CEO Markus Gisler, Gemeindepräsident Bruno Eberhard, Nationalrat Roger Nordmann, Regierungsrätin Esther Gassler, Daniel Sägesser (Verkauf/Marketing) und Terence Hänni (Finanzen). ©Bild: T. Rütti

Die vollautomatisierte Produktionsstrasse, in der Solarmodule aber nach individuellen Kundenwünschen gefertigt werden. ©Bild: T. Rütti

Der Cleantech Businesspark und die Solarmodul-Fabrik wurden Mitte September 2016 offiziell eingeweiht. Zupackende Hände sind auch in der HighTech-Produktion gefragt. ©Bild: T. Rütti

Auch in einer technologisch modernsten Fabrik immer noch reine Handarbeit: Die Schlusskontrolle. ©Bild: T. Rütti

Swissolar-Präsident Roger Nordmann: «In Deitingen werden individuelle Solarmodule nach Kundenvorstellungen angefertigt, was die Massenproduktion in Fernost kaum bieten kann.» ©Bild: T. Rütti

Megasol: Jahreskapazität von 280'000 Schweizer Solarmodulen nach Mass

(©TR) Megasol Energie nahm vorgestern im solothurnischen Deitingen die grösste Solarmodul-Produktion der Schweiz offiziell in Betrieb. Hergestellt werden in dieser Fabrik PV-Module ganz nach individuellem Kundenwunsch was Grösse, Form und Farbe anbelangt, kurz: keine billige Massenware. Mit dem optimistisch anmutenden Projekt «Vision 2020» hegt Megasol bereits Ausbaupläne.


Nationalrat Roger Nordmann (SP) sieht in der Eröffnung des neuen Megasol-Produktionsstandorts einen Zusammenhang mit aktuellen Energiedebatte: «Dieses Projekt zeigt beispielhaft, wie die Energiezukunft aussehen muss: Die neuen erneuerbaren Energien erbringen ihren Mehrwert nicht nur bei der Energieproduktion selber, sondern schaffen gleichzeitig auch wichtige Schweizer Arbeitsplätze in Industrie und Gewerbe.» In der Schweiz eine Solarmodulfabrik in Betrieb zu nehmen, sei zwar grundsätzlich durchaus auch mit Risiken verbunden, angesichts der enorm starken chinesischen Konkurrenz, antwortet Roger Nordmann auf eine entsprechende Journalistenfrage. Aber: «Erstens betreibt Megasol in China selber eine eigene Produktionsstätte und zweitens werden in Deitingen individuelle Solarmodule nach Kundenvorstellungen angefertigt, was die Massenproduktion in Fernost kaum bieten kann», so der Präsident des Branchenverbandes Swissolar. Die Kundennähe sei im vorliegenden Fall ein nicht zu unterschätzender Faktor, ein marktentscheidender sogar. Nationalrat Nordmann gibt sich denn auch zuversichtlich was die Zukunft von Megasol und die Ausbaupläne anbelangt.

Doppelglas-Module mit bis zu 50 Jahre langer Lebensdauer
Mit einer Jahreskapazität von 280'000 Solarmodulen wurde im solothurnischen Deitingen die grösste Solarmodul-Produktion der Schweiz in Betrieb genommen. Die Investitionen belaufen sich auf einen nicht näher bezifferten «schönen zweistelligen Millionenbetrag». In einem hochautomatisierten Fertigungsprozess werden hier sogenannte Doppelglas-Module mit besonders langer Lebensdauer von bis zu 50 Jahren hergestellt. Die verarbeiteten Solarzellen selbst stammen aus Taiwan. Weil die Module in beliebiger Grösse, Form und Farbe produziert werden, setzen sogar internationale Architekten wie Shigeru Ban und Renzo Piano auf Produkte aus Deitingen. Den Megasol-Verantwortlichen zufolge sind es Aspekte wie Individualität, Ästhetik und Nachhaltigkeit, die das heutige und vor allem künftige Solarmodulgeschäft prägen. In Deitingen werde man diesen drei Aspekten vollumfänglich gerecht, hiess es anlässlich der Inbetriebnahme der Fabrik. Solgan: «Die Gebäudehülle, die auch Energie produziert.» Rein äusserlich lassen sich die exakt nach Kundenidee angefertigten Photovoltaik-Gebäudehüllen offenbar kaum von konventionellen Gebäudehüllen unterscheiden. Und der Anschaffungspreis soll «meist auch im Rahmen einer normalen Glasfassade» liegen… Mit dem Unterschied allerdings, dass eine Photovoltaik-Gebäudehülle um ein Vielfaches bruchfester ist… Gebäudeintegrierte Photovoltaik zeichnet sich durch folgende Eckdaten aus:

  • Leistung bis zu 165 Wp/m2 (abhängig von Farbe und Intensität)
  • Durchschnittlicher Wirkungsgrad: 80% eines herkömmlichen Solarmoduls
  • Masse der einzelnen Elemente frei wählbar: 0.3 x 0.5 m bis 2.5 x 4.2 m.

Plusenergie-Industriepark mit 200 Arbeitsplätze
Gleichzeitig mit der Fabrikeröffnung präsentierte die Firma Megasol mit dem Projekt «Vision 2020» ihre weiteren Ausbaupläne für den 2015 ins Leben gerufenen Cleantech Businesspark: Ein Gründercenter und Innovationsforum für angewandt Zukunftstechnologien. Durch den Bau einer grossen gebäudeintegrierten Solaranlage und einem Biomasse-Blockheizkraftwerk will man mehr Energie produzieren, als hier verbraucht wird. «Neben guten Standortbedingungen bietet unser Cleantech Businesspark innovativen Jungunternehmen auch eine Plattform, um ihre Technologien in der Praxis zu erproben und zu demonstrieren», erklärten die drei Megasol-Gründungsmitglieder CEO Markus Gisler, Terence Hänni (Finanzen) und Daniel Sägesser Verkauf/Marketing). Ziel für diesen «zukunftsweisenden Plusenergie-Industriepark» seien 200 Arbeitsplätze innert fünf Jahren. Zur Vision gehört, dass sich Firmen, die sich hier ansiedeln, im Sinne von Synergien untereinander vernetzen und Erfahrungen austauschen.

«Eine Bestätigung unserer Standortpolitik»

«In Zeiten, in denen viele Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern, ist die Ansiedlung der Megasol-Gruppe für den Kanton Solothurn und die Standortgemeinde Deitingen besonders erfreulich», so Regierungsrätin Esther Gassler (FDP). Wie die Vorsteherin des Solothurner Volkswirtschaftsdepartements weiter festhielt, «konnte mit Megasol ein dynamisches und erfolgreiches Unternehmen gewonnen werden». Sie und der Deitinger Gemeindepräsidenten Bruno Eberhard (CVP) sehen dies als «eine Bestätigung unserer Standortpolitik». Eine finanzielle Starthilfe habe es nicht gegeben, versicherte Regierungsrätin Gassler. Dass man Unternehmen, die für Arbeitsplätze sorgten, steuerlich nicht noch «bestrafe», verstehe sich hingegen von selbst. Besonders erfreulich ist für Gemeindepräsident Eberhard, «dass nach dem Wegzug der ABB nun wieder ein Hightech-Unternehmen in diese Hallen eingezogen ist».

Noch immer vom Gründerteam geführt

Die Megasol Energie AG versteht sich als einer der führenden europäischen Solarmodul-Hersteller und Spezialist für gebäudeintegrierte Photovoltaik-Lösungen. 2013 feierte die Firma das 20-jährige Bestehen und wird heute noch vom Gründerteam Markus Gisler, Terence Hänni und Daniel Sägesser persönlich geführt. Nebst der Fertigung in den eigenen Werken in der Schweiz und in China handelt Megasol mit zugehörigen Komponenten wie Montagekonstruktionen und Wechselrichter. Das Unternehmen ist in 18 Ländern vertreten und beschäftigt weltweit über 200 Mitarbeiter.

Übrigens: Der Schüler Markus bastelte 1993 im Alter von 12 (!) Jahren sein erstes Solargerät. Schon bald mischte sein Jungunternehmen den Markt mit neuen Produkten auf. Eine solche Chance gönnt der heutige CEO Gisler auch aktuellen und künftigen Newcomern.

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch 

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