Monatliches Preisbarometer von pvXchange.com. Grafik: solaranlagen-portal.com

pvXchange: Die Herkunft darf keine Rolle spielen - allein die Qualität muss zählen!

(MS) Die Verarbeitungsqualität von Zellen und Modulen ist das oberstes Bewertungskriterium für Photovoltaikmodule. Sie ist entscheidend für die spätere Energieausbeute und Langlebigkeit einer PV-Installation. Preis und Verfügbarkeit sind ausserdem noch sehr wichtig für deren Wirtschaftlichkeit.


In der Realität ist die Herkunft leider sehr entscheidend für die Bewertung, sowohl bei uns Menschen – schauen wir auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik – als auch bei Solarmodulen. Wir Europäer, aber auch Amerikaner, haben Angst, von ausländischen, billigen Arbeitskräften (oder billigen Modulen) überrannt zu werden, die unsere heimische Wirtschaft gefährden oder gar kaputt machen. Dabei gibt es reichlich Bedarf, sowohl an der einen, als auch an der anderen Ressource. Aber auf die Qualifizierung bzw. die Qualität wird selten geschaut, es ist immer die Herkunft und die scheinbar unbegrenzte Verfügbarkeit, die uns zurückschrecken lässt.

Markt wird ausgebremst
Der europäische Solarmarkt benötigt qualitativ hochwertige und dabei preiswerte Module in grossen Mengen. Chinesische Hersteller könnten diesen Bedarf befriedigen. Trotzdem hindert die Europäische Union diese seit fast vier Jahren daran, den dringenden Modulbedarf zu decken. Die Entwicklung des Marktes, insbesondere der Wertschöpfungskette unterhalb der Hersteller, wird dadurch massiv ausgebremst.

Natürlich müssen gleichzeitig Regeln aufgestellt werden, damit ein fairer Wettbewerb möglich ist und die lokalen Standards nicht leiden. Niemand in der EU ist glücklich mit qualitativ minderwertigen Modulen, selbst wenn sie zum Schleuderpreis verramscht werden. Gut, ein paar Player gibt es immer, die auch solche Ware kaufen, aber die wissen in der Regel, worauf sie sich einlassen. Alle grösseren chinesischen Produzenten bewegen sich aber technisch auf einem sehr hohen Niveau. Sie können sehr gute Qualität produzieren, wenn man sie lässt, beziehungsweise es von ihnen verlangt. Und selbst wenn hohe Qualitätsanforderungen an deren Produkte gestellt werden, können diese aufgrund des hohen Automatisierungsgrads und von Skaleneffekten immer noch preisgünstiger angeboten werden, als die Produkte aus den wesentlich kleineren europäischen Fertigungen. Der Preisunterschied ist keinesfalls riesig, gleiche Qualität vorausgesetzt, aber bei grösseren Projekten durchaus entscheidend.

Qualität leidet unter Preisdruck
Mit dem Argument des Preisdumpings und unfairen Wettbewerbs wurden jedoch hochprofessionelle Anbieter vom EU-Markt quasi ausgeschlossen und die Tore stattdessen für Produkte aus anderen Teilen Asiens mit oft ungeklärter Herkunft und Qualität geöffnet. Sehr schnell passten sich chinesische Konzerne den neuen Bedingungen an, mieteten sich in taiwanesischen, vietnamesischen oder malaysischen Produktionen ein und schraubten die Qualitätsanforderungen runter, um dem aufkommenden Preisdruck der neuen Player im Markt standzuhalten. Mittlerweile ist die Modulqualität im Markt beinahe auf einem niedrigeren Level als noch vor vier Jahren, die Probleme mit Ausfällen von Produkten jüngeren Herstellungsdatums häufen sich.

Schlechte Verfügbarkeit für Solarmodule jeglicher Bauart
Insgesamt ist auch die Verfügbarkeit für Solarmodule jeglicher Bauart und Zelltechnologie im Moment schlecht, was zu einer allgemeinen Stagnation der bisher eher abwärts gerichteten Preisentwicklung führt. Einerseits fehlen hier die Mengen europäischer Hersteller, die den aktuell ansteigenden Bedarf, erst recht nach Ausscheiden von Solarworld als ernstzunehmendem Lieferanten, gar nicht alleine bedienen könnten. Andererseits wird es immer schwieriger, asiatische Module zu importieren, selbst wenn die Hersteller sich auf der „White List“ der Europäischen Kommission befinden. Kaum ein niederländischer Dienstleister bietet noch die Fiskalverzollung für taiwanesische oder malaysische Module an, da ihm das Haftungsrisiko zu gross ist und die Situation aktuell zu undurchsichtig. Will man solche Module in Europa einführen, gelingt dies oft nur noch über den kostspieligeren Umweg anderer Zolllager ausserhalb der grossen Häfen und Umschlagplätze. Diesem Unfug muss umgehend Einhalt geboten werden!

Ende des herkunftsbezogenen Preisindizes
Das Ende der Erstellung und Veröffentlichung eines herkunftsbezogenen Preisindizes hatte ich ja bereits vor eineinhalb Jahren angekündigt (Marktkommentar von Oktober 2015). Begründet hatte ich diesen Schritt mit der zunehmenden Schwierigkeit, die Herkunft einzelner Modulkontingente überhaupt zu bestimmen - daran hat sich prinzipiell nichts geändert. Zusätzlich ist die Vielfalt der Akteure seit damals nochmals deutlich zurückgegangen. Mit diesem Monat beende ich die Erhebung der nach regionaler Herkunft unterschiedenen Modulpreise offiziell und demonstrativ – getreu nach dem Motto und der Überschrift dieses Kommentars.

Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im Juli 2017 (Stand 17.07.2017) inklusive der Veränderungen zum Vormonat:

Modulklasse

Preis (€/Wp)

Veränderung
ggü. Vormonat

Beschreibung

High Efficiency

0,51

- 1,9 %

Kristalline Module ab 280 Wp, mit Cello-, PERC-, HIT-, N-Type- oder Rückseitenkontakt-Zellen oder Kombinationen daraus

All Black

0,50

 0,0 %

Modultypen mit schwarzer Rückseitenfolie, schwarzem Rahmen und einer Nennleistung  zwischen 200 Wp und 275 Wp

Mainstream

0,41

 0,0 %

Module mit üblicherweise 60-Zellen, Standard-Alurahmen, weisser Rückseitenfolie und 250 bis 275 Wp, repräsentieren den Grossteil der Module im Markt

Low Cost

0,28

+ 3,7 %

Minderleistungsmodule, B-Ware, Insolvenzware, Gebrauchtmodule (kristallin), Produkte mit eingeschränkter oder ohne Garantie


(Die dargestellten Preise geben die durchschnittlichen Angebotspreise für verzollte Ware auf dem europäischen Spotmarkt wieder.)

Text: Martin Schachinger, pvXchange Trading GmbH

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