Zu einem Zeitpunkt, wo unsicher ist ob es die Alpiq 2020 in der heutigen Form noch gibt, kann nicht mit Sicherheit angenommen werden, dass Alpiq noch einige hundert Millionen Franken nachzahlen könnte.

NWA: Etwas höhere Kosten, aber Beiträge immer noch zu tief

(NWA) Nie Wieder Atomkraftwerke (NWA) Schweiz ist erstaunt, dass die Beiträge der AKWBetreiber in die Stilllegungs- und Entsorgungsfonds nach wie vor zu tief bleiben. Die heute um 8% höher ausgewiesenen Kosten als vor einem Jahr kommen sicher der Wirklichkeit etwas näher. Das Hauptproblem, die zu betreiberfreundliche Berechnung der Beiträge in die Fonds, wird nur leicht verbessert durch die Erhöhung der Beiträge um 34%. "Nach wie vor werden hier die Kosten unverantwortlich auf kommende Generationen überwälzt" meint Nationalrat Philipp Hadorn, Präsident NWA Solothurn.


Die Ergebnisse der Kostenstudie 2016 wurden im Auftrag der STENFO von unabhängiger Seite überprüft. Dabei ergaben sich um 8% höhere Kosten für die Stilllegung und Entsorgung der fünf Schweizer AKWs. Die Beiträge der AKW Betreiber in die Fonds steigen um 34%. Noch immer sind die Kosten relativ tief geschätzt. So kostet laut der STENFO der Rückbau eines Reaktors 747 mio Franken. Die BKW beziffert die Rückbaukosten von Mühleberg auf 810 mio Franken, Deutschland nimmt in der Planung 850 mio Euro pro Reaktor an.

Da die Beiträge in die Fonds schon 2015 und 2016 nach unseren Berechnungen halb so hoch wie erforderlich waren, waren sie nach der von der STENFO im Dezember 2016 vorgeschlagenen Reduktion der Beiträge auf einen Drittel sechsmal zu tief. Die heute vorgeschlagene Erhöhung der Beiträge um 34% ist in Bezug auf die sechsmal zu tiefen Beiträge berechnet. Damit sind die Beiträge in die Fonds unseres Erachtens nicht mehr sechsmal zu tief, sondern nur noch viereinhalbmal zu tief.

Die drei wichtigsten Gründe für den Unterschied der Berechnung zwischen NWA und STENFO sind folgende Annahmen der STENFO:

  1. Die STENFO will auf die Ausserbetriebnahme eines Reaktors hin nur einen „Zielwert“ der Einzahlungen erreicht haben. Danach hofft die STENFO noch auf weitere 3,5% Verzinsung, um die Gesamtkosten der Stilllegung zu erreichen. Dadurch ergibt sich der Effekt, dass die alten AKWs Beznau 1, Beznau 2 und Mühleberg gar nichts mehr in den Stilllegungsfonds einzahlen müssen, die Verzinsung allein soll die Beiträge sichern. NWA rechnet mit der Einzahlung von 100% der Stilllegungskosten bei Ausserbetriebnahme eines Reaktors, und ist schockiert ab den künftigen Beiträgen von Null Franken für Beznau 1, Beznau 2 und Mühleberg.

  2. Die STENFO wertet es positiv, dass die Eröffnung der Endlager um 15 Jahre nach hinten verschoben wurde. Damit haben die AKW-Betreiber 15 Jahre länger Zeit, um die Entsorgungskosten einzuzahlen. Hier bleibt NWA bei den alten Terminen, weil sonst die Probleme wieder 15 Jahre aufgeschoben werden. Es ist wahrscheinlich, dass einzelne AKWs früher als geplant stillgelegt werden müssen, und dann fehlt das Geld für ihre Entsorgung.

  3. Die STENFO rechnet mit einer viel höheren Verzinsung der schon einbezahlten Vermögen als NWA, konkret mit 3,5% über 50 Jahre. Gleichzeitig rechnet die STENFO mit einer Teuerung von 1,5%, damit mit einer Realverzinsung von 2%.

NWA nimmt an, dass die zu erzielenden Renditen in einem Nullzinsumfeld und unsicherer Börsenentwicklung tiefer liegen werden, und die Teuerung der Kosten mit Blick auf die bisherigen Erfahrungen höher als 1,5% pro Jahr ausfallen wird.

Die STENFO reicht dem UVEK nun die heutigen Ergebnisse ein. Das UVEK entscheidet Mitte 2018 über die definitive Festlegung der Beiträge in die Fonds. Darauf basierend verfügt die STENFO die revidierten Beiträge für die Periode 2017 bis 2021.

Mitte 2019 soll die revidierte Stilllegungs- und Entsorgungsverordnung in Kraft treten. Erst danach will die STENFO die Beiträge für die Periode von 2017 bis 2021 definitiv festlegen. Raymond Cron: „Die Betreiber müssen zuerst gemäss den 2016 provisorisch festgelegten Beiträgen einzahlen, dann gemäss den im Herbst 2018 verfügten Beiträgen, und am Schluss gemäss den Mitte 2019 verfügten Beiträgen, immer als Differenz zu den vorher schon einbezahlten Beiträgen. Wir gehen davon aus, dass das funktioniert.“ Wir erachten diese Annahme als optimistisch. Peter Stutz, Co-Präsident der NWA Schweiz meint: "Zu einem Zeitpunkt, wo unsicher ist ob es die Alpiq 2020 in der heutigen Form noch gibt, kann nicht mit Sicherheit angenommen werden, dass Alpiq noch einige hundert Millionen Franken nachzahlen könnte."

Text: Nie Wieder Atomkraftwerke (NWA)

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