Preisbarometer März 2017. ©Bild: PVXchange

Marktkommentar: Zweiklassengesellschaft bei PV-Modulen

(©MS) Nach dem teilweise massiven Modulpreisverfall der letzten Monate sind die Preise über alle Herkunftsregionen und Technologien etwas zur Ruhe gekommen. Aufgrund der Anfang März sprunghaft gestiegenen Nachfrage führen vereinzelt auftretende Lieferengpässe sogar schon wieder zu einem Preisanstieg, zumindest für kurzfristig verfügbare Module von Tier-1-Herstellern.


Lieferzeiten von ein bis zwei Monaten für höhere Leistungsklassen über 265 Wp sind momentan keine Seltenheit. Zurücklehnen kann sich nur, wer vorgesorgt hat und rechtzeitig eine Liefervereinbarung mit dem Hersteller seines Vertrauens eingegangen ist. Alle kurzfristig Planenden müssen warten oder auf frei werdende Kontingente hoffen.

Ausweichen auf untere Effizienzklassen?
Wer denkt, er könne stattdessen auf monokristalline Module der unteren Effizienzklassen umsteigen, der wird enttäuscht werden. Hier stimmt weder das Angebot, noch der Preis. Abgesehen davon, dass kaum noch monokristalline Module unter 270 Wp den Weg auf den europäischen Markt finden, beträgt die Preisspanne zur multikristallinen Variante gleicher Leistung zwischen 4 und 8 Eurocent pro Watt peak, was bei den aktuellen Preisen 10 bis 20% ausmacht. Diesen Mehrpreis zu berappen, ist wohl kaum noch jemand bereit. Etwas entspannter ist die Versorgungssituation momentan nur bei polykristallinen Modulen bis, beziehungsweise unter 265 Wp, insbesondere die Produkte der weniger bekannten Marken.

Noch vor ein bis zwei Jahren war die Nachfrage nach monokristallinen Modulen auch für grössere, gewerbliche Photovoltaikanlagen durchaus bemerkenswert. Einige, vor allem chinesische Hersteller lieferten nur diesen Zelltyp aus, denn die Bereitschaft der Kunden, für die Monovariante einen Preis oberhalb des Mindestimportpreises von 53 bis 56 Eurocent pro Watt peak zu bezahlen, war vorhanden. Allerdings lag der Preis für polykristalline Module der renommierteren Hersteller damals nur knapp darunter. Seit jedoch der Preisverfall Mitte letzten Jahres eingesetzt hat, klafft die Preisschere immer weiter auseinander. Die Modulherstellungskosten, immer noch dominiert von den Zellpreisen, sind nicht in gleichem Masse zu senken, so dass Monomodule im wiederaufkeimenden Volumenmarkt kaum noch konkurrenzfähig sind.

Wettbewerb zwischen Modulen
Interessant bleibt diese Modulvariante nur in Leistungsklassen, die von polykristallinen Produkten noch nicht erreicht werden. Dieser Bereich wird mittlerweile von der PERC-Technologie dominiert, mit der Modulleistungen von über 300 Wp in einem Standardmodul mit 60 Zellen kein Problem mehr darstellen. Auch durch die Erhöhung der Zahl der Zellverbinder von drei auf vier, fünf oder mehr Busbars, sowie mit anderer Halbleiterdotierung oder Heterojunction-Technologie lassen sich die Zell- und damit die Modulleistungen erhöhen. Der Preiskampf mit den immer billiger werdenden polykristallinen Produkten lässt sich aber (noch) nicht gewinnen. So bedienen Hochleistungsmodule zunehmend eine Marktnische, in der aufgrund von Platzmangel oder optischer Vorgaben speziell diese hochgezüchteten Produkte gefragt sind. Der Massenmarkt, insbesondere das Projektgeschäft, bleibt in zunehmendem Masse den preiswerten polykristallinen Modulen überlassen.

Mit Poly-PERC beschäftigen sich zwar bereits zahlreiche Hersteller, doch an die Serienproduktion wagt sich momentan kaum einer heran. Auf dem europäischen Markt sind derartige Produkte nur von wenigen Anbietern verfügbar, darunter Hanwha Q-Cells und REC Solar. Viele Hersteller arbeiten noch fieberhaft daran, die mechanische Haltbarkeit, aber auch die Leistungsstabilität zu verbessern, denn hier gibt es noch Probleme. Es sind Fälle bekannt, bei denen die anfänglich überdurchschnittliche Leistung der polykristallinen Module nach Auslieferung innerhalb weniger Monate um bis zu 10% auf dann sehr durchschnittliche Werte gefallen sind. Die daraus entstehenden Reklamationswelle möchte kein Hersteller über sich ergehen lassen, so dass der Markt für Hochleistungsmodule bis auf Weiteres wohl von monokristallinen Modulen dominiert wird.

Ist die Nische gross genug?
Solarworld kündigte kürzlich erst an, sein Produktangebot für polykristalline Module schrittweise zu reduzieren, um sich gänzlich auf monokristalline Hochleistungsmodule zu spezialisieren. Schon jetzt bietet der Hersteller eine umfangreiche Palette an Standardmodulen, Glas-Glas- und bifacialen Modulen mit monokristalliner PERC-Zelle an. Damit wird sich dieser Hersteller, wie auch andere, die ihm auf diesem Wege folgen werden, wohl mittelfristig vom Massenmarkt weg in eine Nische bewegen. Ob diese Nische gross genug ist, viele unterschiedliche, in erster Linie europäische, japanische und koreanische Hersteller zu beherbergen, ist zu bezweifeln. Neue ganzheitlichere Produktkonzepte sind hier gefragt, doch die sucht man aktuell noch mit der Lupe.

Text: PVXchangeTrading GmbH

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