Preisbarometer Januar 2017. ©Bild: PVXchange

PV-Module: China first? – Make Photovoltaics great again!

(©MS) Donald Trumps Aussagen und Sprüche liegen dieser Tage hoch im Kurs, werden gerne zitiert und noch lieber abgewandelt und verballhornt ... oder aber mit reichlich Galgenhumor gekontert. Sie sind aber auch schön plakativ und reduzieren die komplexesten Vorgänge auf wenige oberflächliche Worte. So versteht es auch der einfache Bürger wie Du und ich. Manchmal treffen solche simplifizierten Statements aber genau ins Schwarze ...


Die europäische Solarindustrie lässt sich von dem neuen starken Mann in den USA offenbar nicht so schnell beeinflussen, wenngleich uns einige Aussagen und Taten Trumps durchaus zu Besorgnis veranlassen mögen. Doch das letzte Wort ist zum Glück noch lange nicht gesprochen und so nimmt die positive Entwicklung erst einmal weiter Fahrt auf. Nachdem der kontinuierliche Preisverfall in den letzten Monaten des vergangenen Jahres zu einem regelrechten Bauboom in Deutschland geführt hat, ging es im Januar unaufhaltsam weiter. Die kumulierte Zubaumenge im November und Dezember entsprach mit über 600 Megawattpeak beinahe der Hälfte der neu installierten Photovoltaikanlagen für das gesamte Jahr. Dabei erfuhren sowohl Dach- als auch Freiflächenanlagen gleichermassen einen erheblichen Zuwachs.

Erfreuliche Preisentwicklung
Zurückzuführen ist der Anstieg zweifelsfrei auf die für Betreiber und Installateure sehr erfreuliche Preisentwicklung. Im letzten Quartal des Jahres 2016 sackten die Modulpreise über alle Herkunftsregionen hinweg nochmals um bis zu 15 Prozent ab. Der Preisverfall scheint mittlerweile jedoch etwas gebremst zu sein, so dass im Januar und Februar zumindest bei höherwertigen Modulen keine grösseren Veränderungen mehr zu verzeichnen sind. Aber auch einige Gestell- und Wechselrichterhersteller haben ihre Verkaufspreise auf breiter Basis gesenkt, so dass komplette Photovoltaikanlagen aktuell zu historisch guten Konditionen zu haben sind.

Die niedrigsten Preise seit Beginn der Zeitrechnung – zumindest seit Beginn der Modulpreisbeobachtung und -aufzeichnung – führen erwartungsgemäss zu einem starken Anstieg der Nachfrage. Umso befremdlicher mutet es an, dass die EU-Kommission noch immer nicht von einer Marktbeschränkung in Form der Erhebung von Strafzöllen ablassen will. Zwar wurde der ursprüngliche Plan, die Massnahmen weitere 24 Monate aufrecht zu erhalten, aufgeweicht. Hintergrund ist, dass die zur Abstimmung aufgerufenen EU-Mitgliedsstaaten vor rund zwei Wochen die Restriktionen mit einfacher Mehrheit ablehnten, für ein komplettes Kippen reichte es aber leider nicht. Nun liegt ein neuer Vorschlag auf dem Tisch, die Verlängerungsperiode der seit 2013 bestehenden Massnahmen auf 18 Monate zu verkürzen, sowie über einen „stufenweisen Ausstieg“ nachzudenken – was auch immer das heissen will.

Proteste und Verständnis
Natürlich hagelte es sofort Proteste seitens der Mindestimportpreisbefürworter rund um den Hersteller Solarworld sowie die Vereinigung EU Prosun. Eine längere Laufzeit sei dringend notwendig, um endlich wieder fairen Wettbewerb und Planungssicherheit für Investitionen zu schaffen. Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans konterte aber, dass die EU auch die Interessen der Unternehmen beachten müsse, die von diesen Importen abhingen, um ihre Produkte und Leistungen überhaupt verkaufen zu können und ihrerseits ebenfalls tausende Menschen in Europa beschäftigten. Zudem sei Solarenergie essenziell für die Erreichung der europäischen Umwelt- und Klimaziele.

Offenbar haben einige Akteure das Wesen und die gewichtige Rolle Chinas in dem ganzen Prozess noch nicht durchschaut oder ignorieren diesen Faktor auf fahrlässige Art und Weise. Wer tatsächlich glaubt, die chinesische (Solar-) Wirtschaft liesse sich durch Abschottung und Strafzölle auf in China gefertigte Produkte davon abhalten, den Markt zu erobern und den Handelskrieg für sich zu entscheiden, der sollte sich auf seinen Ponyhof zurückziehen. Es gehört einfach zum chinesischen Selbstverständnis, Widerstände zu brechen, beziehungsweise Regeln nach eigenem Ermessen zu interpretieren und geschickt zu umgehen, wenn durch sie wirtschaftlicher Nachteil droht.

Kein Unrechtsbewusstsein
Die Erfahrungen der vergangenen drei Jahre mit der Anwendung von Anti-Dumping- und Anti-Subventionsmassnahmen haben uns doch gezeigt, wie ernst chinesische Zell- und Modulhersteller dieses Thema nehmen – Unrechtsbewusstsein: Fehlanzeige! Solche Einschränkungen verleiten die kleineren, nicht an westlichen Börsen notierten Unternehmen, zu besonderer Kreativität im Verschleiern und Umgehen der EU-Massnahmen, wohingegen die grösseren und renommierteren Firmen lieber in aller Welt Produktionsstandorte aufbauen und eröffnen, deren Ausstoss keinen Importbeschränkungen ausgesetzt ist. Bis man soweit ist, wird der europäische Markt einfach links liegen gelassen – was ein glanzvoller Erfolg für uns Europäer!

Auf diese schulmeisterlich Weise kann eine aufstrebende Weltwirtschaftsmacht wie China niemals besiegt, nicht einmal länger als 2 bis 3 Jahre aufgehalten werden, wie man sieht. Soll die EU-Kommission doch den einen oder anderen faulen Kompromissvorschlag ausarbeiten – wenn kümmert es noch? Man wird sich damit arrangieren. Jedoch wird wohl kein europäischer Hersteller allein dank dieser Massnahmen überleben. Warum aber ein Musikinstrument spielen, welches nicht klingt? Warum nicht in einen Dialog treten und Angebote ausarbeiten, die chinesischen als auch europäischen Firmen gleichermassen zum Erfolg verhelfen? Mit Anschuldigungen und Verboten fordert man die selbstbewusste Wirtschaftsmacht China höchstens zu einem Handelskrieg heraus, den man unmöglich gewinnen kann. Mit einem guten Geschäft für beide Seiten macht man sie hingegen zur Verbündeten.

Text: PVXchange Trading GmbH

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