Auch die Ausrüster der Photovoltaikindustrie können damit wieder auf bessere Zeiten hoffen. Solarworld hat Konzern Meyer Burger mit dem Umbau seiner Freiberger Zellenfertigung beauftragt. ©Bild: Meyer Burger

„Für 2015 erwarten wir eine Steigerung unserer weltweiten Absatzmenge um 55 Prozent auf mehr als ein Gigawatt“, sagt Solarworld Konzern-Chef Frank Asbeck. ©Bild: Solarworld

Solarausrüster: Auftragsbücher füllen sich wieder

(©SR) Die Modulhersteller erweitern ihre Produktionen und investieren in neues Fertigungsequipment. Das Geschäft der Solarmaschinenbauer kommt wieder in Schwung. Analysten der US-amerikanischen Marktforschungsfirma IHS unterstreichen in ihrem aktuellen Photovoltaik-Report den globalen Solar-Aufschwung: Die globale Gesamtleistung werde bis 2019 auf rund 500 Gigawatt steigen.


Der Überlebenskampf ist gewonnen: Nach langer Durstrecke investiert das Bonner Solarunternehmen Solarworld wieder in die Modernisierung und den Ausbau seiner Produktionsstätten in Deutschland. Der einstige Branchenprimus will seine Solarzellen-Fertigung im sächsischen Freiberg auf effizientere Perc-Technik umrüsten. Das Kürzel steht für Passivated Emitter Rear Cell, also eine Zelle, deren Rückseite durch spezielle Schichten optimiert ist. Dadurch soll die Leistung mit Perc-Zellen bestückter Module gegenüber Standardtechnik von 260 auf 280 Watt steigen.

Gleichzeitig vergrössert Solarworld seinen Produktionsstandort im thüringischen Arnstadt. Ein Jahr nach der Übernahme der ehemaligen Zellen- und Modulfertigung von Bosch will das Unternehmen die Fertigung um eine Ingots-Produktion erweitern. Das sind Siliziumblöcke, aus denen Scheiben für Zellen, die sogenannten Wafer, geschnitten werden. 70 zusätzliche Arbeitsplätze sollen durch den Ausbau in Arnstadt entstehen.

Steigerung um 55%
Für die Expansion gibt es gute Gründe: Solarworld ist in den USA, Frankreich, Grossbritannien und Japan gut im Geschäft. „Für 2015 erwarten wir eine Steigerung unserer weltweiten Absatzmenge um 55 Prozent auf mehr als ein Gigawatt“, sagt Konzern-Chef Frank Asbeck.

2019 plus 75 GW weltweit
Analysten der US-amerikanischen Marktforschungsfirma IHS unterstreichen in ihrem aktuellen Photovoltaik-Report den globalen Solar-Aufschwung. Nach ihrer Prognose werden im Jahr 2019 weltweit 75 Gigawatt Photovoltaikleistung neu installiert, 66 Prozent mehr als 2014. Die globale Gesamtleistung werde bis 2019 auf rund 500 Gigawatt steigen, im Vorjahr habe sie bei etwa 200 Gigawatt gelegen. China, Japan, die USA und Grossbritannien seien derzeit die Markttreiber.

Das sind gute Nachrichten für die Modulhersteller: Laut dem IHS-Report wird die Auslastung ihrer Solarfabriken in den kommenden fünf Jahren stetig zunehmen und der Auslastungsgrad 2019 das Niveau des weltweiten Boom-Jahres 2010 von durchschnittlich etwa 80 Prozent erreichen.

Bessere Zeiten für Ausrüster
Auch die Ausrüster der Photovoltaikindustrie können damit wieder auf bessere Zeiten hoffen. Solarworld hat den Schweizer Konzern Meyer Burger mit dem Umbau seiner Freiberger Zellenfertigung beauftragt. Die Modernisierungsarbeiten für eine Summe im hohen einstelligen Millionenbereich sollen bis Ende dieses Jahres erledigt sein. Erstmals nach langer Zeit erhält ein europäischer Solarausrüster damit wieder einen grösseren Auftrag vor der eigenen Haustür.

Die grössten Chancen bieten sich den Equipment-Lieferanten aber nicht in Europa, sondern in China, das Module derzeit regelrecht absorbiert. 2014 gingen dort Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 10.6 Gigawatt ans Netz, ein Viertel der weltweit installierten Solarleistung. Jetzt hat die chinesische Energiebehörde NEA nach Angaben der Agentur Bloomberg noch einen oben drauf gelegt: Das nationale Ausbauziel wurde für dieses Jahr von 15 auf 17.8 Gigawatt angehoben.

Erweiterungspläne für Produktionskapazität
Um den hohen Bedarf auf ihrem Heimatmarkt bedienen zu können, investieren Grosskonzerne wie Yingli, Trina und Jinko massiv in die Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten – und holen dafür auch deutsche Maschinenbauer ins Boot. „Eine Reihe führender Photovoltaik-Hersteller hat bereits Ende 2014 ihre Erweiterungspläne offen gelegt. Nicht weniger als zehn Gigawatt neue Modulkapazität für kristalline Module und zwei Gigawatt Kapazität für Dünnschichtmodule werden derzeit gehandelt“, sagt Florian Wessendorf vom deutschen Maschinenbauverband VDMA. Die Auftragssituation der Hersteller von Komponenten, Maschinen und Anlagen für die Photovoltaik in Deutschland entwickele sich daher zum Ende des ersten Quartals 2015 erfreulich. „In unserer aktuellen Geschäftsklima-Umfrage melden gut ein Drittel der Unternehmen eine Verbesserung der Auftragslage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum“, sagt Wessendorf.

Diversifizierung der Energiequellen
Auch mittel- bis langfristig bleiben die Perspektiven für die Ausrüster gut, denn neben China geraten zunehmend auch die Schwellenländer in Lateinamerika, Südostasien, im Nahen Osten und in Nordafrika in den Fokus der Solarbranche. „Die jeweiligen Behörden unterstützen die Diversifizierung der Energiequellen nach ihren Möglichkeiten und bieten der Photovoltaik-Branche damit neue Wachstumsmärkte. Sind die Märkte gross genug, kommt auch eine lokale Produktion in Betracht“, sagt Wessendorf.

Maschinenbauer Singulus aus dem unterfränkischen Kahl profitiert bereits vom neuen Investitionszyklus in der Solarindustrie. Das Unternehmen meldete Anfang März, einen „Grossauftrag für die Lieferung von Produktionsmaschinen für Hochleistungs-Solarzellen“ erhalten zu haben. Zusammen mit dem neuen Auftrag in zweistelliger Millionenhöhe werde der Auftragseingang für das Solar-Segment im ersten Quartal 2015 auf über 50 Millionen Euro ansteigen, heisst es bei Singulus.

Deutliche Zeichen der Belebung
Auch die Schmid Group aus Freudenstadt im Schwarzwald kommt auf dem Solarmarkt wieder besser in Tritt. Das Unternehmen errichtet derzeit eine 71-Megawatt-Modulfertigung in Argentinien, plant mit Partnern Zellen- und Modulproduktionen in Mexiko und Russland und erhält mittlerweile wieder mehr Aufträge aus Asien. So verkaufte Schmid Ende Februar nach eigenen Angaben acht neuartige Anlagen zur Beschichtung von Zellen an drei namhafte asiatische Hersteller. Schmid-Manager Christian Buchner wertet die aktuellen Verkäufe als „deutliches Zeichen der Belebung“.

Bei Manz wird die augenblickliche Lage ähnlich positiv beurteilt. Das Reutlinger Unternehmen liefert Produktionstechnik sowohl für kristalline Siliziummodule als auch für die Dünnschicht. Im kristallinen Geschäft überträgt es seine vorhandene Technik derzeit an seine chinesische Tochtergesellschaft, um in China alle wesentlichen kristallinen Aktivitäten zu bündeln. „Wir folgen damit den Anforderungen des Marktes nach Lieferung von Anlagen aus lokaler Produktion. Es ist unsere feste Überzeugung, dass China künftig der mit Abstand grösste Markt für die Produktion von kristallinen Solarzellen sein wird“, erklärt Firmen-Chef Dieter Manz.

„Uneingeschränkt optimistisch“ bleibe Manz auch im Hinblick auf den Verkauf schlüsselfertiger Produktionslinien zur Herstellung von Dünnschicht-Modulen auf Basis von Kupfer, Indium, Gallium und Selen (Cigs). Seine Dünnschicht-Aktivitäten konzentriert Manz im Tochterunternehmen Manz Cigs Technology in Schwäbisch Hall. Bisher hat es noch keine Cigs-Linie verkauft, doch ist man davon überzeugt, dass sich bald Investoren finden. Die Standardfabrik mit 150 Megawatt Gesamtleistung soll bis 2017 so optimiert werden, dass sie günstigere Module mit höheren Wirkungsgraden hervorbringen kann als kristalline Produktionen.

Zurück zur alten Stärke
Die IHS-Analysten sehen durchaus Chancen für die Cigs-Technik. Nach ihrem aktuellen Report erreichen Dünnschichtmodule aktuell einen Marktanteil von sieben Prozent. Diesen Anteil sollen Cigs und Module auf Basis von Cadmium-Tellurid bei einem deutlich wachsenden Weltmarkt bis 2019 halten. VDMA-Experte Wessendorf ist deshalb optimistisch: „Nach einer langen Phase der unterdurchschnittlichen Kapazitätsauslastung nähert sich der deutsche Photovoltaik-Maschinenbau wieder der alten Stärke.“

©Text: Sascha Rentzing

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