienz.

Eine eigentliche Vorbildfunktion einnehmen

Peter Wicki, Leiter Portfoliomanagement bei SBB Immobilien, präsentierte die SBB-Nachhaltigkeitskonzepte. Der Bundesrat erwarte, dass die SBB im Rahmen ihrer betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten eine nachhaltige Unternehmensstrategie verfolge. Effektiv wollen die SBB speziell in Energiefragen zusammen mit dem Bund und anderen bundesnahen Unternehmen eine eigentliche Vorbildfunktion einnehmen. Bis 2019 soll der Haushaltsstrom (Gebäude) und bis 2025 auch der Bahnstrom der SBB zu 100 Prozent erneuerbar sein. Die SBB setzt immerhin das grösste Energiesparprogramm der Schweiz um! «Bis 2025 wird sie jährlich 600 GWh einsparen, was dem Stromverbrauch von rund 150‘000 Haushalten entspricht. Und bis 2025 will die SBB ihre CO2-Emissionen gegenüber 1990 halbieren.

34 GWh Energie pro Jahr einsparen
Laut Peter Wicki will die SBB mittels Innovationen alle denkbaren und vor allem zur Verfügung stehenden neuen Möglichkeiten ausschöpfen. Gleichzeitig vertraut sie auch auf neue rechtliche Optionen, die das Energiegesetz bieten. Zum Beispiel die Eigenverbrauchsgemeinschaft, aber auch der Trend zu «smarten» Gebäuden und technisch optimierten Lösungen. Schier eine Selbstverständlichkeit sind bei diesem Konzept Photovoltaik auf dem Dach und an der Fassade sowie die Drosselung des Verbrauchs ganz generell. Dazu gehören auch Elektrofahrzeuge im Park+Rail-Angebot. Schliesslich verwies Peter Wicki noch darauf hin, dass SBB Immobilien gegenüber 2011 bei ihren Bestandsgebäuden 34 GWh Energie pro Jahr einsparen konnte, und zwar allein aufgrund von Sanierungsmassnahmen.

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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