Es ist unerklärlich, weshalb das ENSI die Sicherheit der AKW nach wie vor als gegeben erachtet. In der tabellarischen Gesamtbewertung werden von 43 bewerteten Kategorien 28 mit „Verbesserungsbedarf“ oder „Abweichung“ vom Normalzustand taxiert.

AKW Mühleberg: Immer weniger Wissen und Erfahrung des Personals

(Fokus Anti-Atom) Gestsern hat das ENSI den jährlichen Aufsichtsbericht über die Kernanlagen publiziert. Fokus Anti-Atom hat mit Besorgnis festgestellt, dass im AKW Mühleberg immer mehr erfahrenes Personal den Betrieb verlässt. Nicht von ungefähr hat das AKW die weitaus meisten Vorfälle der Schweizer Anlagen verzeichnet.


Gravierender
Wissensschwund für einen Weiterbetrieb
„Die Personalfluktuation erreichte im Jahr 2013 einen Stand, welcher auf einen bedeutenden Verlust an werksspezifischem Wissen und Erfahrung hinweist.“ Dies schreibt das ENSI in seinem heute publizierten Aufsichtsbericht (Kap.2.7). Erfahrungen spielen in einem über vierzigjährigen AKW eine beutende Rolle. Jüngeres Personal ist mit der Technik der 1960-er Jahre zu wenig vertraut. Funktionsabläufe und technische Konstruktion unterscheiden sich erheblich von späteren Anlagen. Jürg Aerni, Präsident Fokus Anti-Atom: „Offensichtlich sind die Angestellten nicht mehr motiviert, auf einen Endzeitbetrieb hin zu arbeiten, was diesen umso gefährlicher macht.“ Nicht von ungefähr werden längst pensionierte Ingenieure als Berater beigezogen. Dies wiegt umso schlimmer, als auch auf der Ebene des Managements der Sicherheit zu wenig Beachtung geschenkt wird, wie kürzlich eine Expertengruppe der IAEA bei einer Kontrolle (OSART-Mission) bemängelt hat. Das ENSI hatte in seiner Beurteilung der zehnjährlichen Sicherheitsbeurteilung des AKW sogar den Verwaltungsrat kritisiert.

Notfallübungen an den Problemen vorbei

Es hätte auf der Hand gelegen, dass die Notfallorganisation den sicherheitstechnisch gravierenden Fall einer Verstopfung der Ansaugstutzen der Notkühlsysteme unter Erdbebenbedingungen simuliert. Dies wäre eine Herausforderung, gerade weil gleichzeitig Personal an anderen Orten benötigt wird: Das Brennelementbecken hat nach wie vor keine erdbebenfeste Kühlung. Stattdessen wurden Brände mit Ausfall von Sicherheits-, aber intakten Kühlwassersystemen geübt. Trotzdem stellt das ENSI im vorliegenden Jahresbericht fest: „Das KKM hat Ausbildungsbedarf für das Personal des Notfallstabs identifiziert“.

Alterungsprobleme
Bekannt war, dass das AKW mit Pumpen, v.a. den Umwälzpumpen Probleme hat. Ein Versagen kann den Verlust des Kühlwassers zur Folge haben und damit eine der grössten Notfallsituationen in einem AKW zur Folge haben. Neu ist im Aufsichtsbericht zu lesen, dass an mehreren Komponenten die Alterungsschäden aufgetreten sind: z.B. „Rissanzeigen“ in der Kühlwasserleitung im Reaktor, ebenso an Schweissnähten des Reaktordruckbehälters. Hinzu kommt eine Tropfleckage in einem Kühlwassersystem des Notstandgebäudes SUSAN. Die Zunahme der Korrosions- und Rissanzeigen hängt klar mit dem fortgeschrittenen Alter des AKW Mühleberg zusammen.

Schlechte Gesamtbewertung

Es ist unerklärlich, weshalb das ENSI die Sicherheit der AKW nach wie vor als gegeben erachtet. In der tabellarischen Gesamtbewertung werden von 43 bewerteten Kategorien 28 mit „Verbesserungsbedarf“ oder „Abweichung“ vom Normalzustand taxiert.

Text: Fokus Anti-Atom

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