Autofreie Städte – eine Vision wird schrittweise Realität

(PM) „Autofreie Stadt Bern – Eine Vision“. Unter diesem Titel führte der Club der Autofreien der Schweiz CAS am Samstag vor einer Woche in Bern seine Generalversammlung durch, die dem Thema städtische Mobilität gewidmet war. Am Schluss zog CAS-Präsident Beat von Scarpatetti folgendes Fazit: „Es gibt Indizien für eine Trendumkehr Richtung autofreie Stadt“.


Dieter Steiner (Vizepräsident CAS) stellte beispielhafte Projekte aus dem Ausland vor. Das grösste Autofrei-Experiment in der jüngeren Geschichte findet etwa in der Modellstadt Masdar in Saudiarabien statt, welche komplett nach nachhaltigen Kriterien geplant und gebaut werden soll. Er machte in seinem Referat klar, dass auch der Club der Autofreien die zeitweise Nützlichkeit des Automobils nicht in Frage stellt: Beispielsweise müssten Lastentransporte oder Dienstfahrten selbstverständlich auch in der autofreien Stadt möglich sein. Hierfür könnte vermehrt auf Carsharing gesetzt werden.

Anzahl Parkplätze nach unten korrigieren
Die Nationalrätin Evi Allemann (SP) zeigte in ihrem Referat die Ansätze in der nationalen Politik auf, welche autofreie Orte begünstigen könnten. Sie nannte das Road-pricing als Möglichkeit, innerstädtische Bereiche vor dem Überhand nehmenden Verkehr zu schützen. Grössere Hebel sieht sie in der Politik der Städte. Beispielsweise könnte die in der Parkplatzverordnung geregelte Mindestzahl an Parkplätzen nach unten korrigiert werden. Die Berner SP-Grossrätin Nadine Masshardt warf die Frage auf, ob autofreie Siedlungen mehr Lebensqualität in die Stadt bringen. Aufgrund verschiedener Projekte des von ihr präsidierten Stadtberner Vereins «Läbigi Stadt» zeigte Masshardt auf, dass viele Stadtbewohner Verkehrsberuhigungen in ihrem Wohnumfeld begrüssen. Thomas Schweizer, Geschäftsleiter Fussverkehr Schweiz, berichtete über das gemeinsam mit dem Club der Autofreien umgesetzte Projekt Verkehrsparen in Siedlung und Quartier. Dabei wurden in sieben Zürcher Genossenschafts-Siedlungen sowohl Bewohner wie auch Genossenschaftsvorstände zur Mobilitätssituation in ihrer Siedlung befragt. Erste Ergebnisse zeigen, dass einzelne Siedlungen bereits heute mit einem Anteil von gegen 80 Prozent autofreier Haushalte annähernd autofrei sind.

Der CAS-Präsident Beat von Scarpatetti zog folgenden Schluss: „Die autofreie Stadt ist in der Schweiz zwar noch nicht Realität, aber es gibt Indizien für eine Trendwende in den Städten. Nach einer jahrzehntelang auf das Automobil ausgerichteten Städteplanung beginnen die Menschen in den Städten mehr Lebensqualität einzufordern. Stückweise wird die für alle frei zugängliche Allmend wieder zurückerobert“.

Text: Club der Autofreien

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1 Kommentare

carl maria schulte

Meines Erachtens macht es Sinn, einmal in einer Studie die Best Practise-Siedlungen in Europa oder auch weltweit auszuwerten und die Erkenntnisse/Erfahrungen für ein neues Modellvorhaben fruchtbar zu machen:
Integration Wohnen, Arbeiten, Freizeit
Natürliche Baustoffe, vielfältige Architektur, kulturelle Vielfalt, alternative Energien, neue Formen des Zusammenlebens (mit der Natur und anderen Menschen) etc.
Ich bereite gerade ein solches Modellprojekt vor und bin für Kooperationen dankba.
an-stiftung@t-online.de
http://ob-in-spe.de >Living in the City of the Future

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