Verbund-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber: „Unser gemeinsames Ziel ist die Reduktion der CO2-Emissionen und die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Österreich.“ ©Bild: Verbund

Voestalpine und Verbund: Starten strategische Kooperationsprojekte

(PM) Der Technologie- und Industriegüterkonzern Voestalpine und der österreichische Stromerzeuger Verbund werden künftig die Zusammenarbeit im Rahmen strategischer Kooperationsprojekte verstärken. Diese umfassen neben neu konzipierten längerfristigen Verbund-Stromlieferungen für einzelne Voestalpine-Standorte Flexibilisierungskonzepte in den Bereichen Stromerzeugung und Strombedarf.


Darüber hinaus wird die Prüfung möglicher Photovoltaikprojekte an österreichischen Voestalpine-Standorten ins Visier genommen. Zudem wurde eine Forschungszusammenarbeit im Zukunftsbereich Wasserstoff beschlossen.

Langfristig tragfähige, stabile Partnerschaften
Sowohl die Energieerzeuger als auch die Industrie sehen sich in Europa gegenwärtig mit grossen energiepolitischen Herausforderungen konfrontiert. Während die Klima- und Energieziele der EU bis 2030 eine Senkung der CO2-Emissionen um 40 Prozent vorsehen und damit die energieintensive Industrie vor nahezu unlösbare Probleme gestellt wird, befindet sich auch die Strombranche durch die Energiewende in einem radikalen, tiefgreifenden Umbruch. In diesem Zusammenhang werden langfristig tragfähige, stabile Partnerschaften zwischen Energie- und Industrieunternehmen immer wichtiger. Die nunmehr in Aussicht genommene verstärkte Kooperation zwischen dem Technologie- und Industriegüterkonzern Voestalpine sowie dem Verbund als grösstem österreichischen Stromerzeuger und einem der grössten Stromerzeuger aus Wasserkraft in Europa, geht daher erstmals sehr deutlich über den klassischen Bereich der blossen Stromlieferung hinaus und setzt aktiv auf das gemeinsame Nützen zukünftiger Chancen in beiden Branchen.

Vier Kernbereiche
Anknüpfend an bestehende Geschäftsbeziehungen beinhaltet die jetzt geplante Zusammenarbeit zunächst die Lieferung von Verbund-Strom für einzelne Unternehmensstandorte der Voestalpine in Österreich auf einer erweiterten, den komplexen Preis- und Leistungsstrukturen der Zukunft besser als bisher Rechnung tragenden Basis. Ein entsprechender Liefervertrag wurde für einen Zeitraum von vorerst sechs Jahren fixiert. Des Weiteren wird an Projekten für erneuerbare Eigenstromerzeugung an inländischen Voestalpine Konzern-Standorten gearbeitet. Konkret geht es dabei um die Prüfung hinsichtlich Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit sowie um die Entwicklung von Betreibermodellen für Photovoltaik-Anlagen. Darüber hinaus wollen die Partner bei Demand-Side-Management-Lösungen – sprich dem Ausgleich von kurzfristigen Schwankungen im Stromnetz durch Erzeugungsanlagen der Voestalpine – umfassender als bisher zusammenarbeiten. Beim vierten Kernbereich handelt es sich um eine gemeinsame langfristige Forschungsinitiative zum Thema Wasserstoff, bei der es schwerpunktmässig um Potenziale und Möglichkeiten für den Einsatz von Wasserstoff in den einzelnen Prozessstufen der Stahlherstellung geht.

Gemeinsames erklärtes Ziel der strategischen Projektarbeit ist es, letztlich die langfristige Konkurrenzfähigkeit des Industriestandortes Österreich in Bezug auf die energiespezifischen Voraussetzungen einer kritischen Prüfung und Bewertung zu unterziehen.

Ökologie-Benchmark in der Stahlerzeugung
Die Voestalpine gilt in ihrer Branche bereits seit längerem als Umwelt- und Effizienzbenchmark. Auf über 2.2 Milliarden Euro belaufen sich allein in den letzten zehn Jahren nur die laufenden Betriebsaufwendungen für Umweltanlagen in Österreich. Die Stahlstandorte Linz und Donawitz sind durch einen integrierten Energiekreislauf, bei dem die in der Stahlproduktion anfallenden Prozessgase in eigenen Kraftwerken in Strom umgewandelt und dieser dann in den nachgelagerten Anlagen (insbesondere den Walzwerken) verwendet wird, nahezu stromautark. „Die Voestalpine will konsequent weiter in Richtung schrittweiser Dekarbonisierung der Stahlproduktion gehen, um langfristig von Kohle über nachfolgende Brückentechnologien vor allem auf Erdgasbasis (wie demnächst in der neuen Direktreduktionsanlage in Texas) hin zu einer möglichen Anwendung von CO2-neutralem Wasserstoff zu gelangen – auch wenn dieser Weg sicher noch ein sehr langer sein wird“, so Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der Voestalpine AG.

Wasserstoffbasierte Stahlerzeugung ist derzeit ein Zukunftsszenario, das aus heutiger Sicht in etwa 20 Jahren Realität sein könnte. Der Konzern würde für die komplette Umstellung seiner Produktion auf erneuerbare Energie rund 33 TWh (Terawattstunden) pro Jahr aus dem externen Netz benötigen, da im Falle einer umfassenden Technologieänderung der Energiebedarf nicht mehr aus eigener Stromproduktion gedeckt werden könnte. Dies entspricht der Leistung von mehr als 30 Grosswasserkraftwerken bzw. rund 50 Prozent des gesamten heutigen Strombedarfs Österreichs. Somit wäre eine Technologieumstellung für die Voestalpine in absehbarer Zeit weder technisch noch wirtschaftlich umsetzbar. „Eine Transformation erfordert die langfristige permanente Koordination von Energieerzeugern und -verbrauchern, wobei eine Technologieumstellung nur in dem Ausmass Sinn macht, als jeweils entsprechende Energie in ausreichendem Umfang und zu global konkurrenzfähigen Bedingungen zur Verfügung steht“, so Eder. Der Voestalpine-CEO betont zudem, dass die Rahmenbedingungen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit in jeder Phase eines so tiefgreifenden Transformationsprozesses auf politischen und nicht wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen beruhen.

100 Prozent CO2-freier Erzeuger
Verbund setzt den Weg zum 100 Prozent CO2-freien Erzeuger konsequent fort. Rund 95 Prozent des Verbund-Stroms kommen aktuell aus erneuerbaren Energien, vorrangig Wasserkraft. Neben Stromerzeugung, -übertragung, -handel und -vertrieb setzt das Unternehmen zunehmend auf den Ausbau energienaher Dienstleistungen für Industrie- und Gewerbekunden wie auch Haushaltskunden. „Wir freuen uns über diese zukunftsweisende Kooperation zwischen zwei grossen österreichischen Unternehmen, die beweist, dass sich die Anliegen der produzierenden Industrie und die effiziente Nutzung sauberer Energie ergänzen. Unser gemeinsames Ziel ist die Reduktion der CO2-Emissionen und die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Österreich“, bestätigt Verbund-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber. „Gerade das Thema Wasserstoff bietet grosses Potenzial für den industriellen Einsatz wie auch als Speichertechnologie, um die volatile Stromerzeugung aus den neuen erneuerbaren Energien auszugleichen.“

Die Projektkooperation von Verbund und Voestalpine ist vorerst auf einen Zeitraum von sechs Jahren angelegt. Das Partnerschaftsabkommen sieht vor, die aktuellen Themenbereiche gegebenenfalls um weitere gemeinsame Projekte zu ergänzen.

Text: Verbund AG

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