Ein Reisverabreitungszentrum, betrieben mit Photovotaik, in Chiba. ©Foto: Takomachi-Shunnoaji Sanchoku Center

SES: Japans KMU-Verband will die Energiewende

(©KT/ SES) Der erste Sommer in Japan ohne ein einziges AKW am Netz hat begonnen – und funktioniert problemlos. Der japanische Wirtschaftsverband der grossen Firmen Keidanren übt allerdings massiven Druck auf die Regierung aus und verlangt ein baldiges Wiederauffahren der AKW sowie eine Drosselung der Einspeisevergütung für erneuerbare Energien.


Ende Juni forderten Aktionäre, unter ihnen die Stadt Osaka, an den Aktionärsversammlungen der neun japanischen Stromkonzerne und AKW-Betreiber den Atomausstieg. Die mächtigen Grossaktionäre jedoch votierten dagegen – mit Erfolg.

Atomausstieg für KMU-Vereinigung
Allerdings besteht Japan nicht nur aus Grosskonzernen. 70% der Arbeitnehmer arbeiten für KMU. Und die japanische KMU-Vereinigung Chushokigyoka-Doyukai möchte ganz klar den Atomausstieg. Der Verband, dem 43’000 KMU angeschlossen sind, hat im Juni seine Forderungen an die japanische Regierung gestellt: Er verlangt die Energiewende und eine von nuklearen und fossilen Energieträgern unabhängige Zukunft Japans. Die japanische Regierung soll sich die regionale Energieautonomie durch Effizienz und Erneuerbare zum Ziel setzen und unterstützen.

Für dieses ambitionierte Ziel benötigt Japan einen Aktionsplan vergleichbar mit Deutschland. Dieser Plan soll unter Beteiligung der gesamten Bevölkerung definiert werden. Für die Realisierung der Energiewende sollen speziell HandwerkerInnen und Fachleute ausgebildet werden. Wie in Deutschland sollen dadurch in den Regionen Arbeitplätze geschaffen werden und die Wirtschaft gestärkt.

Energiewende starten
Der Verband möchte ein «KMU-Energie-Statement» verabschieden und eine landesweite «Lern- und Verbreitungs-Bewegung» der Energiewende unter den KMU starten. Eine Umfrage bei rund 1700 KMU hat gezeigt, dass 85% der Firmen sich für die Energiewende einsetzen möchten. Regional sind in Japan bereits zahlreiche, durch Kleinunternehmen angestossene Projekte mit erneuerbarer Energie zu beobachten.

Regierung hält an Altem fest
Die Regierung selbst scheint jedoch die Energiewende wenig ernst zu nehmen – und hält zunehmend an Altem fest: Der «Atomfilz» sollte entflochten werden – doch das Projekt ist bereits beim neuen Amt für Nukleare Sicherheit gescheitert. So verletzt die Wahl eines neuen Mitglieds des Atomregulierungs-Ausschusses die Regel der früheren Regierung, wonach Ausschussmitglieder in den letzten drei Jahren keine Honorare von der Nuklearindustrie erhalten haben dürfen. Parlament und Regierung wählten als neues Mitglied Satoru Tanaka, der als Präsident einer Branchenorganisation der Nuklearindustrie amtiert hat und bis dieses Jahr Geld von der Atomindustrie erhalten hat. Die japanische Regierung hat ihn anstelle des Atomkritikers Kunihiko Shimazaki, einen Seismologen, eingesetzt.

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©Text: von Kaori Takigawa im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung / Quelle: Tokyo-Shinbun, Chushokigyo-Doyukai

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