Pierre Fornallaz war während seines ganzen Lebens ein zeitkritischer Mensch, der versucht hatte, die Dinge in einem globalen Umfeld zu betrachten, eine ganzheitliche Lösungssuche sicherzustellen und Verantwortung zu übernehmen.

Nachruf Pierre Fornallaz: Pionier von Nachhaltigkeit und Weitsicht

(ee-news.ch/SSES) Am 4. September ist der Solar- und Umweltschutzpionier Pierre Fornallaz im Alter von 87 Jahren gestorben. Es ist nicht zuletzt auch seinem Engagement zu verdanken, dass die Schweiz in den 90er Jahren in der Solarenergie weltweit führend war. Pierre Fornallaz war unter anderem Gründungsmitglied und erster Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie, Gründer der Trägerstiftung des Ökozentrums Langenbruck und Mitgründer der Schweizerische Energie-Stiftung SES.


Pierre Fornallaz studierte an der ETH Zürich Maschineningenieurwesen und arbeitete anschliessend als Assistent in diesem Bereich. Nach fast zwei Jahrzehnten in der Industrie als technischer Direktor von Mikron wurde er 1968 vom Bundesrat zum ordentlichen Professor für Feintechnik der ETH Zürich gewählt. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1981 war er auf diesem Gebiet tätig. Schon während seiner Zeit in der Industrie in den 60er Jahren begann er grundsätzliche Fragen über unser Wirtschafts- und Energiesystem zu stellen.

Im Rahmen des Symposiums 1973 «Die Verantwortung des Ingenieurs im Einsatz der Technik» leitete er Empfehlungen an die ETH-Leitung weiter, die jedoch zu dieser Zeit keine Beachtung fanden.

Eine der Folgen des Symposiums war 1974 die Gründung der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie (SSES), als deren erster Präsident Fornallaz gewählt wurde. Kennzeichnend für seine gesamtheitliche Weitsicht war eine seiner Aussagen: «Ich verstand zwar nicht viel von Sonnenenergie, wusste aber, dass das die Antwort war im Bereich Energie.» Das einzige, was es brauche, sei ein Quadratmeter Kollektorfläche pro Person, rechnete Fornallaz schon damals vor. Mit seinen visionären Gedanken macht der Ingenieur die Schweiz zum Vordenker der Solartechnik im deutschsprachigen Raum, wie Bernward Janzing in seinem Buch «Solare Welten» schreibt. 1980 gab Pierre Fornallaz die Präsidentschaft an Doris Morf ab. Im Jahr 1976 gründete er zusammen mit 22 anderen Persönlichkeiten die Schweizerische Energie-Stiftung SES, der er über Jahrzehnte treu verbunden blieb - erst als Stiftungsrat, später als Beirat und immer wieder als Denker und Schreiber. Als Mitbegründer der Trägerstiftung des Ökozentrums Langenbruck 1979 und Stiftungspräsident setzte er aber sein Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit fort und verhalf dem Forschungsinstitut über die Landesgrenzen hinweg zu Bekanntheit und diversen Auszeichnungen.

Auch in der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Umweltforschung (SAGUF), im Ethischen Rat der Alternativen Bank Schweiz (ABS), als Mitglied des Oeko-Beirates der Basellandschaftlichen Kantonalbank und als Gründer der Stiftung Fairplay setzte er sich für diese Belange ein. Von 1996 bis 2010 war Pierre Fornallaz Vorstandsmitglied der NWA (Nie Wieder Atomkraftwerke).

Pierre Fornallaz publizierte eine Reihe von Büchern: Im1986 erschienen Werk «Die ökologische Wirtschaft» begründet er die These, dass eine ökologische Wirtschaft möglich und machbar ist. Nach 1995 arbeitete er in Basel an einer Vielzahl von Publikationen zu Themen wie «Kann Geld arbeiten?» (1996) oder «Geld und Verantwortung» (1999) und beschäftigte sich intensiv mit dem ETH-Modell der 2000-Watt-Gesellschaft.

«Will ich mein Berufsleben der jährlichen Umsatzsteigerung widmen?», schreibt Pierre Fornallaz 2008 in seinen «Gedanken zu meinem Weg», in dem er biografische Bemerkungen, Motive und Überlegungen zu seinem Schaffen festhielt. Pierre Fornallaz war während seines ganzen Lebens ein zeitkritischer Mensch, der versucht hatte, die Dinge in einem globalen Umfeld zu betrachten, eine ganzheitliche Lösungssuche sicherzustellen und Verantwortung zu übernehmen. Trotz seiner technischen Ausbildung als Ingenieur standen für ihn immer der Mensch und die Umwelt im Vordergrund. Denker und Mahner dieser Art brauchen wir auch in Zukunft.

Am 25. Januar 2011 veröffentlichten wir auf ee-news.ch einen Artikel mit dem Titel: Verantwortungsbewusste Nutzung der Güter dieser Erde

Text: Beat Gerber, Zentralsekretär SSES und Radaktion ee-news.ch

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