Noch bis zum 28. September informieren an der WEGA in Weinfelden EnergieSchweiz und der Kanton Thurgau in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und der Empa über die Chancen, vermehrt einheimischen Windstrom zu gewinnen. ©Bild: T. Rütti

«Der wirtschaftliche Betrieb ist unter Einbezug der kostendeckenden Einspeisevergütung in sämtlichen Potenzialgebieten gegeben», so Thomas Volken (Abteilung Energie, Kanton Thurgau). ©Bild: T. Rütti

Andrea Paoli, Abteilungsleiter Energie Kanton Thurgau: «Windräder könnten 10 bis 15 Prozent des Thurgauer Strombedarfs decken und zur nachhaltigen regionalen Energieversorgung beitragen.» ©Bild: T. Rütti

Zusammenarbeit von ETH Zürich und Empa: Reto Pieren (Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung Akustik / Lärmminderung, Empa) und Projektleiterin Dr. Ulrike Wissen Hayek (ETH Zürich). ©Bild: T. Rütti

Regula Petersen und Frank Rutschmann (Bundesamt für Energie BFE), Sektionsleiter Erneuerbare Energien: Das BFE arbeitet eng mit den Kantonen und mit dem Windenergieverband Suisse Eole zusammen. ©Bild: T. Rütti

Reto Rigassi, Geschäftsleiter Windenergieverband Suisse Eole, lässt sich von Bernard Gutknecht (ideja - Agentur für Kommunikation) das Ausstellungskonzept «Windenergie, natürlich!» erklären. ©Bild: T. Rütti

An der Ausstellung «Windenergie, natürlich!» kann das Publikum Windparks virtuell besuchen – eine Weltneuheit. Ab Frühjahr 2016 soll die Ausstellung an weiteren Publikumsmessen in der Deutschschweiz gezeigt werden. Bild: zVg

WEGA-Sonderschau: Visuell-akustische Simulation einer Windparkbegehung

(©TR) Mindestens 7% des landesweiten Strombedarfs soll laut Energiestrategie 2050 des Bundes durch Windenergie gedeckt werden. Hierzu sind noch wesentlich mehr Vertrauen und Akzeptanz in der breiten Bevölkerung vonnöten. An der multimedialen Sonderschau «Windenergie, natürlich!» können Windparks in unterschiedlichem Gelände erkundet werden - virtuell. Entwickelt wurde die visuell-akustische Simulation VisAsim von ETH Zürich und Empa. Als Weltneuheit ist sie noch bis 28. September 2015 an der Thurgauer Messe WEGA in Weinfelden zu sehen.

 


Aktueller Stand und Ziele der Energiestrategie 2050 in Sachen Windenergie: Mitte 2015 standen in der Schweiz 34 grosse Windenergieanlagen (WEA) in Betrieb. Gesamtleistung: 60 Megawatt (MW). Sie produzieren jährlich gut 100 Gigawattstunden (GWh) Strom. Dies entspricht dem Jahresverbrauch von 30‘000 Haushalten oder knapp 0.2% des gesamten Stromkonsums der Schweiz. Die Windstromproduktion soll, nein: muss jedoch stark ausgebaut werden: Bis 2020 soll sechs mal mehr Windstrom als heute produziert werden. 2035 sollen es 1‘500 GWh sein. Bis 2050 hat die Windenergie mindestens 7% oder 4‘300 GWh der schweizerischen Stromproduktion auszumachen.

320 WEA mit 1‘300 GWh-Produktion auf der KEV-Warteliste
Zahlreiche Windenergieprojekte befinden sich aktuell in der Planungsphase: 550 WEA mit einer Stromproduktion von 2‘000 GWh haben zwar eine KEV-Zusage erhalten, sind aber noch nicht realisiert. Weitere 320 WEA mit einer Produktion von 1‘300 GWh stehen noch auf der Warteliste für die KEV. Viele dieser Projekte werden durch Einsprachen verzögert oder blockiert. Häufigster Inhalt dieser Einsprachen sind befürchtete Geräuschimmissionen oder Auswirkungen auf Landschaft, Vögel und Fledermäuse. Das Bundesamt für Raumentwicklung ARE erarbeitet zurzeit ein «Konzept Windenergie Schweiz». Darin werden mögliche Konflikte zwischen der Windenergienutzung und anderen Bundesinteressen wie dem Arten- und Landschaftsschutz, der Flugsicherheit und der Landesverteidigung analysiert und aufgezeigt. Von besonderem Interesse: Wie lassen sich solche Aspekte im Planungsprozess frühzeitig erkennen und welche Massnahmen müssen allenfalls veranlasst werden. Das Konzept richtet sich an die Behörden von Kantonen und Gemeinden sowie an die Projektanten von Windenergieanlagen.

Windenergie und kantonale Energiepolitik
Im Strudel des Programms EnergieSchweiz und seines Forschungsprogramms arbeitet das Bundesamt für Energie BFE eng mit den Kantonen und dem Windenergieverband Suisse Eole zusammen. Im Fokus stehen Information und Beratung, Ausbildung und Qualitätssicherung. Auch im Kanton Thurgau sind moderne Windturbinen längst ein Thema, ein grosses sogar. Das «Konzept für einen Thurgauer Strommix ohne Kernenergie» verfolgt das Ziel, mit verbesserter Energieeffizienz sowie der Nutzung lokaler erneuerbarer Energien die zukünftige Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Zudem soll die damit verbundene Wertschöpfung möglichst in der Region bleiben. Voraussetzung dafür bildet das Wissen über das Potenzial der einheimischen Energieressourcen.

8 Gebiete würden sich für die Nutzung von Windenergie eignen

Mittels Studie wurde das Windenergiepotenzial auf Kantonsgebiet in einem mehrstufigen Verfahren eruiert. Fazit: Es weht genügend Wind für eine wirtschaftliche Stromproduktion. Geschätzte Produktion: 146 bis 230 Gigawattstunden (GWh). Grosswindanlagen könnten 10 bis 15 Prozent des Thurgauer Strombedarfs decken und zur nachhaltigen regionalen Energieversorgung beitragen. Insgesamt würden sich 8 Gebiete für die Nutzung der Windenergie eignen: Salen-Reutenen, Eschlikon/Littenheid, Thundorf, Braunau/Wuppenau, Ottenberg, Rodebärg, Cholfirst und Bichelsee/Fischingen. «Die Potenzialgebiete sind durch Strassen und Stromleitungen gut erschlossen. Der wirtschaftliche Betrieb ist unter Einbezug der kostendeckenden Einspeisevergütung in sämtlichen Potenzialgebieten gegeben. In den Berechnungen berücksichtigt sind Rückstellungen für den Rückbau der Anlagen nach rund 20 Jahren», so Thomas Volken (Abteilung Energie, Kanton Thurgau).

Sich am Dialog aktiv beteiligen können
An der  Thurgauer Messe WEGA in Weinfelden wird in der Halle 5 noch bis zum 28. September über obige und weitere Fakten informiert. Mit den Ausstellungsbesuchern – Bürgerinnen und Bürger – wird der Dialog gesucht. Fragen zu stellen und Anregungen zu deponieren ist erwünscht. Eindrückliche Filme und bekannte Windsongs von Schlager bis Rap gehören ebenso zu den sinnlichen Elementen der Sonderschau wie lautes Windpfeifen oder leises Windrauschen. Und natürlich können die Ausstellungsbesucher selbst Wind machen.

«Windparks lösen häufig energische Diskussionen aus»

Projektleiterin Dr. Ulrike Wissen Hayek (ETH Zürich) erklärt: «Windparks lösen häufig energische Diskussionen aus. Kritische Punkte sind dabei die Veränderung des Landschaftsbilds sowie die Geräusche der Windturbinen.  Unsere Anlage VisAsim vermittelt einen guten Eindruck, wie ein Windpark in der Schweiz grundsätzlich aussieht. Und wie er tönt. Damit lassen sich mögliche Auswirkungen auf die Landschaftsqualität veranschaulichen und bewerten. Wir versuchen, Ängste und Vorurteile abzubauen. Zudem ermöglichen die persönlichen Eindrücke von Anlagen und Ambiente in den virtuellen Windenergielandschaften, sich am Dialog über Windenergie aktiv zu beteiligen. VisAsim hat deshalb grosses Potenzial, Planungsprozesse von Windenergieanlagen zu unterstützen. Dies möchten wir gerne in einem praktischen Anwendungsfall von VisAsim weiter erforschen.» Ab Frühjahr 2016 soll die Ausstellung «Windenergie, natürlich!» an weiteren Publikumsmessen in der Deutschschweiz gezeigt werden.

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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