Im Kehrichtofen wird der regionale Abfall verbrannt. Dabei entsteht Dampf, der in einer Turbine zuerst Strom und anschliessend heisses Wasser erzeugt. Hier ein voller Kehrichtlastwagen. ©Bild: T. Rütti

2013 in Betrieb genommen, erfüllt die rund 300 Meter lange Anlage des Stadtberner Energieversorgers die Ziele der Energiestrategien der Stadt und des Kantons Bern, wie den Journalisten erklärt wurde. ©Bild: T. Rütti

CEO Daniel Schafer (links) und Roland Hediger: Weil dank der Energiezentrale weniger Strom importiert werden muss, sank der CO2-Ausstoss für die Berner Stromversorgung um 57’000 Tonnen pro Jahr. ©Bild: T. Rütti

Im Kommandoraum: Die Energiezentrale Forsthaus überzeugt «mit einem sehr hohen Wirkungsgrad, indem sie die eingesetzte Energie besonders gut ausnutzt und damit viel Strom und Fernwärme produziert». ©Bild: T. Rütti

Auch bei der Verbrennung von Holz im Holzheizkraftwerk und von Erdgas im Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk entstehen Dampf und Fernwärme. Hier die Holzschnitzelanlieferung. ©Bild: T. Rütti

Die Erzeugung von Fernwärme mit Holz und Erdgas ist speziell für den hohen Wärmebedarf im Winter nötig. ©Bild: T. Rütti

EWB: Nachhaltige Energieversorgung aus der Energiezentrale Forsthaus

(©TR) 2013 in Betrieb genommen, verwandelt die Berner Energiezentrale Forsthaus als effizientes Gesamtsystem Kehricht, regionales Holz und Erdgas zu Strom, Dampf und Fernwärme. Sie trägt so ihren Teil dazu bei, dass Energie Wasser Bern ewb den Entscheid des Berner Stimmvolks umsetzen und bis 2039 aus der Kernenergie aussteigen kann. Das dritte Betriebsjahr wurde zum Anlass für eine Bilanz sowie einen Betriebsrundgang genommen.


Die rund 300 Meter lange Anlage des Stadtberner Energieversorgers erfüllt die Ziele der Energiestrategien der Stadt und des Kantons Bern, wie Daniel Schafer anlässlich einer Medienorientierung ausführte. Laut EWB-CEO Schafer werden hier «zu einem beträchtlichen Teil erneuerbare Ressourcen genutzt, um daraus lokal Energie zu erzeugen, nämlich rund einen Drittel des Stadtberner Strombedarfs und zwölf Prozent des Wärmebedarfs». Durch diese Zentrale könne Energie Wasser Bern zudem flexibel auf die Bedürfnisse des Markts reagieren und sei noch unabhängiger von anderen Stromlieferanten geworden. Dank moderner Technik funktioniere die Energiezentrale Forsthaus umweltverträglich und halte die scharfen Vorgaben ein. Wie den Medienvertretern demonstriert wurde, werden die Abgase in einem mehrstufigen Verfahren behandelt. Zusätzliche Filter- und Reinigungsprozesse sorgen dafür, dass möglichst viele wertvolle Stoffe wiederverwertet und die Ressourcen geschont werden. Weil Energie Wasser Bern dank der Energiezentrale Forsthaus weniger Strom aus dem Ausland importieren muss, sank der gesamte CO2-Ausstoss für die Berner Stromversorgung um 57’000 Tonnen pro Jahr, wie von CEO Daniel Schafer und Roland Hediger, Leiter Energieproduktion, zu erfahren war.

Mehraufwand infolge Abrechnung für KEV-Entschädigung
Roland Hedigers Fazit im Wortlaut: «Durch unser Anlagekonzept konnte die Kostenrechnung der KVA klar verbessert werden (Investitionen und Personalkosten) und der Tarif für die Direktanlieferung gesenkt werden. Die Anlage ist aus betrieblicher Sicht sehr flexibel einsetzbar und garantiert eine hohe Versorgungssicherheit. Die technischen Probleme bewegen sich im normalen Rahmen. Durch die komplexe Anlagenstruktur mit den vielen Betriebsmöglichkeiten ist die Bestimmung der wirtschaftlichsten Fahrweise, ohne technische Hilfsmittel kaum zu bewältigen. Die Abrechnung für die KEV-Entschädigung hat zu einem grossen technischen und administrativen Mehraufwand geführt.» Welche technischen Probleme könnten gemeint sein? Ein Beispiel: Jetzt, während der laufenden Jahresrevision, müssen die Katalysatoren durch neue ersetzt werden, weil die ursprünglich eingebauten Katalysatoren nicht den Vorstellungen entsprachen; zum Teil können allerdings Garantieleistungen geltend gemacht werden.

M
ehr Fernwärme oder mehr Strom gefällig?
2013 wurde die Energiezentrale Forsthaus als Schweizer Premiere gefeiert: Innovativ wurde die Kehrichtverwertungsanlage (KVA) mit einem Holzheizkraftwerk (HHKW) und einem Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk (GuD) kombiniert. Dank diesem Zusammenspiel lässt sich die gesamte Anlage flexibel betreiben. Je nach Jahreszeit und Kundennachfrage kann aus Kehricht, Holz und Erdgas mehr Fernwärme oder mehr Strom produzieren:

  • Im Kehrichtofen wird der regionale Abfall verbrannt. Dabei entsteht Dampf, der in einer Turbine zuerst Strom und anschliessend heisses Wasser erzeugt. Dieses wird ins Fernwärmenetz von Energie Wasser Bern eingespeist. Einige industrielle Kunden beliefert das Unternehmen direkt mit Dampf.
  • Auch bei der Verbrennung von Holz im Holzheizkraftwerk und von Erdgas im Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk entstehen Dampf und Fernwärme.
  • Mit dem Dampf wird in einer zweiten Turbine ebenfalls Strom produziert, das heisse Wasser gelangt ins Fernwärmenetz. Die Erzeugung von Fernwärme mit Holz und Erdgas ist einerseits für den hohen Wärmebedarf im Winter nötig, den die KVA allein nicht decken könnte. Andererseits lässt sich damit ein Ausfall der KVA kompensieren.

Die Energiezentrale Forsthaus überzeugt laut eigener Einschätzung «mit einem sehr hohen Wirkungsgrad, indem sie die eingesetzte Energie besonders gut ausnutzt und damit viel Strom und Fernwärme produziert». Zusätzlich wird auf dem Dach der Energiezentrale mittels Photovoltaikanlage zertifizierter Ökostrom produziert. Zitat: «Diese Kombination stärkt die Positionierung von Energie Wasser Bern als Gesamtenergiespezialist, der neue Ideen umsetzt und benutzerfreundliche Lösungen anbietet. »

Ein Blick auf die Ist-Zahlen 2015
Bei den Brennstoffen wurde eine Kehrichtmenge (KVA) von 121‘068 t und eine Holzmenge (HHKW) von 55‘000 t erreicht, entsprechend Gasverbrauch (GuD): 282‘225 MWh. Bei der Fernwärme wurden ca. 230‘445 MWh pro Jahr erreicht sowie 44‘925 MWh Prozessdampf pro Jahr. Die Nettostromproduktion: KVA 60.1 GWh, HHKW 13.6 GWH, GuD 134.1 GWh. Es ergeben sich folgende Auslegungsdaten pro Jahr: Die Kapazität KVA beträgt 135‘000 t Kehricht, der Holzbedarf HHKW 80‘000 t Holz, der Gasverbrauch 600‘000 MWh Erdgas. Die abgegebener Fernwärme pro Jahr: bis zu 290‘000 MWh, abgegebener Dampf ca. 40‘000 MWh, Stromproduktion bis zu 360‘000 MWh. Die elektrische Gesamtleistung betrug 2015 89 MW, davon Dampfturbine KVA 16 MW, Dampfturbine GuD und HHKW 27 MW und Gasturbine 46 MW.

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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