Die ENSI und die AKW sind über eine Mietleitung der Swisscom verbunden, die jedoch nicht ausfallsicher ist. Die öffentlichen Netzte der Swisscom sind bei einem Stromausfall innert kürzester Zeit tot. Bild: BKW

AKW: Die Schweiz ist auf einen Unfall schlecht vorbereitet

(©TR) Schon kurze Zeit nach dem Unfall würde die Kommunikation zwischen dem betroffenen AKW und den Behörden zusammenbrechen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz will deshalb bis Ende Jahr ein Konzept für ein ausfallsicheres Kommunikationssystem ausarbeiten. Denn sonst könnte sich in der Schweiz bei einem AKW Unfall wiederholen, was auch in Japan passierte: Die Betriebsmannschaft des Atomkraftwerks war nach der Reaktor-Katastrophe in Fukushima auf sich alleine gestellt.


Dies berichtete Philippe Burkhardt in seinem Rendez-vous-Beitrag von Radio DRS vom 3. Augsut 2012. In der Schweiz wäre die Situation wohl zurzeit nicht viel anders, wie Abklärungen der Bundesbehörden heute zeigen. Denn ausgerechnet die Kernkraftwerkbetreiber und das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI sind nicht an das krisensichere Telekommunikationsnetz angeschlossen, das Behörden von Bund und Kantonen miteinander verbindet. Christoph Flury, stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz, bestätigte gegenüber Radio DRS: «Beim ENSI und bei den AKWs ist es so, dass sie heute über eine Mietleitung der Swisscom verbunden sind. Die ist jedoch nicht ausfallsicher.» Die öffentlichen Netzte der Swisscom sind bei einem Stromausfall innert kürzester Zeit tot.

Ausfall der
Kommunikation wird nicht ausgeschlossen
«Bei einem Extremereignis in der Schweiz kann ein Ausfall der konventionellen Kommunikationsmittel nicht ausgeschlossen werden», musste der Bundesrat in seinem Bericht zugeben. Dieser Bericht überprüft die Notfallschutzmassnahmen in der Schweiz: Je nach AKW-Betreiber und Standort kann die Kommunikation bei einem Stromausfall höchstenfalls noch wenige Minuten bis Stunden aufrechterhalten werden. Auch das interne System, mit dem die Behörden untereinander kommunizieren, entspricht den Anforderungen nicht mehr. So können beispielsweise keine Daten übermittelt werden.

Das Bundesamte für Bevölkerungsschutz unterbreitet dem Bundesrat bis Ende Jahr ein Konzept für ein völlig neues Kommunikationssystem. Dazu sagt der stellvertretene Direktor Flury: «Das System ist ein ausfallsicheres Führungskommunikationssystem zwischen allen beteiligten Führungsstäben auf Stufe Bund und Kantone sowie weiteren Partnern. Dieses System soll neu auch Daten übertragen können. Schon jetzt ist laut Radioredaktor Philippe Burkhardt klar, dass dieses System teuer sein wird; die Bundesbehörden sprechen von «bedeutenden Investitionen», die nötig sein werden.

Konzepte für Krisenmanagement fehlen weitgehend

Doch nicht nur die Kommunikation macht dem Bund Sorgen: Unser Land wäre auch nicht genügend auf eine radioaktive Verstrahlung bei einem Atomunfall vorbereitet. Der Bericht des Bundesrates, der bisher öffentlich kaum beachtet wurde, hält dazu fest: «Bis heute ist nicht klar, wer für die Koordination der Pflege stark verstrahlter Personen zuständig ist.» Auch müssen die Bundesbehörden eingestehen, dass nur gerade für die ersten Stunden bis Tage nach einem Unfall Notfallszenarien bestehen. Für die Zeit danach liegt nichts Konkretes vor. Konzepte und konkrete Vorbereitungen für die Phase des Krisenmanagements fehlen weitgehend. So ist zum Beispiel ungeklärt, wie radioaktiv belastete Gebiete dekontaminiert werden sollen.

Christoph Flury vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz: «Die bisherigen Szenarien gehen davon aus, dass damit nicht gerechnet werden muss.» Doch jetzt habe man im Labor des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz in Spiez BE Studien angestellt, die aufzeigen, wie man verseuchte Böden grossflächig dekontaminieren könnte. Es zeige sich allerdings, dass das sehr, sehr aufwendig und personalintensiv ist. Auch zu diesem Thema muss das betreffende Bundesamt der Landesregierung weitere Angaben liefern.

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch, Quelle: Schweizer Radio DRS

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