Schmetterlinge auf der Dachunterseite

Das warme Rot der Südfassade

Erstes Minergie-P-eco-Einfamilienhaus - klein,fein und effizient

Rückblick, Artikel von Juni 2009 (AN) Klein aber fein, heimelig und unglaublich effizient: Das sind die Pluspunkte, die das erste Minergie-P-eco zertifizierte Einfamilienhaus auszeichnen. Zudem ist es eine gelungene, moderne Form des Heidenhauses, eines alten Appenzeller Haustyps.

Neben der dunkelroten Fassade ziehen auch die grossen Schmetterlinge auf der Dachunterseite, dem so genannten Dachhimmel, die Besucher des Hauses im appenzellischen Trogen an. Dieses Haus erbringt den Beweis, dass sich gute Architektur, ein tiefer Energieverbrauch und Denkmalpflege durchaus vertragen: Das Vierzimmer-Haus liegt am Nordhang unterhalb des Zentrums von Trogen und fügt sich gut ins Ortsbild, eine geschützte Zone von kommunalem Schutz, ein. Architekt Thomas Metzler vom Bauatelier Metzler, der das Haus entworfen hat: „Für mich war es eine besondere Herausforderung, ein Minergie-P-eco-Haus zu bauen, das gleichzeitig den Ansprüchen der Denkmalpflege genügen musste.“ Grundlagen für die erfolgreiche Ausführung des Baus waren einerseits das gestalterische Fachwissen und andererseits die grosse Erfahrung, über die das Bauatelier Metzler auf dem Gebiet des energieeffizienten Wohnungsbaus verfügt.

Modernes Heidenhaus
Eine jahrhundertealte Appenzeller Haustypologie, das Heidenhaus, wurde so in einer kommunal geschützten Zone wieder aufgegriffen. Charakteristisch für den „Bautyp Heidenhaus“ ist der sparsame Umgang mit dem Volumen. Die Hauptfassade wird immer traufseitig, also der Längsseite des Hauses angeordnet, und das Steildach, auch Tätschdach genannt, äusserst flach erstellt. Thomas Metzler erklärt: „Der Holzverbrauch und das zu beheizende Volumen werden auf diese Weise minimiert. Ich habe erstaunt festgestellt, dass diese alte Bauweise dem modernen Standard Minergie-P eco sehr entgegen kommt!“ Das Heidenhaus wurde für den Neubau gestalterisch und technisch weitergedacht, in modernster Holzelementbauweise realisiert und energetisch nach den besten verfügbaren Kriterien geplant und umgesetzt.

Haus als Sonnenkollektor
„Die Idee, ein Haus zu bauen, das wie ein Sonnenkollektor funktioniert, hatte ich bereits in den 70er Jahren“, erklärt Bauherr Heini Baumgartner. Damals las er im Altarnativkatalog Nr. 1, einem wilden Sammelsurium von alternativen Ideen, von einem Haus, das sich selber mit Energie versorgt. „Dieses Haus war gegen Süden wie ein Treibhaus mit einer Glasfassade versehen“, erzählt der Schreiner und Hausmann lächelnd. An der St. Galler ImmoMesse traf er Thomas Metzler, und es war ihm schnell klar, dass der Architekt sein Mann war, um den Traum vom Haus ohne herkömmliches Heizungssystem zu realisieren. Aber nicht nur für den Bauherrn ist es ein Traumhaus: Für seine Katze Frau Schneider hat Heini Baumgartner das Badezimmerfenster mit einem Sensor ausgerüstet hat, damit nur sie und nicht auch ihr Erzfeind Kater Oskar ins Haus schlüpfen kann. Der Magnet am Halsband öffnet das Badezimmerfenster auf „Katzenbreite“ und schliesst es auch gleich wieder, wenn Frau Schneider reingestiefelt ist.

Gut verpackt
Das „Schmettelings-Haus“ in Trogen, das auf einer Bodenplatte Beton steht, ist ein Holzrahmenhaus und wurde in einen 50 cm dicken Mantel aus Zellulose gehüllt. Hülle und Skelett bestehen aus unbehandeltem Holz. Grobfasrige Spanplatten unterteilen die Räume im Erdgeschoss und im ersten Stock. Auch die Einbauschränke unter der Treppe und in den beiden Schlafzimmern im ersten Stock sowie die Treppe selber und deren Geländer sind aus demselben Material gefertigt. Im Erdgeschoss befinden sich, nebst einer Toilette mit Dusche, ein Gästezimmer und eine Wohnküche. „Wir wollten einen Raum, der gleichzeitig Wohnraum und Küche ist“, erklärt Heini Baumgartner. Auch wenn die Fenster des Fensterbands im Erdgeschoss und im Obergeschoss tief nach innen versenkt sind, durchflutet warmes Sonnenlicht die nach Süden gerichteten Räume. Diese Tiefe schützt im Sommer vor Überhitzung. Und wenn man in der guten Stube der Antoniettis und Baumgartners sitzt, ist es richtig heimelig, und man möchte kaum mehr raus. Was natürlich auch auf die sympathischen Bewohner zurückzuführen ist!

Im Obergeschoss befinden sich im Gang, gegen Norden gerichtet, eine kleiner Büroplatz sowie die Waschmaschinen und die Haustechnik. Von dort ist auch der Zugang zu einer nach Nordwesten ausgerichteten Terrasse mit Blick auf den Bodensee möglich. Sie grenzt an die Schreinerwerkstatt, die an die Westseite des Hauses angebaut ist und im Erdgeschoss über eine Garage verfügt. Gegen Süden gibt’s zwei Schlafzimmer, in deren Mitte das Badezimmer liegt.

Kaum Wärmebedarf
Für Wärme und Warmwasser sorgt das Gerät Aerosmart, ein Kombigerät mit einer Abluft/Luftwärmepumpe mit einer Leistung von gerade mal 480 Watt. In dieses Gerät integriert ist auch die kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung und Erdregister. Sollte es ganz kalt werden und sich die Sonne allzu lange verstecken, gibt es im Erdgeschoss noch einen hübschen Speicherofen.

„Wir fühlen uns in unserem Haus sehr wohl, und würden eigentlich nichts anders machen“, erklärt Katharina Antonietti, deren Freude an Schmetterlingen zu den wunderschönen Ornamenten am Dachhimmel geführt hat: „Mein Vater hat mir diese Freude vermittelt. Die Ornamente sind von der Form her Schwalbenschwanz-Schmetterlingen abgeguckt.“ Das Bauatelier Metzler hat die Farbskala der Schmetterlingskreationen entworfen, ihre Farben entsprechen nicht dem Schwalbenschwanz. Gemalt wurden sie mit KT Color Farben, die im ganzen Haus verwendet wurden.

Text: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch © Bilder: Bauatelier Metzler

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