Im Rahmen von Pilotprojekten bietet die IWB nun Miet-Stromspeicher und virtuelle Speicher an. Im ersteren Konzept baut und betreibt die IWB eine Batterieanlage, deren Kapazitäten man mieten kann.

IWB: Neue Speicher für Basler Solarstrom-Produzenten

(©sda) Wer sich in Basel-Stadt Solarstrompanels aufs Dach schraubt, kann möglicherweise bald Quartierbatterien mieten oder sich ins Netz eingespeisten Strom gutschreiben lassen. Entsprechende neue Stromspeicher-Konzepte sollen Diskussionen um Einspeisevergütungen entschärfen.


Eigentümer von Photovoltaikanlagen würden den selbst produzierten Strom am liebsten ganz für den Eigenbedarf verwenden, stellen die Industriellen Werke Basel (IWB) fest. Stattdessen müssen sie ihn bei Nichtgebrauch zeitweise ins allgemeine Netz verkaufen. Allerdings schrecken hohe Batteriekosten viele Interessierte von einer Eigennutzung ab, sagt ein Sprecher der Werke zur sda - bisher hätten erst einzelne IWB-Kunden privat eine Batterie installiert.

Auch gesamtschweizerisch gibt es nur wenige Batteriebesitzer: Der Fachverband Swissolar weist für 2015 bloss 135 neu installierte Batterianlagen aus - zumeist Lithiumionen-Module. Für das ablaufende Jahr schätzt ein Sprecher der Alpiq-Tochter Helion Solar AG den landesweiten Verkauf aller Anbieter auf etwa 220 Anlagen.

Batterie auslagern
Im Rahmen von Pilotprojekten bietet die IWB nun Miet-Stromspeicher und virtuellen Speicher an. Im ersteren Konzept baut und betreibt die IWB eine Batterieanlage, deren Kapazitäten man mieten kann. Die erste solche Anlage im Neubadquartier für rund zehn Kunden ist gerade fertig gebaut worden.

Die IWB ist indes nicht die erste: So hatte das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) schon 2015 für eine Wohngenossenschaft in Affoltern eine Batterieanlage für rund 75 Haushalte gebaut. Jene wurde aber zunächst nur zum Netzausgleich getestet und wird erst jetzt - ähnlich wie in Basel - zur Eigenverbrauchsoptimierung und als Zwischenspeicher genutzt.

Grössere Anlagen sind effizienter und günstiger als individuelle. Genaue Zahlen kann der IWB-Sprecher indes keine nennen, da erst das Pilotprojekt solche liefern soll. Doch auch die Quartierbatterie sei "noch sehr weit weg von der Wirtschaftlichkeit", mit rund 800 Franken Kosten pro kWh Kapazität reiner Speicher plus Steuerung und Anschluss.

Batterien machen Netz billiger
Pionierkunden brächten neben dem Geld auch eine grüne Haltung und Interesse an der Technik mit. Die neuen Konzepte erfordern laut IWB eine enge individuelle Betreuung; sie sollten insbesondere das Zusammenspiel der Komponenten samt Steuerung erproben. Funktioniere alles gut, werde man die Speicherung rasch einem grösseren Kundenkreis anbieten können.

Nebenbei: Mit der Tarifierung der Netzkosten als Zuschlag auf den Stromverbrauch subventionieren die Normalkunden quasi den Solarstrom-Produzenten die Netzkosten, da letztere weniger aus dem Netz beziehen. Dies gilt noch mehr für solche mit eigener Batterie. Nimmt deren Zahl zu, dürfte dieses Tarifmodell in Frage gestellt werden. Die Teilselbstversorger würden wohl stärker zur Kasse gebeten.

Bei einer Vollkostenrechnung der Stromversorger indes könnten Quartierbatterien für Kunden deutlich günstiger werden: Da sie die Spitzenlasten reduzieren helfen, können Leitungen und Trafos kleiner und billiger gebaut werden. Das ewz arbeitet derzeit an Kalkulationen dazu; Zahlen sind noch nicht zu haben.

Komplexe Abrechnung
Die IWB haben bei ihren Pilotprojekten noch nicht durchkalkuliert, wie genau mit den Kunden abgerechnet wird, welche Kosten verrechnet werden und ob dies in Franken oder kWh geschehen soll. Für die Kundschaft müsse es am Ende simpel sein, sagt der IWB-Sprecher.

Bei ihrem zweiten Konzept des "virtuellen Speichers" speichert die IWB streng genommen gar keinen Strom, sondern man bekommt für das ins Netz Eingespeiste eine Gutschrift für Strombezug. Damit fällt die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) weg; ein Bauzuschuss ist stattdessen möglich.

Dieses virtuelle Speicherkonzept ist für die Kundschaft bestechend simpel, doch die IWB müssen die Kapazitäten ihres Stadtnetzes permanent im Auge behalten. Für's erste habe es noch "Luft genug" im allgemeinen Basler Stromnetz, sagt der IWB-Sprecher. Gross und ringförmig angelegt sei dieses auch sicher genug.

2015 war 0.14 Prozent des gesamten von der IWB verkauften Stroms aus solaren Quellen; landesweit sind knapp zwei Prozent des Stroms solar. Falls dereinst viel Solarstrom das Netz fluten sollte, böten sich als Batterien Pumpspeicherkraftwerke an - die IWB hat solche Beteiligungen.

IWB ohne Zeitdruck
Tiefe Kosten und einfache Handhabung der Stromspeicherung könnten die Schweizer Solarstromproduktion steigern helfen. Derzeit hoffen alle auf einen technischen Durchbruch bei der Photovoltaik- und der Batterietechnik. Derweil ist im aktuellen Versuchsstadium noch nicht einmal ein nationaler Standard für die Steuerungen etabliert.

Die IWB will nach dem Test im kleinen Rahmen die neuen Speicherkonzepte 2017 in die Produktentwicklung mit einem grösseren Kundenkreis überführen. Wann diese bei ausreichender Nachfrage als standardisierte Angebote allen offen stehen, mag man sich nicht festlegen.

Eine Rolle spielen könnte gemäss dem IWB-Sprecher auch eine Strommarktöffnung für Kleinkunden. Zudem könnte die Diskussion um Elektroautos im Windschatten auch den Hausbatterien Schub geben.

©Text: Roger Lange, sda

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