Im Vergleich mit neun umliegenden Ländern ist die Schweiz abgeschlagen auf dem letzten Platz. ©Grafik: SES

Selbst wenn man alle 28 EU-Staaten miteinbezieht, landet die Schweiz auf Rang 26. Nur gerade die Slowakei, Ungarn und Lettland sind grössere Erneuerbaren-Muffel. ©Tabelle: SES

Neue erneuerbare Energien: Schweiz hinkt der EU hinterher

(SES) Die Schweiz hinkt der EU bei der Sonnen- und Windstromproduktion um Jahre hinterher. Die europäischen Länder produzierten 2014 im Durchschnitt 5.7 mal mehr grünen Strom. Ein Vergleich der SES bringt weitere enttäuschende Fakten ans Licht: Alle neun umliegenden Staaten erzeugen mehr Strom aus Sonne und Wind und selbst unter sämtlichen 28 EU-Ländern liegt die Schweiz auf dem viertletzten Rang.


Das ist ein Weckruf für die ParlamentarierInnen der Energiekommission des Ständerats, die am 27. Mai 2015 über die Förderung erneuerbarer Energien im Rahmen der Energiestrategie 2050 beraten. Die SES fordert die Aufhebung der Obergrenze des Netzzuschlags für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV).

Abgeschlagener 26 Rang
Die Schweizerische Energie-Stiftung SES vergleicht die Photovoltaik- und Windstromproduktion 2014 der EU-Länder mit der Schweiz(1). Um die Grössenunterschiede der Länder zu berücksichtigen, wird die Stromproduktion pro Einwohner betrachtet. Im Vergleich mit neun umliegenden Ländern ist die Schweiz abgeschlagen auf dem letzten Platz (siehe Grafik). Selbst wenn man alle 28 EU-Staaten miteinbezieht, landet die Schweiz auf Rang 26. Nur gerade die Slowakei, Ungarn und Lettland sind grössere Erneuerbaren-Muffel. Im Durchschnitt produziert die EU pro Einwohner 5.7 mal mehr Strom aus Wind und Sonne als die Schweiz. 

Sonne mit viel Potenzial
Dass Hopfen und Malz noch nicht verloren ist, zeigt das Steigerungspotential der Sonnenenergie. Seit 2010 konnte die Schweiz die Stromproduktion aus Photovoltaik von 10 auf heute 104 kWh pro Kopf mehr als verzehnfachen. Doch auch europäische Staaten geben Gas: Bulgarien, das vor vier Jahren noch kaum Photovoltaikanlagen hatte, konnte seine Produktion von 2.1 KWh auf 172 KWh gar um das 82-fache steigern. Sogar das von Krisen gezeichnete Griechenland weist einen relativen Wachstumsfaktor von 27.6 auf. Tschechien, das deutlich weniger Sonnenstunden verzeichnet als die Schweiz, konnte nochmals zulegen und produziert beinahe das Doppelte, nämlich 202 kWh pro Einwohner.

Dänemark brilliert
Den höchsten absoluten Zubau in den letzten vier Jahren (+762 kWh pro Einwohner) kann Dänemark verzeichnen. 2014 brilliert das Königreich auf dem europäischen ersten Rang mit einer Produktion von 2'165 kWh pro Kopf aus neuen Erneuerbaren. Immerhin ist die Schweiz beim absoluten Zubau im letzten Jahr mit 37 kWh pro Kopf ins europäische Mittelfeld aufgestiegen (Rang 16). Rumänien kann jedoch im selben Jahr einen Zuwachs von bravourösen 131 kWh pro Person verzeichnen. Aber auch andere EU-Länder setzen die Energiewende erfolgreich um. An Europas Spitze stehen Dänemark (2165 kWh/Kopf), Spanien (1276), Portugal (1240), Deutschland (1125), Schweden (1096) und Irland (1064).

Nachbarn hängen uns ab
Vergleicht man nur unsere umliegenden neun Länder, sticht Deutschland vor Belgien und Italien hervor. Unser nördlicher Nachbar produziert 4.2 mal mehr Strom aus Photovoltaik, 55.8 mal mehr Strom aus Windkraft und insgesamt knapp 10 mal mehr Strom aus diesen beiden wichtigsten Technologien für die Energiewende. Österreich, mit ähnlicher Bevölkerungszahl wie die Schweiz und ebenfalls ein Binnenland, erzeugt fast 30 mal mehr Windstrom pro Einwohner als die Schweiz.

Ständerat gefordert
Die gesamteuropäische Entwicklung zeigt, dass die Energiewende schon Realität ist. Die Schweiz als Wohlstandsinsel und fitte Wirtschaftsnation zeigt sich zwischen den EU-Ländern hingegen von einer wenig schmeichelhaften Seite. Es besteht grosser Aufholbedarf bei der Nutzung von Wind- und Sonnenstrom. Die wirtschaftlichen Vorteile – neue Arbeitsplätze und inländische Wertschöpfung – sind eine Chance, die wir nutzen sollten.

Am 27. Mai wird sich die Ständeratskommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK-S) zur Energiestrategie 2050 beraten. Die SES fordert die Parlamentarierinnen und Parlamentarier auf, für die Förderung von zukunftsfähigen Technologien und Energieeffizienz endlich grünes Licht zu geben. Die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) entfaltet ihre volkswirtschaftlich positive Wirkung dann optimal, wenn die Fördergelder nicht gedeckelt sind. Bundesrat und Nationalrat schlagen als Obergrenze 2.3 Rp./kWh vor – damit lässt sich die Warteliste nicht abbauen. Die SES fordert den Ständerat auf, die Deckelung der KEV aufzuheben.

Text: Schweizerische Energiestiftung

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