71 Bewerbungen wurden bis Ende Juli 2017 für den Watt d'Or 2018 eingereicht und von einem Expertenteam evaluiert. Für die Endrunde nominiert wurden schliesslich 30 Beiträge aus denen die Jury vier Siegerprojekte in vier Kategorien kürte. Bild: BFE

Vorfabrizierte, mit Hochleistungsdämmstoff Aerogel gedämmte Holzelemente ermöglichen sehr dünne Aussenfassaden und eine Maximierung der nutzbaren Fläche. In die Brüstungselemente integrierte Schallschutzfolien halten den Lärm draussen. Bild: BFE

Herzstück der Technologie ist der sogenannte Wirbelschicht-Reaktor. In ihm wird CO2 und Wasserstoff zu Methan und Wasser verbunden. ©Bild: PSI, Markus Fischer

TOSA ist ein zu 100 Prozent elektrischer Bus, der keine Fahrleitungen braucht und seine Batterien an ausgewählten Haltestationen innert Sekunden aufladen kann. Bild: BFE

Boris Reynaud und Joël Lazarus, Projektleiter SIG und energo. Das Programm finanziert sich durch die erzielten Energieeinsparungen selbst. Der Gebäudebesitzer muss also kein Geld in Investitionen stecken und für ihn entstehen keinerlei Risiken.

BFE: Verleiht zum 11. Mal den Energiepreis Watt d'Or

(ee-news.ch) Die Watt d'Or Gewinneden 2018 sind die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich mit der Schréder Swiss, das Paul Scherrer Institut gemeinsam mit Energie 360°, ABB Schweiz gemeinsam mit Carrosserie Hess, Transports Publics Genevois, Services industriels de Genève (SIG) und Office de Promotion des Industries et des Technologies, Dietrich Schwarz Architekten sowie die SIG mit energo. (Texte en français >>)


Die Watt d’Or Trophäe – eine Schneekugel – wird den Gewinnenden von der prominenten Jury unter Leitung von Ständerätin Pascale Bruderer Wyss heute vor hunderten Vertreterinnen und Vertretern der schweizerischen Energieszene aus Politik, Wirtschaft und Forschung im Kongresszentrum Kursaal in Bern überreicht.

71 Bewerbungen wurden bis Ende Juli 2017 für den Watt d'Or 2018 eingereicht und von einem Expertenteam evaluiert. Für die Endrunde nominiert wurden schliesslich 30 Beiträge aus denen die Jury unter dem Vorsitz von Jurypräsidentin Pascale Bruderer vier Siegerprojekte in vier Kategorien kürte. Darüber hinaus vergab die Jury einen Watt d’Or Sonderpreis für „Energieeffizienz“.

EKZ Zukunftslicht
Kategorie Energietechnologien. Die von den Elektrizitätswerken Kanton Zürich (EKZ) und Schréder Swiss SA entwickelte neuartige Lichtsteuerung bringt den Begriff «intelligentes Licht» auf ein neues Niveau. Die Strassenleuchten lassen sich dank ihr fliessend und sanft dem Verkehrsaufkommen anpassen. Zum Wohle der Anwohnenden, der nächtlichen Tierwelt und der Energieeffizienz: Die verkehrsbeobachtende Beleuchtung spart je nach Situation bis zu 70 Prozent Energie.

Intelligente Lichtsteuerungen nach dem Prinzip des Bewegungsmelders gibt es bereits seit einigen Jahren. Sie haben den Nachteil, dass sie bei hohen Verkehrsfrequenzen sehr oft und schnell ein- und ausschalten und so die Anwohnerinnen und Anwohner stören.

Eine neue technische Norm für öffentliche Beleuchtungsanlagen ermöglicht nun die Absenkung des Lichtniveaus in Abhängigkeit des Verkehrsflusses. Bei den EKZ entstand so die Idee, eine Lichtsteuerung zu entwickeln, die sich anhand von intelligenter Sensorik fliessend und sanft dem Verkehr anpasst. Neuste Sensorik, LED- und Kommunikationstechnologien machen dies erst möglich. In Urdorf wurde auf einer rund ein Kilometer langen Ortsdurchfahrt mit viel Durchgangsverkehr ein Lichtkandelaber mit einem optischen Sensor ausgerüstet, der das Verkehrsaufkommen beobachtet und die Werte an eine zentrale Steuereinheit weiterleitet (Siehe ee-news.ch vom 17.12.16 >>). Von dort geht das Signal an 27 Leuchten weiter, wobei jede einzeln angesteuert werden kann. So wird das Licht fliessend und kaum wahrnehmbar angepasst. Die Beleuchtungsstärke liegt je nach Verkehrsaufkommen zwischen 100 und 40 Prozent. Die Zebrastreifen bleiben aus Sicherheitsgründen immer voll beleuchtet.

Das einjährige Pilotprojekt in Urdorf war ein Erfolg: Nur während einer Stunde am Morgen und während drei Stunden am Abend lief die Beleuchtung auf höchstem Niveau. In den anderen Zeiten konnte sie um eine oder mehrere Beleuchtungsstufen zurückgefahren werden. Die Energieeinsparung in Urdorf betrug rund 30 Prozent, je nach Situation beträgt das Einsparpotenzial sogar bis zu 70 Prozent. Die von den EKZ gemeinsam mit dem Beleuchtungsunternehmen Schréder entwickelte Technologie ist nun bereit, zur Marktreife gebracht zu werden.



PSI: Wenn Abfälle zünftig Gas geben
Kategorie Erneuerbare Energien. Biogas aus Abfällen ist wertvoll. Bisher musste das Roh-Biogas aufwändig behandelt werden, um das darin enthaltene CO2 abzutrennen. Die vom Paul Scherrer Institut (PSI) entwickelte neue Technologie der Direktmethanisierung macht dies überflüssig und steigert die Ausbeute des Bio-Methans um ganze 60 Prozent. (Siehe ee-news.ch vom 2.2.17 >>)

Roh-Biogas aus der Vergärung von Bioabfällen und Klärschlamm enthält neben Bio-Methan bis zu 40 Prozent CO2, das bisher aufwändig abgetrennt werden musste. Die vom Paul Scherrer Institut entwickelte Direktmethanisierung macht das überflüssig. Dem Roh-Biogas wird in einem Wirbelschicht-Reaktor Wasserstoff zugeführt und ein Katalysator aus Nickel sorgt dafür, dass sich dieser mit dem CO2 zu Wasser und noch mehr Biomethan verbindet. Ein 1000-Stunden-Praxistest im Vergär- und Klärwerk Werdhölzli konnte erfolgreich nachweisen, dass so im Vergleich zu herkömmlichen Aufbereitungsverfahren rund 60 Prozent mehr Biomethan erzeugt werden kann. Dies in so guter Qualität, dass es direkt in das Erdgasnetz eingespeist werden kann. Die Anlage kam auch mit den je nach vorhandener Biomasse unterschiedlichen Zusammensetzungen des Roh-Biogases zurecht und lief über die gesamte Testdauer stabil.

Das Projekt, welches das PSI in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Energieversorgungsunternehmen Energie 360° und mit Unterstützung des Bundesamtes für Energie und dem Forschungsfonds der Schweizerischen Gaswirtschaft durchgeführt hat, ist vielversprechend. Die Testanlage Cosyma (Container-basiertes System für die Methanisierung) ist Teil der Energy-System-Integration-Plattform des PSI. Eines der Ziele dieser Plattform ist es, in enger Zusammenarbeit mit Partnern aus Forschung und Industrie verschiedene Varianten der Power-to-Gas-Technologie auf ihre technische und wirtschaftliche Machbarkeit hin zu untersuchen. Das PSI rechnet damit, dass die ersten aus Cosyma entwickelten kommerziellen Anlagen innerhalb der nächsten 5 Jahre auf den Markt kommen.

Emission-free transport made in Switzerland
Energieeffiziente Mobilität.
Tosa ist ein zu 100 Prozent elektrischer Bus, der keine Fahrleitungen braucht und seine Batterien an ausgewählten Haltestationen innert Sekunden aufladen kann. Eine zukunftsweisende Innovation «made in Switzerland», die dank einer vorbildlichen Zusammenarbeit verschiedenster Akteure möglich wurde. (Siehe auch ee-news.ch vom 9.12.17 >>)

Eine «Flash-Ladung» und schon fährt der Bus weiter. Dank einer neuen Ladetechnologie, die weltweit schnellste, können die Hochleistungsbatterien der neuen Elektrobusse Tosa (Trolleybus Optimisation System Alimentation) an den Haltestellen innert 20 Sekunden geladen werden. Vollständig geladen werden die Akkus jeweils innert weniger Minuten an den Endhaltestellen und im Depot. Die Technologie wurde von ABB in Partnerschaft mit den Transports Publics Genevois (tpg), dem Office de Promotion des Industries et des Technologies (OPI), den Services Industriels de Genève (SIG) und dem Kanton Genf entwickelt, unterstützt vom Bundesamt für Energie BFE. Ab 2013 wurde die Tosa-Technologie in einem Pilotbetrieb auf der Linie zwischen dem Flughafen Genf und der Palexpo erfolgreich getestet. Nun feiert die Innovation, die Fahrleitungen überflüssig macht und den Einsatz von Dieselbussen reduzieren kann, Europapremiere. Seit Dezember 2017 bedienen die ersten Tosa-Busse des Schweizer Busherstellers Hess die Linie 23 der tpg in Genf. Dafür wurden auf der zwölf Kilometer langen Strecke dreizehn Flash-Ladestationen gebaut, drei Ladestationen an den Endhaltestellen und vier Stationen im Bus-Depot. Der 18 Meter lange Elektrobus hat Platz für über 130 Passagiere, da alle Komponenten des elektrischen Antriebs auf dem Dach installiert sind. Emissionsfrei, geräuscharm und bestens für den Massentransport geeignet ist der Tosa-Bus eine wirtschaftlich rentable Lösung für die Stadt der Zukunft. Das Tosa-System spart auf einer Strecke von 600’000 Kilometern gegenüber Diesel-Bussen jährlich bis zu 1000 Tonnen CO2 und rund 30 Prozent der Kosten ein.

Dietrich Schwarz Architekten: Pilotprojekt setzt Kurs auf Städtebauzukunft
Kategorie Gebäude und Raum. Das Neu- und Umbauprojekt an der Hohlstrasse 100 in Zürich stellt sich den Herausforderungen des modernen Städtebaus: Verdichtung, Energieeffizienz, Lärmschutz und Betriebsoptimierung. Dafür setzt das Planungsteam der Dietrich Schwarz Architekten AG, unterstützt von der Energiekonzepte AG (EK), auf innovative Lösungen.

Mitten in der Stadt Zürich, an der Hohlstrasse 100, entsteht ein unkonventioneller Bau. Ein Neubau ergänzt eine Blockrandsiedlung aus den 1930er-Jahren und das seit 1904 bestehende Gebäude im Innenhof der Siedlung wird saniert. Dabei werden in diesem Pilot- und Demonstrationsprojekt mit kluger und umsichtiger Planung und dank der Unterstützung durch das Bundesamt für Energie und der Baudirektion des Kantons Zürich zahlreiche unkonventionelle Lösungen umgesetzt: Vorfabrizierte, mit dem Hochleistungsdämmstoff Aerogel gedämmte Holzelemente ermöglichen eine sehr dünne Aussenfassade und damit eine Maximierung der nutzbaren Fläche. In die Brüstungselemente integrierte Schallschutzfolien halten den Lärm draussen. Erstmals in der Schweiz werden als Standardverglasung Vakuumisolationsgläser eingesetzt. Erprobt werden zudem bewegliche Elemente direkt hinter den Fenstern, die je nach Temperatur flüssig oder fest werden (Phasenwechselmaterial) und so Wärmeenergie speichern oder abgeben können. Zwei hocheffiziente Wärmepumpen und ein thermischer Speicher bereiten das Warmwasser für die Raumwärme und das Brauchwasser auf.

Eine Photovoltaikanlage mit 110 kWp kombiniert mit einem Batteriespeicher liefert eigenproduzierten Strom. Mit einem zweijährigen Monitoring sollen die Wärmeanlagen im Betrieb optimiert sowie der Wasserverbrauch und auch die Effektivität der anderen eingesetzten Technologien beobachtet werden. Die beiden Gebäude erreichen eine Ausnützungsziffer von 2.5 (vorher 0.94). Sie werden als Mehrfamilienwohnhäuser mit 70 Ein- bis Dreieinhalb-Zimmer-Wohnungen genutzt und erreichen mit der Minergie®-P-A Zertifizierung höchste Energieeffizienzstandards.

Genf: Ein Kanton heizt richtig ein
Spezialprreis Energieeffizienz. Das Programm éco21 der Services Industriels de Genève (Sig) hat der Energieverschwendung durch schlecht eingestellte Heizungen den Kampf angesagt. Éco21 bietet gemeinsam mit seinem Partner energo Energieoptimierungsverträge an, mit denen Gebäudebesitzer und Liegenschaftsverwaltungen den optimalen Betrieb ihrer Wärmeanlagen sicherstellen können. Eine in der Schweiz einzigartige Dienstleistung, die keine Investitionen benötigt und sich vollständig aus den erzielten Energieeinsparungen finanziert. (Siehe auch ee-news.ch vom 3.4.17 >> und vom 27.4.16 >>)

Rund 40 Prozent des gesamten schweizerischen Energieverbrauchs entfallen auf das Heizen. In den meisten Fällen sind die Heizungen schlecht eingestellt und verbrauchen unnötig Energie. Mit den Energieoptimierungsverträgen von SIG-éco21 können Gebäudebesitzer und Liegenschaftsverwaltungen ihre Heizungen optimieren. Dazu führt energo gemeinsam mit dem mit der Wartung der Heizungsanlage beauftragten Unternehmen ein technisches Audit durch, um das Energiesparpotenzial zu bestimmen. Daraufhin werden die Optimierungsmassnahmen festgelegt und umgesetzt. So kann der Energieverbrauch stark reduziert werden ohne jeglichen Komfortverlust für die Nutzenden. Das Beste: Das Programm finanziert sich durch die erzielten Energieeinsparungen selbst. Der Gebäudebesitzer muss also kein Geld in Investitionen stecken und für ihn entstehen keinerlei Risiken. Die Kunden und Heizungsfachleute werden während der sechsjährigen Vertragsdauer von éco21 begleitet und administrativ entlastet.

Die Heizungsfachleute erweitern ihr Knowhow in kostenlosen, von energo durchgeführten Ausbildungsgängen. Durch das systematische Monitoring in Echtzeit können sich alle Beteiligten über die Entwicklung des Energieverbrauchs informieren. Heute bestehen bereits über 200 Verträge mit 45 Gebäudebesitzern und Liegenschaftsverwaltungen. Zur Durchführung der Verträge haben sich 23 Heizungsfachunternehmen mit SIG und energo zusammengeschlossen Mit den Optimierungsverträgen konnten seit 2014 20 Gigawattstunden Energie eingespart werden, was 4300 Tonnen CO2 entspricht.

Text: ee-news.ch, Quelle und Bilder: Bundesamt für Energie

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