Am 19. Status-Seminar wurde festgehalten, dass Energie der Schlüssel für die Rohstoffgewinnung ist. Entwicklungen dürfen aber nicht nur auf energetischen Fakten abstellen. Es braucht auch eine sozio-ökonomische Transformation. ©Bild: Brenet

Brenet-Status-Seminar: Zug um Zug zum nachhaltigen Gebäudepark

(PM) Das 19. Status-Seminar, die Schweizer Konferenz für Forschung und Entwicklung im Gebäudebereich, bot eine breite Plattform für den Austausch neuester Erkenntnisse und aktueller Informationen zu Projekten. Aber auch Impulse für übergeordnete Gedanken, Ideen und Strategien wurden präsentiert, damit Zug um Zug das Ziel eines nachhaltigen Gebäudeparks Schweiz erreicht werden kann.


„Die Transformation des Schweizer Gebäudeparks muss im Hinblick auf einen reduzierten Ener-giebedarf von der Einzelkomponente übers Gebäude zum Quartier erfolgen. Soll der Einsatz an fossilen Energien in 20 Jahren um den Faktor 3 reduziert, jener von erneuerbaren Energien um den Faktor 2 gesteigert werden, so braucht es den Einsatz aller Akteure“, sagte Reter Richner, stellver-tretender Direktor der Empa in Dübendorf, am Status-Seminar 2016, das am 8./9. September in Zürich durchgeführt wurde.

Jahrhundertprojekte
Ausgehend vom Schweizer Jahrhundertprojekt des Gotthard-Basistunnels formulierte Brenet, Organisatorin des Status-Seminars und Forschungsnetzwerk für Gebäudetechnik und erneuerbare Energien, das diesjährige Motto: Zug um Zug. Vom Gotthard hin zum nächsten Jahrhundertprojekt: dem nachhaltigen Gebäudepark. Diese bedeutende Schweizer Konferenz für Forschung und Entwicklung im Gebäudebereich, im Kontext von Energie und Umwelt, bot eine breite Plattform für den Austausch neuester Erkenntnisse und aktueller Informationen zu Projekten. Darüber hinaus konnte das 19. Status-Seminar auch Impulse für übergeordnete Gedanken, Ideen und Strategien vermitteln.

Ugo Bardi, Professor an der Universität von Florenz und Mitglied des Club of Rome, gab einen Einblick in die weltweite Suche und Gewinnung von Ressourcen. Wie gross sind die Reserven an Sand für die Bauindustrie, an Eisen, Erdöl, Kohle usw.? Bei einzelnen Materialien wird die Res-sourcendichte geringer und damit steigen die Kosten für Exploration und Abbau. Ausserdem steht für Ugo Bardi fest: „Energie ist der Schlüssel für die Rohstoffgewinnung. Werden die dafür nötigen Kosten zu hoch, entstehen plötzlich Engpässe, obschon noch Reserven vorhanden sind.“ Als Bespiel nannte er den derzeit tiefen Erdölpreis, der zu einem ökonomisch bedingten Peak Oil der Erdölförderung führt. Die Transformation der Energieträger scheint offensichtlich in Gang zu sein.

Zurück zu traditionellen Baustoffen
Dass neben den konventionellen Baumaterialien auch Holz seinen Stellenwert haben kann, ist bis heute eindrücklich bewiesen worden. Martin Rauch, Lehm Ton Erde Baukunst GmbH in Schlins (A), ging einen Schritt weiter und hat die älteste Bauweise der Menschheit neu belebt. Er stellt sie als Alternative, die mit lokalem Material arbeitet, ins Zentrum. Der Lehmbau ist aktuell, schont Ressourcen, benötigt wenig Primärenergie und bietet klimatische Vorzüge in Innenräumen. Mit der Vorfertigung von Stampflehmfassaden lassen sich auch Industriebauten realisieren, wie das Kräuterzentrum der Ricola AG in Laufen beweist.

Chancen für nachhaltige Entwicklungen von Gebäuden, Arealen, Quartieren und Gemeinden werden manchmal auch durch neue Infrastrukturprojekte geboten. Am Beispiel der neuen Linienführung der NEAT-Alpentransit im Kanton Tessin zeigte Michele Arnaboldi, Architekt in Locarno, auf, wie die Raumplanung entlang dieses neuen Bahntrasses zu interessanten Lösungen führt. Er bestätigte: „Die urbane Qualität kann damit im Tessin auf integrale Weise untersucht und gefördert werden; es entstehen neuartige Chancen für Projekte sowie wertvolle Möglichkeiten, anders zu denken.“ Mit der Erneuerung von Bahnhöfen und deren Umgebung lassen sich strukturelle Verdichtungen, zusätzliche Aktivitäten und veränderte Identitäten schaffen. Im Tessin hat man sich daran gemacht, proaktiv auf die neue Gotthard-Basislinie einzustellen und entlang dieser Infrastruktur Neues zu gestalten.

Transformation der Werte
Ein nachhaltiger Gebäudepark lässt sich nicht verwirklichen, wenn die Entwicklungen nur auf energetischen, materialtechnischen und raumplanerischen Fakten abstellen werden. Fabian Scheidler, Autor und Leiter des Kontex TV in Berlin, blickte zum Abschluss des 19. Status-Seminars auf das gesellschaftliche Tunnel-Ende, auf die Überwindung der sogenannten „Mega-Maschine“. In der Zukunft wird uns also auch eine sozio-ökonomische Transformation beschäftigen. Einzelne Trends sind bereits erkennbar. Die Akkumulationslogik führt in die Sackgasse, in welcher Ressourcenschwund, kriegerische Konflikte und Völkerwanderungen vorherrschen werden. Die Wandlung heisst aber: Gemeinwohl statt Profit, Energie und Wasser in Bürgerhände, ein Umbau des Subventionswesen, Kooperation mit der Natur statt Beherrschung. So formulierte Fabian Scheidler einige seiner Lösungsansätze. Ohne Zweifel steht fest, dass in nicht-linearen Systemen, mit denen wir es zu tun haben, eine eigene Dynamik auftritt. Es wäre wünschbar, wenn dieser lange Prozess möglichst sanft und kontrolliert erfolgen könnte.

Das Status-Seminar hat einen Beitrag dazu geleistet. Zug um Zug, Schritt für Schritt, sind die technischen, sozialen und politischen Gegebenheiten so zu gestalten, dass das hoch gesteckte Ziel eines nachhaltigen Gebäudeparks und eines breit nutzbaren, entwicklungsfähigen Lebensraums erreicht werden kann.

Text: Brenet

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