Gegenüber den Durchschnittspreisen von 2016 sind die Preise an der Strombörse um 300% gestiegen. ©Grafik: EPEX Spot

Strompreise: Steigen auch in der Schweiz rasant an

(©AN) Die Medien berichten fast unisono über negative Strompreise. Doch die Realität sieht im Moment deutlich anders aus: An der Börse EPEX Spot werden Stundenpreise von über 100 Euro die Megawattstunde gehandelt. Ein Gespräch mit Markus Russi, Geschäftsführer des EW Ursern in Andermatt.


Die Medien sind voll von Berichten über eine
Stromschwemme, die Negativpreise verursacht. Wie sieht die Situation zurzeit aus?
Negativpreise hatten wir zuletzt im Mai 2016. Seit vergangenem Herbst steigen die Preise deutlich an. Der tiefste Stundenpreis 2017 betrug selbst am 1. Januar, an dem die Nachfrage doch tief ist, 41.08 Euro pro Megawattstunde. Heute, am 16. Januar beträgt der höchste Stundenpreis gar 120.01 Euro pro Megawattstunde, das wäre für die Zeit von 17 bis 18 Uhr.

Die Preise sind wirklich eindrücklich gestiegen: Im1. Halbjahr 2016 hätten wir den Strom für das erste Quartal 2017 noch für rund 30 Euro pro Megawattstunde einkaufen können. Gegenüber den Durchschnittstiefstpreisen vom vergangenen Jahr sehen wir momentan im Durchschnitt einen Anstieg um die 300 Prozent.

Wann kauft das EW Ursern Strom an der Strombörse ein?
Das EW Ursern kauft im Winterhalbjahr den Bedarf an Strom an der Strombörse EPEX Spot ein, den wir nicht selber produzieren oder den wir nicht über Verträge bzw. über bereits getätigte strukturierte Einkäufe decken können. Dank unserem Speichersee, den wir entsprechend bewirtschaften, können wir flexibel auf die Spotmarktpreise reagieren, indem wir mehr oder weniger Eigenproduktion generieren.

W
ird der Strom weiter so teuer sein?
Der Durchschnittspreis, angefragt am 11. Januar, betrug für die letzte Januarwoche 83.95 Franken, für den März wird es mit 52.38 Franken etwas günstiger. Die Preise sinken folglich wieder leicht, aber nicht auf die rund 30 Franken pro Megawattstunde, die wir bis letzten Sommer hatten. Der Strom scheint deutlich teurer zu sein. Die Megawattstunde für die Jahre 2018, 2019 und 2020 werden zurzeit um die 40 bis 50 Euro gehandelt.

Welches sind aus Ihrer Sicht die Gründe für die lange
Zeit tiefen Preise?
Einerseits sicher die Kälte und andererseits, dass die AKW Leibstadt und Beznau 1 nicht laufen. Letztes Jahr sind die Preise auch plötzlich gestiegen, weil vermutet wurde, dass das AKW Beznau 1 nicht wieder in Betrieb geht.

Welche Konsequenzen hat dies auf das EW Ursern?

Wir müssen unseren Ergänzungsstrom teils teurer einkaufen, als wir ihn den Kunden verkaufen können. Wir stellen die Energie mit durchschnittlich 6.0 Rappen pro Kilowattstunde in Rechnung. Zwar ist unsere Eigenproduktion noch leicht günstiger, aber dafür ist jetzt der Einkauf deutlich teurer. Also zahlen wir drauf. Da wir unsere Energiepreise für das Folgejahr per 31. August veröffentlichen und der Elcom mitteilen müssen, sind uns danach die Hände gebunden. Wir können die Preise nicht mehr anpassen.


Angebotsengpass verdoppelt Strompreis in Frankreich
(©sda/reu) Eine steigende Nachfrage bei gleichzeitig knappem Angebot treibt den Strompreis in Frankreich erneut in die Höhe. Eine Megawattstunde zur Lieferung in Woche 3 kostete am Dienstag, den 12.1. zeitweise 175 Euro - doppelt so viel wie am Vortag. Wegen der aktuellen Kältewelle in Europa wird Vorhersagen zufolge der durchschnittliche tägliche französische Strombedarf diese Woche von 75.7 Gigawatt auf 81.8 steigen. Gleichzeitig sind in dem Land mehrere AKW wegen Sicherheitsüberprüfungen nicht am Netz. Vor diesem Hintergrund hatte der Strompreis in Frankreich am Montag, den 11.1. bereits 45 Prozent zugelegt. Im Vergleich zu Freitag, den 6.1., belieft sich das Plus am 13.1. auf rund 180 Prozent. ©Text: sda/reu



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©Interview: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

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