Alpiq erwartet ein operatives Ergebnis 2017 unter Vorjahr. Der Grund dafür liegt im Geschäftsbereich Generation Switzerland. Dort belasten die negativen Währungseffekte sowie weiterhin tiefe Grosshandelspreise die Schweizer Stromproduktion.

Alpiq: Legt Wasserkraftverkauf auf Eis und rutscht mit CHF 109 Mio. weiter in die roten Zahlen

(sda) Der Energiekonzern Alpiq legt den teilweisen Verkauf seines Wasserkraftportfolios auf Eis. Der Konzern fand nach eigenen Angaben keine Käufer, welche auch die Risiken mittragen wollten. Alpiq hofft auf die Politik. Das Unternehmen veröffentlichte heute seine Halbjahreszahlen: Der Reinverlust von Alpiq beträgt 109 Millionen Franken. Im Vorjahr waren es noch 2 Millionen Franken gewesen.


Keine der in- und ausländischen Investoren seien bereit gewesen, die regulatorischen Unwägbarkeiten mitzutragen, sagte Alpiq-Chefin Jasmin Staiblin am Montag vor den Medien in Olten. "Keiner war bereit, diese Risiken zu übernehmen und die Situation zu überbrücken, bis sich die Preise am mittleren und langen Ende wieder erholen." Der Konzern hatte im März 2016 nach Millionenverlusten angekündigt, man wolle bis zu 49 Prozent am Wasserkraftporfolio an Investoren verkaufen. Den teilweisen Verkauf hatte Alpiq vom Preis, den vertraglichen Konditionen sowie von der Transaktionssicherheit abhängig gemacht.


Energiekommission: "Alpiq-Begründung unhaltbar"
Der Präsident der Energiekommission der Nationalrats (UREK), Stefan Müller-Altermatt (CVP/SO), hat sich erleichtert gezeigt über den Entscheid von Alpiq. Allerdings sei die Begründung nicht haltbar, betonte er am Montag auf Anfrage der sda. Es war klar, dass ein Verkauf angesichts des Marktumfelds schwierig war, führte Müller-Altermatt aus. Dass die Alpiq nun selber die Wasserkraft über die Runden bringen wolle und in besseren Zeiten wieder davon profitieren werde, sei positiv. Strategisch habe es kein Interesse an einem Verkauf ins Ausland gegeben.

Die Energiekommission hat sich das letztes Mal mehrmals für die Unterstützung der Wasserkraft stark gemacht. In ihrer Begründung für den Verkaufsverzicht schrieb Alpiq am Montag, potenzielle Käufer hätten die regulatorischen Risiken nicht auf sich nehmen wollen. "Diese Begründung ist nicht haltbar", kritisiert Müller-Altermatt. Es habe nie ein Anzeichen gegeben, dass die regulatorischen Bedingungen verschlechtert würden. Im Gegenteil in jüngerer Zeit habe es immer wieder Diskussionen über Entlastungen gegeben. Obwohl Alpiq nun Millionenerlöse entgehen, ist für Müller-Altermatt eine Staatsrettung kein Thema. "Ich halte Alpiq für robust, nach wie vor."

Diese drei Kriterien wurden nicht erfüllt, wie es hiess. Als weiterer Stein auf dem Weg wurden die politischen Diskussionen angeführt. Die Politik habe jedoch erkannt, dass die Wasserkraft defizitär sei, hielt Staiblin fest. Dies zeige, dass die Fakten rational angesehen würden. Der Ball liege bei der Politik, heisst es bei Alpiq.



Alpiq will "Übergangslösung"

Es gebe die Erkenntnis, dass für die Wasserkraft eine "Übergangslösung" notwendig sei, sagte die Alpiq-Chefin. So könne die Wasserkraft im Markt wirtschaftlich betrieben werden. Man sei im konstruktiven Dialog und zeige die Situation transparent auf. Konkrete Forderungen stelle Staiblin nicht.

Alpiq verkauft den produzierten Strom im teilliberalisierten Markt an der Strombörse. Zwölf weitere Schweizer Produzenten sind in der gleichen Situation. Die Verkaufserlöse decken jedoch die Produktionskosten nicht. Die Gestehungskosten der Wasserkraft liegen bei 6.5 Rappen pro Kilowattstunde (kWh), während die Grosshandelspreise unter 3.5 Rappen pro kWh liegen. Alpiq rechnet mit keiner baldigen Erholung der Terminpreise.

Der Alpiq-Bereich "Generation Schweiz", in der die Wasserkraftanlagen und die beiden Beteiligungen an den AKW Leibstadt AG und Gösgen SO zusammengefasst sind, weist im ersten Halbjahr ein Defizit von 100 Millionen Franken aus.

Geschütztes Monopol
Alpiq-Chefin Staiblin sagte, die Wasserkraft im geschützten Monopol habe kein Problem. Es sind Produzenten, die den Strom direkt dem Endkunden zu den Gestehungskosten überwälzen können. "Im Markt ist die gesamte Schweizer Wasserkraft defizitär", betonte Staiblin. Das Defizit der Schweizer Wasserkraft betrage eine Milliarde Franken pro Jahr. Rund 60 Prozent der Wasserproduzenten seien im regulierten Markt. "Diese Situation ist absurd. Sie verzerrt den Markt", hielt sie fest.

Das Schweizer Wasserkraftportfolio der Alpiq besteht aus zwölf Speicherkraftwerken, einem Pumpspeicherkraftwerk sowie aus fünf Flusskraftwerken. Diese Anlagen, an denen Alpiq beteiligt ist oder die sie vollständig bestitzt, befinden sich in den Kantonen Wallis, Graubünden, Waadt, Tessin und Solothurn. Es handelt etwa um die Speicherkraftwerke Grande Dixence, Engadin, Blenio oder Hinterrhein.

109 Millionen Verlust
Im ersten Halbjahr beträgt der Reinverlust von Alpiq 109 Millionen Franken. Im Vorjahr waren es noch 2 Millionen Franken gewesen. Werden Aufwendungen im Zusammenhang mit Schiedsgerichtverfahren, Rückstellungen, Verkäufen von Firmenteilen sowie weitere Sondereinflüsse herausgerechnet, beträgt der Verlust 5 Millionen Franken, nach einem Gewinn von 41 Millionen Franken im Vorjahr.

Alpiq bekommt unter anderem die Euro-Mindestkursaufhebung vom Januar 2015 zu spüren: Die Währungsabsicherungsgeschäfte, die vor dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) abgeschlossen wurden, laufen nun aus. Zudem drückt der ausserplanmässige Stillstand des Kernkraftwerks Leibstadt auf das Ergebnis. Für das erste Halbjahr 2017 sind das 30 Millionen Franken und 2016 waren es 42 Millionen, sodass für den gesamten Produktionsausfall wegen technischer Probleme 72 Millionen Franken aufliefen. Der Erhalt der Kapitalmarktfähigkeit, die Sicherstellung der nach wie vor soliden Liquidität und die weitere Reduktion der Nettoverschuldung haben oberste Priorität.

Kennzahlen der Alpiq Gruppe per 30. Juni 2017


©Text: SDA

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1 Kommentare

Bernhard Schmocker

Das Verkaufsangebot der Alpiq zeigte klar, dass ein Verkauf gar nicht angestrebt worden ist. Wer sollte sich einen solchen Kauf antun? Warum eine Minderheitsbeteiligung an einem Kraftwerk kaufen und sich damit einen teureren Strombezug einhandeln. Dies hätte allenfalls höchstens für die Aktionäre der Alpiq Sinn gemacht.
Was war also der Zweck der vermeintlichen Verkaufsbemühungen? Sie gründe liegen wohl eher in der Politik und in der Lobbyingarbeit.

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