Die Gewinner des Wettbewerbs „Solarenergie intelligent speichern“. ©Bild: Anita Niederhäusern

Angeregt diskutiert über die Förderung von Solarenergie haben: Roger Nordmann, Frank Rutschmann (links), Carmen Walker Späh und Hans Killer (rechts).

Helvetic Energy Solargipfel: Wasserstoffsiedlung gewinnt

(©AN) Die Wasserstoffsiedlung ist das Siegerprojekt des Wettbewerbs „Solarenergie intelligent speichern“, des zum zweiten Mal durchgeführten Solargipfels von Helvetic Energy, dem Thermie- und Photovoltaikspezialisten aus Flurlingen. Eingangs legte Professor Dr. Franz Baumgartner, Dozent für erneuerbare Energien an der der ZHAW, seine Sicht der Energiewende dar.


Der Gutschein über CHF 5000 wurde dem Siegerteam der Berufsschule Luzern am 23. Oktober in Winterthur überreicht. Das Projekt, das in nur sechs Wochen ausgearbeitet werden musste, umfasst eine Siedlung, in der Photovoltaikstrom mit Hilfe von Wasserstrom gespeichert wird. Bei Bedarf wandelt eine Brennstoffzelle den Wasserstoff in Strom um.

Gute Vorlage für Umsetzung
Professor Dr. Franz Baumgartner, Dozent für erneuerbare Energien an der der ZHAW, würdigte als Vertreter der Jury den roten Faden des Projekts: „Auch wenn ich persönlich nicht glaube, dass Wasserstoff in fünf Jahren so günstig ist, dass das Projekt wirtschaftlich umgesetzt werden kann, ist es doch in sich schlüssig.“ Gefallen hat der Jury auch der von den Projektmitgliedern erstellte Film. „Es stimmen zwar nicht alle Zahlen ganz genau, aberein interessiertes Unternehmen hätte damit doch eine gute Vorlage sein, um das Projekt mit wenigen Anpassungen umzusetzen“, führte Baumgartner aus.

Politisches Engagement gefordert
Einleitend präsentierte Professor Baumgartner seine Vision der Energiewende. Insbesondere lobte er den Pioniergeist von Deutschland, das die Industrialisierung von Solar- und Windkraft überhaupt erst möglich gemacht habe. Er verwies auf die Preisreduktion des Solarstroms seit 1975 um Faktor 100 hin: „In derselben Zeit haben sich die Kosten von Atomstrom verdreifacht“, erklärte er den rund 80 Teilnehmern des Solargipfels. Das Wachstum der Photovoltaik werde sich fortsetzten, zwar nicht mehr exponentiell, aber linear. „Ich gehe davon aus, dass sich in rund 15 Jahren Solarspeicher für den Privatverbrauch, die heute noch zu teuer sind, lohnen werden“, ist er überzeugt. Die Schweiz werde aber erst in rund einem Viertel Jahrhundert auch zusätzliche Speicher benötigen. Denn die Haushalte würden in Zukunft nur noch rund einen Drittel des Stroms aus dem Netz beziehen, den sie heute beziehen.

Umbau nicht von heute auf morgen
Baumgartner mahnte jedoch, dass der dringende Umbau der Energiebranche nicht von heute auf morgen geschehe, daher sei es so wichtig, dass heute konsequent auf eine erneuerbare Energieversorgung gesetzt werde. Wie viel möglich ist, zeigte er anhand des kleinen Dorfs Dettighofen in Baden-Württemberg : Dort werde pro Kopf bereits 800 Watt installierte Solarstromleistung verzeichnet. Doppelt so viel wie im deutschen Durchschnitt und rund 9-mal mehr als in der Schweiz. Dies zeige, dass der geforderte Netzausbau sehr viel tiefer ausfallen werde, als oft gefordert. Angesichts der nur gerade 1.5 % Solarstrom in der Schweiz und des Rückstands auf Deutschland, wo inzwischen 6 % Solarstrom verbraucht wird, forderte Baumgartner von der Schweizer Politik etwas mehr Ehrgeiz bei den Zielsetzungen.

Solarförderung kein Sündenfall
„Für mich als Vertreterin der FDP ist die Anschubfinanzierung der erneuerbaren Energien wichtig und auch gewünscht“, erklärte Carmen Walker Späh, Zürcher Kantonsrätin für die FDP, anlässlich der Podiumsdiskussion. „Was ich nicht möchte, sind Dauersubventionen. Das Kind muss irgendwann lernen, selber zu gehen.“ Auch Hans Killer, Präsident von bauenschweiz und als SVP Nationalrat Präsident der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie, kurz UREK-N, äusserte sich entschieden gegen die Förderung: „Wenn wir Solarstromanlagen für 20 Jahre fördern müssen, dann setzen wir doch falsche Anreize! Ich wehre mich gegen diese Lawine von Unterstützung!“ Roger Nordmann, Präsident von Swissolar und Nationalrat der SP konterte, dass die Förderung der Erneuerbaren zu Unrecht immer als Sündenfall angesehen werde: „Energie war immer eine Angelegenheit des Gemeinwesens. Ich wehre mich dagegen, dass die Förderung der Erneuerbaren als Sündenfall, vergleichbar mit dem von Adam und Eva im Paradies, angesehen wird. Denn auch schon die grossen Speicherkraftwerke hat man mit den Gewinnen aus den Flusskraftwerken gebaut, die notabene dem Staat gehörten.“

UBS verlangt 5% Rendite
Auf die von Carmen Walker Späh und Hans Killer geäusserte Abneigung gegen neue Steuern für die Erneuerbaren konterte Roger Nordmann vehement: „Die KEV ist keine neue Steuer, sondern eine Lenkungsabgabe, die auf jeder Kilowattstunde erhoben wird und im Umbau der Energieversorgung wieder eingesetzt wird!“ Frank Rutschmann, Leiter Erneuerbare Energien im Bundesamt für Energie, fügte hinzu, dass gerade die KEV so ausgestaltet werden müsse, dass sie auch für Investoren interessant bleibe: „Wir haben zum Beispiel mit der UBS gesprochen, und die sagt knallhart, dass sie nur in erneuerbare Energien investieren würde, wenn die Renditen mindestens 5 % betrügen.“ Die KEV sei seit der Lancierung 2008 bereits mehrere Male gesenkt worden: „Die Senkung nächstes Jahr wird die härteste sein, die wir je gemacht haben. Doch wir bringen die Branche nur zu weiteren Kostensenkungen, wenn wir die Schraube immer weiter anziehen.“

3. Solargipfel in Planung
„Im Vergleich zum letzten Jahr war die Podiumsdiskussion heute sehr angeregt, das hat mir persönlich sehr gefallen“, äusserte sich Till Farag, Geschäftsführer von Helvetic Energy, abschliessend. „Das Thema hat heute auch wirklich gut gepasst. Es ist immer schwierig, ein Dreivierteljahr im Voraus ein Thema festzulegen, denn wir wissen nicht, ob es dann zum Zeitpunkt des Solargipfels gerade aktuell ist.“ So macht sich Helvetic Energy schon bald wieder Gedanken über Themen für einen Wettbewerb, der 2015 durchgeführt und am dritten Solargipfel vorgestellt werden könnte.

©Text: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

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