Im Vergleich zu einem Wasserkraftwerk ist der Batteriespeicher zwar mit einem Megawatt Leistung relativ klein. Er hat jedoch den Vorteil, dass er sehr schnelle Reaktionszeiten hat. ©Bild: EKZ

Im Innern des Speichers: Die EKZ haben die Anlage zusammen mit ABB realisiert. Sie wurde am 21. März 2012 in Betrieb genommen. ©Bild: EKZ

EKZ: 1 MW Batteriespeicher ist offiziell am Markt für Regelenergie

(PR) Seit über zwei Jahren betreiben die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) einen 1-MW-Batteriespeicher im Testbetrieb. Nun wurde mit der Pilot- und Demonstrationsanlage ein grosser Schritt in die Stromzukunft erreicht. Der Speicher liefert künftig offiziell Primärregelenergie an die Swissgrid. Damit ist er der erste eigenständige Batteriespeicher mit kommerziellem Marktzugang in Europa.


Seit Mitte Juni kann der EKZ Batteriespeicher offiziell zur Stabilität des Wechselstromnetzes in Europa beitragen. In den letzten Monaten wurden die EKZ und ihr 1 Megawatt Speicher in Dietikon von Swissgrid einer aufwändigen technischen und betrieblichen Prüfung unterzogen. Nun wurde das Präqualifikationsverfahren erfolgreich abgeschlossen, der Speicher wurde ohne Ausnahme qualifiziert. „Wir freuen uns riesig, dass wir mit unserer Pionieranlage diesen wichtigen Meilenstein erreicht haben", erklärt Peter Franken, Leiter Geschäftsbereich Netze der EKZ. „Die EKZ können nun als Systemdienstleistungsverantwortlicher mit dem Speicher an den Online-Auktionen für Primärregelenergie der Swissgrid teilnehmen. Die Anlage in Dietikon ist damit der erste eigenständige Batteriespeicher mit kommerziellem Marktzugang in Europa und das erste Nicht-Wasserkraftwerk, das in der Schweiz Primärregelenergie anbietet."

Schnelle Reaktionszeit entspricht Nachfrage
Die Präqualifikation gilt für den Netzverbund Schweiz – Österreich. Der gesamte Markt für Primärregelenergie beträgt rund 117 Megawatt. Im Vergleich zu einem Wasserkraftwerk ist der Batteriespeicher zwar mit einem Megawatt Leistung relativ klein. Er hat jedoch den Vorteil, dass er sehr schnelle Reaktionszeiten hat. „Der Batteriespeicher kann in weniger als einer Sekunde von ein Megawatt Laden auf ein Megawatt Entladen wechseln, so Abweichungen viel schneller ausgleichen und gleichzeitig dem Frequenzsignal sehr genau folgen. Dank dieser Flexibilität kann er im Markt eine wichtige Rolle spielen", erläutert Franken.

Auch Jörg Spicker, Leiter Market Operations und Mitglied der Geschäftsleitung bei Swissgrid, ist erfreut über die erfolgreiche Präqualifikation: „Wir unterstützen alle Player in diesem für die sichere Stromversorgung wichtigen Markt und begrüssen insbesondere auch die neuen Marktteilnehmer. " Dass wir nun zum ersten Mal einen Batteriespeicher für die Lieferung von Regelenergie qualifizieren konnten, ist ein wichtiger Schritt in die Stromzukunft." Die steigende Zahl erneuerbarer Energiequellen führt zu immer schnelleren Frequenzschwankungen im Stromnetz und stellt das Netz damit vor grosse Herausforderungen. „Batteriespeicher entsprechen mit ihrer schnellen Reaktionszeit der steigenden Nachfrage nach sekundenschneller Regelung", so Jörg Spicker.

Weltweit eine der kleinsten Speicherkapazitäten pro Megawatt

Neben der schnellen Reaktionszeit hat der Batteriespeicher der EKZ den Vorteil, dass er den Strom im Gegensatz zu einem Wasser- oder Kohlekraftwerk nicht zuerst noch produzieren muss. Und er kann praktisch überall und verhältnismässig kostengünstig aufgestellt werden. Dem gegenüber stehen die noch relativ hohen Kosten für Batteriezellen. Michael Koller, Fachspezialist Energiespeicher bei den EKZ erklärt: „Unser Batteriespeicher hat weltweit eine der kleinsten Speicherkapazitäten pro Megawatt für die Primärregelung." Damit der Speicher trotzdem zuverlässig der Frequenz nachfahren kann und nicht plötzlich leer ist, wenn er Strom liefern sollte oder umgekehrt, musste im Vorfeld die Steuerung mit grossem Aufwand und Fachwissen programmiert werden. „Wir haben während den vergangenen zwei Jahren sehr viel Zeit in die Entwicklung der entsprechenden komplexen Regelalgorithmen investiert", erklärt Michael Koller, „es ist natürlich ein toller Erfolg, dass wir unseren Speicher damit nun marktfähig gemacht haben."

Online-Handel für Regelenergie
In Europa wird eine Netzfrequenz von 50 Hertz verwendet. Damit die Frequenz stabil bleibt, müssen Produktion und Verbrauch elektrischer Leistung immer im Gleichgewicht sein. Abweichungen, führen zu einer Veränderung der Netzfrequenz, welche zu einem europäischen Stromausfall führen können.

Netzüberlast oder Netzunterlast rechtzeitig erkennen
In der Schweiz ist es die Aufgabe von Swissgrid, Netzüberlast oder Netzunterlast rechtzeitig zu erkennen. Schon bei minimalen Abweichungen der Netzfrequenz vom Sollwert muss je nachdem positive oder negative Regelleistung eingesetzt werden, um die Frequenz stabil bei 50 Hertz zu halten. Die Kapazität für diese Regelleistung muss jederzeit bereitstehen, also als Reserve vorgehalten werden. Für diese Reserveleistung gibt es einen separaten Markt. Kraftwerksbetreiber können sich an Online-Auktionen bei der Swissgrid dafür bewerben. Die Vergütung basiert auf der zur Verfügung gestellten Leistung und betrug in den vergangenen Monaten im Schnitt rund 3000 bis 6000 Franken pro Woche und Megawatt. Bei Mangellagen, zum Beispiel wenn die Speicherseen leer sind, kann es kurzfristig auch deutlich mehr sein.

Eckdaten der Energiespeicher-Anlage:

- Konverterleistung: 1 MVA
- Speichergrösse: 500 kWh
- Max. Energiestoss: 250 kWh in 15 Minuten
- Anbindung: MS- und NS-Netz
- Standort der Anlage: Dietikon

Die EKZ haben die Anlage zusammen mit ABB realisiert. Sie wurde am 21. März 2012 in Betrieb genommen.

Basisinformationen zum Energiespeicher >>


Text: Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ)

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