«Impact of climate change and electricity market liberalization on hydropower plants with reservoir.» Mit einem Projket mit diesem Titel gewann der Student Ludovic Gaudard den anlässlich der SAEE-Jahrestagung verliehene «SAEE Student Award 2014». Auf Platz 2 folgte Jan Ossenbrink mit dem seinem Projekt «Mapping the inner dynamics of energy technologies – an analysis of patent networks in wind energy and solar photovoltaic». Der 3. Preis ging an Sebastian Gutbrodt mit seinem Projekt «Socio-economic and environmental determinants oft the spatial distrubution of fuel efficiency and SUV in Switzerland». Diesen drei Nachwuchsforschern durfte Prof. Dr. Madlener zu ihren schon früh in der Karriere erlangten Erfolgen gratuliern. Im Saal der denkmalgeschützten Semper-Aula der ETH Zürich gab es grossen Applaus für diese Leistungen.
Öffentlich zugänglich gemachte Fachbeiträge
Selbstverständlich war die Award-Verleihung an der Jahrestagung der Schweizerischen Fachvereinigung für Energiewirtschaft (SAEE) nicht das einzige Highlight, sondern vielmehr eine Auflockerung des doch recht intensiven Vortragsprogramms zum anspruchsvollen Thema «Neuere Entwicklungen in der Gestaltung von Förderinstrumenten für erneuerbare Energien und Energieeffizienz». Die einzelnen Beiträge der Referenten werden auf der SAEE-Homepage aufgeschaltet, so dass es sich im vorliegenden ee-news.ch-Bericht erübrigt, die Ausführungen im Detail zu präsentieren. Hier bloss die eine oder andre Kernaussage oder Quintessenz.
Verteilungsgerechtigkeit, politische Durchsetzbarkeit
SAEE-Präsident Reinhard Madlener nannte in seinem einleitenden Tour d‘horizon vorweg das Oberziel aller Förderinstrumente aus ökonomischer Sicht: Eine effiziente Allokation knapper Ressourcen, also das optimale Zuordnen der beschränkten Ressourcen auf verschiedene Verwendungsmöglichkeiten. Dazu nannte er Stichworte wie Effektivität, Kosteneffizienz, Vermeidung externer Kosten, Verteilungsgerechtigkeit, politische Durchsetzbarkeit, Höhe der Transaktionskosten und Finanzierbarkeit. Prof. Madlener konstatierte: «Die einzelnen EU-Mitgliedstaaten fördern erneuerbare Energien und Energieeffizienz immer noch mit eigenständigen nationalen Rahmenbedingungen und Zielen; die Unterschiede lassen sich allerdings teilweise mit den jeweiligen geografischen Gegebenheiten und Potenzialen erklären. Innerhalb der EU gibt es derzeit annähernd 170 unterschiedliche Förderarten, die sich hinsichtlich Mechanismus, Förderhöhe sowie der als förderwürdig erachteten Technologien voneinander unterscheiden.
Ein Produkt muss als «innovativ» beurteilt werden
«Energiestrategie 2050 und Förderpolitiken für erneuerbare Energien und Energieeffizienz: Status Quo»: Darüber sprach Dr. Matthias Gysler, Chefökonom BFE. Der Stv. Leiter Abteilung Energiewirtschaft plädierte dafür, im Interesse des Klimaschutzes und der Energiestrategie 2050 innovative und förderungswürdige Technologien noch stärker zu pushen. Um mit einem Produkt in den Genuss einer Darlehensbürgschaft zu gelangen, muss die dahinter steckende KMU kreditwürdig sein, Sitz in der Schweiz haben (gilt auch für die Darlehensgeberin) und folgenden weiteren Anforderungskriterien genügen: Das Produkt muss als «innovativ» beurteilt werden und seine Chancen, sich am Markt durchzusetzen, müssen ausgesprochen hoch sein. Förderungswürdige Technologien sind laut Matthias Gysler jene, die eine Reduktion von Treibhausgasemissionen bieten und/oder eine effiziente Nutzung der elektrischen Energie sicherstellen. Dr. Gysler: «Weitere erwünschte Eigenschaft: Die Schonung der natürlichen Ressourcen schlechthin.»
Wachstumseffekte ergeben zusätzlichen Energieverbrauch
«Rebound und verhaltensökonomische Aspekte bei energiepolitischen Instrumenten der Energiestrategie 2050» lautete das Thema von Walter Ott, Senior Consultant, econcept. Aufgrund der von ihm angestellten Rebound-Analyse könnte eine Erhöhung der CO2-Abgabe nachhaltig viel bewirken, nämlich einen makroökonomischen Rebound, will heissen: die Verteuerung fossiler Brennstoffe führt zu einer De-Karbonisierung der Volkswirtschaft sowie mittels Effizienzsteigerungen zum Umstieg auf Erneuerbare und letztlich zum Minderkonsum. Eine reduzierte Brennstoffnachfrage dämpft laut Walter Ott die Preisentwicklung der fossilen Brennstoffe, was allerdings wieder zu einem gewissem Mehrkonsum von fossilen Brennstoffen führen könnte. Wörtlich: «Positive Wachstumseffekte ergeben einen zusätzlichen Energieverbrauch, vor allem in den Sektoren, die von der Rückverteilung der CO2-Abgabe profitieren.»
Europäische Harmonisierung wünschenswert
In seinen Betrachtungen «Neuere Entwicklungen in der Gestaltung von Förderinstrumenten für erneuerbare Energien und Energieeffizienz» hielt Dr. Felix Müsgens grundsätzlich fest: «Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat mit der festen Einspeisevergütung den Anteil erneuerbarer Energien erfolgreich erhöht. Beim Ausbau der erneuerbaren Energie nimmt Deutschland in Europa eine Vorreiterrolle. Dabei ist eine effektive Mengensteuerung nicht mit diesem Instrument verbunden», so der Professor von der Brandenburgischen Technischen Universität (Lehrstuhl für Energiewirtschaft, Cottbus). Eine europäische Harmonisierung der Förderung erneuerbarer Energien würde seiner Meinung nach weitere Effizienzgewinne ermöglichen oder bewirken. Die europaweite Harmonisierung scheitere aber derzeit an fehlender Akzeptanz… Professor Müsgens plädierte für bi- und mehrnationale Kooperationsmodelle.
«KEV 2.0 – wie weiter?»
Dies fragte Dr. René Burkhard die Teilnehmenden und verkündete zudem: «Die KEV ist ein Erfolgsrezept!» Er erinnerte daran, dass sie Teil der Energiestrategie 2050 ist. Ein Problem stelle die lange Warteliste dar. Ein gangbarer Weg wäre die Einmalvergütung (EIV), also der Abbau KEV-Warteliste durch einmalige Investitionshilfen. Für Photovoltaik-Anlagen zwischen 2 bis 9.9 kWp sieht der Swissgrid-Vertreter die EIV als sinnvolles Instrument, für Photovoltaik-Anlagen zwischen 10 bis 30 kWp müsse man frei wählen können zwischen EIV und KEV. Selber produzierten Strom müsse der Einzelne selber an Energieversorgungsunternehmen verkaufen dürfen oder ihn aber für den Eigenbedarf nutzen können, so René Burkhard.
Erfordernissen der Zukunft Quantensprung beikommen
Auch Bernhard Brodbeck, Mitglied der IWB-Geschäftsleitung, räumt der Reduktion der CO2-Emissionen Priorität ein. Ein Gebot der Stunde seien zudem alle technologisch sinnvollen Weiterentwicklungen, etwa im Bereich von dezentralen Energiesystemen. Auch erforderlich: eine regulatorische Unterstützung. Bezüglich Daten-Management und Informatik sei den Erfordernissen der Zukunft nur mit einem Quantensprung beizukommen. Etwas vom Wichtigsten sind für den IWB-Vertreter möglichst gleichlange Spiesse für die Schweizer Wasserkraft und die neuen erneuerbaren Energien. IWB habe entsprechende Massnahmen – Produktion und Beschaffung – bereits umgesetzt. Der Ausbau der neuen erneuerbaren Energie-Produktion präsentiere sich diversifiziert, dezentral und sogar «europäisiert».
Wärmebildaufnahmen bringen es an den Tag
S.A.F.E.-Präsidentin Dr. Giuseppina Togni setzte sich in ihrem bilder- und beispielreichen Referat mit der schlicht klingenden Frage auseinander: «Förderung der Energieeffizienz in der Schweiz: Was läuft gut, was weniger?» Die Präsidentin der Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz gab eine Antwort anhand eines Fernsehgerätes und dessen Stromeffizienz: Dass LCD/LED-Geräte im Vergleich zum alten Röhren-Fernsehgerät Stromeffizienzgewinne bringen, dürfte klar sein. Doch eine noch erfreulichere Energiebilanz lässt sich mit den neuen, leicht gebogenen OLED-Geräten generieren, wobei allerdings die statussymbolträchtigen Bildschirme auch immer wie grösser werden. Welche vom Laien kaum erwarteten Energieeffizienzgewinne oder aber -verluste in Haushalt und Büro sonst möglich sind, beleuchtete die Referentin mit überraschenden Wärmebildaufnahmen einer simplen Telefonstation und eines Laptops. Die Unterschiede zwischen guten und schlechten Geräten sind frappant. Auch Kühlgeräte sind geeignete Objekte, um positive und negative Beispiele zu veranschaulichen.
Infos: SAEE
©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch
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