Die Forscher des CSEM mit einem hochaufgelösten Foto von Guillaume Perret, das auf ein Modul übertragen wird. ©Bild: CSEM

Arbeiten im Labor: Die Technik ist entwickelt und funktioniert. Nun gilt es, für deren Verbreitung einen Industriepartner zu finden. ©Bild: CSEM

Hinter den sinnlichen Porträts versteckt sich Photovoltaik. ©Bild: CSEM/Brief

CSEM: Solarmodule mit gestochen scharfen Fotos made in Switzerland

(AN) Dem CSEM ist es gelungen, Solarmodule mit hochauflösenden Fotos zu produzieren, die nicht im Geringsten an Photovoltaik erinnern. „Eine der Herausforderungen war unter anderem die Wahl der Tinten“, erklärt Laure-Emmanuelle Perret-Aebi, Bereichsleiterin Photovoltaik am CSEM. (Communiqué du CSEM en français >>)


„Wir haben mit unseren weissen und farbigen Modulen vor 2014 bereits gezeigt, dass es möglich ist den Betrachter vergessen zu lassen, dass die Module Energie produzieren, mit Kaleo gehen wir nun einen Schritt weiter“, erläutert Laure-Emmanuelle Perret-Aebi (siehe ee-news.ch vom 24.10.14 >>). Eine der Möglichkeiten, Bilder auf Photovoltaikmodulen anzubringen, bestehe darin, Fotos oder sonstige beliebigen Muster und Motive mit Hilfe von Siebdruck auf die Gläser der Module aufzutragen: „Doch die Modulhersteller sind keine Druckspezialisten. Daher haben wir in die Entwicklung der Kaleo-Technik einen Teil unseres Know-hows aus der Entwicklung der farbigen Module einfliessen lassen“, führt die Photovoltaikspezialistin aus.

Auf einer Folie
Die Fotos wurden auf eine Polymerfolie gedruckt. „Wir mussten unter anderem untersuchen, welche Tinten für die Langlebigkeit eines Fassadenmoduls geeignet sind, wie wir zudem die Farben stabilisieren, welche Kleber sich eignen und welche sich zuletzt mit der Photovoltaik vertragen.“ So würden etwa die Tintenhersteller keine Garantien für die Farbbeständigkeit geben. Daher musste das CSEM selber erforschen, welche Produkte sich eignen. „Denn ein Fassadenmodul muss bis zu 50 Jahre seine ursprüngliche optische Qualität bewahren und Strom produzieren“, erklärt Laure-Emmanuelle Perret-Aebi, denn nur so werde es zu einer echten Option.

Mario El Khoury, Direktor des CSEM, fügt an: „Die Polymerfolie, die wir für Kaleo verwenden, ist nicht dieselbe, die wir für die weissen und farbigen Module entwickelt haben, sie unterscheidet sich in ihrer chemischen Konfiguration.“ Auch wenn die Fotosujets die Leistung der Module um 10 bis 40% reduzierten, so könnte doch dank der Technik Flächen zur Stromproduktion genutzt werden, die bis anhin dazu nicht in Frage gekommen seien, unterstreicht Laure-Emmanuelle Perret-Aebi.: „Auf einer Fläche von 30 bis 40 Quadratmetern kann damit aber immer noch genug Strom produziert werden, um einen Vierpersonenhaushalt zu versorgen“. Ein mittels Kaleo-Technik und einem hochaufgelösten Foto versehenes Standardmodul von 300 Watt bietet danach noch durchschnittlich 230 Watt, erläutern die Entwickler vom CSEM.


Video zur Kaleo-Technik. ©Video: CSEM

Vom Projekt zum Produkt
Die Foto-Module, die nun an der Südfassade der Neuenburger Kantonalbank BCN an der Place Pury 4 in Neuenburg zu sehen sind, wurden eigens im CSEM hergestellt: „Wir sind jedoch keine Produzenten , sondern Entwickler“, erklärt Mario El Khoury, Direktor des CSEM. „Wie bei den weissen und farbigen Modulen, für die wir nun einen Industriepartner gefunden haben, gilt es nun, auch diese Entwicklung erfolgreich am Markt zu platzieren “ (siehe ee-news vom 20.9.16 >>).

Laure-Emmanuelle Perret-Aebi sieht ein grosses Potenzial: „Zum Beispiel Werbeflächen, Fassaden oder alle Arten von Signalisation könnten mit der Kaleo-Technik zusätzlich Strom produzieren. Gerade im städtischen Umfeld brauchen wir ästhetisch ansprechende Möglichkeiten, um mit Photovoltaik dezentral Strom zu produzieren.“ Neben den Fotos wurde denn auch die Fassadenstruktur der Banque Cantonal Neuchâteloise abgelichtet und auf Module übertragen, die an der Ostfassade des Gebäudes zu sehen sind. Ein Modul, das das Foto eines Fensters zeigt und sich rechts vom Eingang befindet, ist besonders überraschend.

In Zusammenarbeit mit der BCN

Für die Entwicklung der Kaleo-Technik ist es dem CSEM gelungen, die Neuenburger Kantonalbank als Partner ins Boot zu holen. Sie hat das Projekt über zwei Jahre finanziell unterstützt und ist stolz auf das überaus gelungene Resultat.


KALEO-Ausstellung
Die auf die Photovoltaikmodule übertragenen Bilder des Fotografen Guillaume Perret zeigen Gesichtsausdrücke, die Energie in irgendeiner Form widerspiegeln. Die Ausstellung wird durch ein sechstes Foto ergänzt, das im Rahmen eines im Januar von den Partnern des Kaleo-Projekts lancierten Wettbewerbs ausgewählt wurde. Das Werk stammt vom 19-jährigen Etienne Wildi aus Cortaillod, der an der Kunstgewerbeschule La Chaux-de-Fonds studiert.

Die Ausstellung an der Südfassade der Neuenburger Kantonalbank an der Place Pury in Neuenburg ist auch von der Strasse her einsehbar, kann jedoch auf Anfrage auch vom Garten aus betrachtet werden: marketing@bcn.ch



Communiqué du CSEM en français >>


©Text: Anita Niederhäusern, leitende Redaktiorin ee-news.ch

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1 Kommentare

Max Blatter

"... dass es möglich ist den Betrachter vergessen zu lassen, dass die Module Energie produzieren ...", lese ich da. Ja um Himmels willen, was soll der Quatsch? Mal abgesehen davon, dass die Redaktorin(!) die Betrachterin vergessen hat - warum soll sie oder er vergessen, dass die Module Energie produzieren? Weshalb will sich die Fotovoltaik, als eine der ökologisch nachhaltigsten Möglichkeiten der "erneuerbaren" Elektrizitätsproduktion, denn verstecken? Nicht genug, dass Windenergieanlagen lange Zeit als hässliche "Spargeln" verschrieen wurden (übrigens seltsam - zum Essen mögen wir Spargeln ja sehr...) --- nein, jetzt will man auch noch Fotovoltaik-Module zu hässlichen Entlein erklären, die ein Feigenblatt in Form "gestochen scharfer" Fotos tragen sollen? Und so etwas kommt aus der Branche selbst?! Um mit der Zweideutigkeit des Begriffes zu spielen: Fotovoltaik-Module sind selbst "scharfe Schnitten" und dürfen sich ruhig unverhüllt zeigen!

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